Dienstag, 16. Juli 2024

Wie nennt man dieses Gericht?

Diese Frage hatten wir zum Foto eines "gebackenen Kartoffelfladen" gestellt. Es ging eine ganze Reihe von Antworten ein, aber nur eine ist richtig: Kartoffelkreppel (oder -kreppelchjer). 
 
Interessanterweise gibt es diese Option im "Atlas zur deutschen Alltagssprache" der Universitäten Lüttich und Salzburg überhaupt nicht  Ebensowenig wie einige andere von den Limblog-Lesern genannte Bezeichnungen:
 
Schnippelskouche, Kartoffelplätzchen, Schmagiggelchen, Schmaginchen, Reibeplätzchen, Kröppelche


Quelle: Atlar zur deutschen Alltagssprache, Universitäten Lüttich/Salzburg, https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f01e/
Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache, Universitäten Lüttich/Salzburg, https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f01e/

 

Samstag, 13. Juli 2024

Was wäre Demokratie ohne Sie?

Mit dieser rhetorischen Frage leitet der Limburger Magistrat sein Dankschreiben an die Wahlhelfer ein. Diesmal gab es neben warmen Worten auch zwei Präsente in Form von je einem Gutschein für das Freibad und den LahnStar. Diese Präsente können natürlich nicht die Freizeit aufwiegen, welche die Wahlhelfer am Wahlsonntag investieren - aber die Geste kommt trotzdem an: sie drückt die Anerkennung des Rathauses für die Ehrenamtlichen aus, die bei jeder Wahl im Maschinenraum der Demokratie unentgeltlich malochen.

Viele wissen leider nicht, dass unsere Demokratie nicht von selbst funktioniert, sondern von richtigen Menschen gemacht werden muss. Tausende - vom Bischof bis zur örtlichen DGB-Spitze, vom „Limburger Bündnis für Demokratie“ bis zum „Bündnis Courage - haben Anfang des Jahres für die Verteidigung unserer Gesellschaftsordnung und gegen „rechts“ demonstriert. Da verwundert es schon, dass die Stadtverwaltung immer größere Probleme hat, die Wahllokale mit ausreichend ehrenamtlichem Personal zu bestücken und dort (teilweise seit Jahrzehnten) die gleichen Gesichter zu sehen sind.

Möglicherweise ist es vielen Christen, Gewerkschaftern und Demokratie-Aktivisten einfach zu anstrengend, sich dauerhaft zu engagieren. Ab und zu mal in homöopathischen Dosen „Haltung“ zu zeigen, ist da deutlich weniger aufwendig.

Aber in Zeiten, in denen unsere ehrenamtlichen Stadtverordneten wegen der von sog. Tierschützern drohenden Gewalt unter Polizeischutz tagen müssen, reicht das nicht. Wer wirklich etwas für die Demokratie tun und sich deren Feinden entgegenstellen will, findet hier die Möglichkeit, bei der nächsten Wahl Wahlhelfer zu sein.

Apropos nächste Wahl: Kandidaten für die kommunalen Gremien werden auch gesucht.

 


 

Freitag, 5. Juli 2024

Der Fortschritt ist eine Schnecke...

...hat Günter Grass mal geschrieben. Aber auch Schnecken kommen voran und erreichen (meistens) irgendwann ihr Ziel – zum Beispiel den Salat im heimischen Garten. Der Besitzer dieses Gartens muss dann womöglich auf seinen Salatteller verzichten und steht dieser Art des Fortschritts daher eher skeptisch gegenüber.
 
Zum Fortschritt im Einzelhandel gehörten in den siebziger Jahren Supermärkte auf der Grünen Wiese. Dazu zählt auch der heutige Globus-Markt, der vormals „real“ und ganz am Anfang „massa“ hieß. Der abgebildete Artikel aus der Nassauischen Landeszeitung (so nannte sich die „NNP“ damals) zeigt, dass „massa“ seinerzeit in Limburg auf Widerstand stieß; jedenfalls hatte die IHK offenbar Einspruch gegen den entsprechenden Bebauungsplan eingelegt. Das war 1974. „massa“ wurde trotzdem gebaut und existiert (unter anderem Namen) bis heute. 
 
Das „massa“-Beispiel hat sich vorher und nachher wiederholt und folgt in der Regel dem gleichen Muster: eine neue Entwicklung tut sich auf – und es wird erst einmal versucht, sie zu unterdrücken, wenigstens vor der eigenen Haustür. So war es, als in der Werner-Senger-Straße das Karstadt-Warenhaus eröffnet werden sollte, als ein „Möbel Müller“ an der Meil geplant war, als es Gedankenspiele gab, im ICE-Gebiet ein FOC zu eröffnen, und auch, als die „WerkStadt“ ihre Pforten öffnete.
 
Die Geschichte lehrt uns: solche Entwicklungen lassen sich nur verzögern oder verlagern („Möbel Müller“ entstand in Görgeshausen, das FOC in Montabaur), nie aber verhindern. Das gilt auch für den Onlinehandel und insgesamt für die Digitalisierung weiter Teile des Wirtschaftslebens.
 
Dass die Betroffenen (in diesem Fall die traditionellen Einzelhändler) auf neue Spieler mit Besorgnis und teils auch Wut reagieren, ist verständlich; schon allein deshalb, weil man den Eindruck nicht los wird, die Politik messe mit unterschiedlichem Maß. Während die Amazon-Logistik 24/7 läuft, müssen die Geschäfte in der Innenstadt sonntags geschlossen bleiben. Während auf der Grünen Wiese bedenkenlos Natur zubetoniert wird, müssen Altstadt-Gastronomen mühsam Parkplätze nachweisen. Während die Kunden der Limburger Läden auf Bus, Bahn und Fahrrad umsteigen sollen, genehmigt man in Montabaur ein FOC, welches fast alle Konsumenten teils aus mehr als hundert Kilometern Entfernung mit dem Auto anfahren. 
 
