Donnerstag, 9. April 2020

Corona, Verkehr und Luftqualität: Windrichtung entscheidend

Seit vorgestern sorgt ein Antrag der CDU Limburg für Diskussionen, der sich mit dem Zusammenhang zwischen Straßenverkehr und Luftqualität in Limburg beschäftigt. Den Christdemokraten war aufgefallen, dass sich die NO2-Werte (NO2: Stickstoffdioxid) nicht verändert haben, seit das Verkehrsaufkommen infolge der Corona-Maßnahmen erheblich zurückgegangen ist. Ein Limblog-Faktencheck (Link siehe unten) hat diese Beobachtung bestätigt.

Die Christdemokraten bitten daher den Magistrat, beim zuständigen Land eine Analyse der Daten vor, während und nach der Corona-Krise einzuholen.

Limblog liegt jetzt eine erste Stellungnahme des Hessischen Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Gelogie vor. Demnach hat sich zeitgleich mit dem Beginn der Corona-Maßnahmen die Windrichtung geändert, von Süd-West auf Ost. Bei Ostwind zeigt die Messstation auf der Schiede aber immer erhöhte NO2-Werte an.

Hier die Mitteilung von Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, im Wortlaut:

"In der Tat ist die Station Limburg-Schiede eine der wenigen Stationen in Hessen, an denen eine Reduktion der NO2-Werte seit der reduzierten Verkehrszahlen nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist. Im Gegenteil, würde man jetzt einfach nur Ende März mit Anfang März vergleichen, ergäbe sich, dass die NO2-Werte an der Schiede um einiges gestiegen sind. Das liegt daran, dass an diesem Standort die Windrichtung eine besonders große Rolle spielt.

Anfang März hatten wir hauptsächlich Südwestströmung und jetzt seit ca. drei Wochen (quasi gleichzeitig mit Beginn der Corona-Maßnahmen) fast ausschließlich östliche Strömung. Bei Ostwind messen wir an der Messstation aber generell viel höhere NO2-Werte als bei Südwestwind, deshalb ist vom „Corona-Effekt“ erst mal nichts zu merken. Warum die Werte an der Messstation Limburg-Schiede so stark windabhängig sind, haben wir uns bereits vor längerem angeschaut. Dies liegt - kurz gesagt - an den Strömungsverhältnissen in der Straßenschlucht, die stark windrichtungsabhängig sind und daran, dass in Limburg schon die Luft im städtischen Hintergrund generell bei östlichen Windrichtungen stärker mit NO2 belastet ist. Das Umweltministerium arbeitet gerade an der 2. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Limburg, darin wird der starke Windrichtungseffekt auf die NO2-Konzentrationen an der Schiede auch thematisiert werden.

Für die aktuellen Auswertungen zu den Auswirkungen des geringeren Verkehrs auf die NO2-Belastung haben wir die jetzigen Werte (seitdem der Verkehr abgenommen hat) mit den Werten, die wir sonst bei gleichen Windverhältnissen im Mittel messen (Winterhalbjahr 19/20, nur stetiger NO-Wind), verglichen. Dabei kann man auch für die Messstation an der Schiede eine signifikante Reduktion der NO2-Werte erkennen. Das heißt also, hätte man die gleichen meteorologischen Bedingungen wie Anfang März, könnte man auch in Limburg einen „Corona-Effekt“ sehen."

Die Luftmessstation an der Schiede in Limburg. Foto: Limblog

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