In besonders krassen Fällen ist daher der Klageweg angebracht. „massa“ zeigt aber: gegen neue Konkurrenz helfen juristische Schriftsätze nur eingeschränkt. Wichtiger sind Flexibilität und Kundennähe. Das ist leichter gebloggt als getan. Zahlreiche Beispiele in unserer Innenstadt zeigen aber: wir haben viele Unternehmer, die jeder Form der neuen (teils unfairen) Konkurrenz Paroli bieten können.
 

 

Donnerstag, 4. Juli 2024

200 Tauben umsiedeln? Tierschützer lehnen Kompromissvorschlag des Bürgermeisters ab

Sowohl die Stadtverordnetenversammlung als auch die Limburger Bürger hatten entschieden, zur Reduzierung der Limburger Taubenpopulation auf die Dienste eines Falkners zurückzugreifen. Diesen eindeutigen demokratischen Beschlüssen will der Bürgermeister nicht nachkommen. Statt dessen hat er vorgeschlagen, 200 Tauben in eine Art Tierasyl (Gut Aiderbich in der Oberpfalz) umzusiedeln, und dann zu überlegen, wie weitere Tauben aus der Stadt entfernt werden können. Ursprüngliches Ziel war, die Zahl der Tauben von etwa 700 auf etwas 300 zu senken.

Nun verdichten sich die Hinweise, dass die Limburger Taubenschützer diesen Kompromissvorschlag ablehnen, und zwar im Wesentlichen mit den folgenden Argumenten:
 
[1] Das Einfangen der Tiere könnte zur Trennung von Partnertieren führen und sowohl bei dem umgesiedelten als auch bei dem zurückbleibenden Tier unermessliches seelisches Leid auslösen.
 
[2] Wenn Elterntiere eingefangen und umgesiedelt werden, drohen deren Küken im Nest zu verhungern.
 
[3] Auf Gut AIderbichl sollen die 200 in Limburg gefangenen Tauben in Volieren gehalten werden. Sie könnten dann nicht frei fliegen.
 
[4] Gut AIderbichl sollte seine Kapazitäten nach Ansicht der Tierschützer nicht dazu nutzen, dem Bürgermeister von Limburg ein Problem abzunehmen, sondern lieber für Invalidentiere und andere eher hilfsbedürftige Kreaturen sorgen.
 

 

Donnerstag, 27. Juni 2024

Ein zweites Guggenheim Bilbao...

...ist es NICHT, das kürzlich eröffnete „Museum Reinhard Ernst“ in Wiesbaden. Das gilt sowohl für die Architektur als auch für die Exponate. Dennoch stellt es ein herausragendes Beispiel für modernes Mäzenatentum einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit dar. 
 
Dazu drei Anmerkungen:
 
[1] Die Architektur: nur weil ein großer Architekt die Entwürfe malt, muss nicht unbedingt große Architektur herauskommen. Das bedeutet nicht, dass das Museumsgebäude in der Wilhelmstraße den „Charme eines Bofrost-Auslieferungslagers“ hat, wie an anderer Stelle behauptet. Es ist natürlich Geschmacksache: Aber nach Ansicht des Limbloggers funktioniert diese Art der Architektur an dieser Stelle der Wiesbadener Innenstadt nicht. Moderne Architektur darf und muss sich mit der Umgebungsbebauung beißen, nur: der Maki-Entwurf beißt irgendwie ins Leere.
 
[2] Die (Limburger) Vorgeschichte des Projektes: Es wird gerne behauptet, Limburg hätte eine große Chance vertan, die Wiesbaden genutzt habe. Das ist falsch, weil der Stifter den beiden Städten unterschiedliche Angebote gemacht hat. Limburg hätte (im Gegensatz zur Landeshauptstadt) über Jahrzehnte die Betriebskosten in sechsstelliger Höhe tragen sollen. Das ist ein eigenartiges Verständnis von Mäzenatentum. Es ist gut, dass die Stadtverordneten dieses faule Ei damals abgelehnt haben.
 
[3] Die Standortfrage: Die Entscheidung der Limburger Stadtverordneten gegen das Museum ist noch aus einem anderen Grund eine gute gewesen. In Limburg hätte das Museum am ICE-Bahnhof gestanden. Hand aufs Herz: Gehört ein Museum der Extraklasse in ein Gewerbegebiet einer Provinzstadt (zwischen Autobahn und Kentucky Fried Chicken) – oder gehört es in das Herz der Landeshauptstadt?
 
Also: Danke an Reinhard Ernst und danke an die Limburger Stadtverordneten!
 

 

Mittwoch, 26. Juni 2024

Kinderärztliche Versorgung in Limburg: Das Totalversagen der KV Hessen

Einen Spaziergang besorgter Eltern durch Limburg soll es am Samstag geben. Anlass der Besorgnis ist (unter anderem), dass die kinderärztliche Versorgung in Limburg vor dem Zusammenbruch steht. Das Anliegen ist berechtigt, allerdings müsste die Demo in Frankfurt stattfinden, und zwar in der Europa-Allee 90, bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen.

Die schreibt nämlich auf Ihrer Website: "Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) ... stellt in Hessen sicher, dass gesetzlich Versicherte durch niedergelassene Ärzte ... versorgt werden..."
Von der KVH und insbesondere ihren mit sechsstelligen Jahresgehältern versorgten Chefs hört man trotz dieser Selbstbeschreibung in der derzeitigen Krise allerdings nicht viel. Man bleibt lieber in Deckung und lässt den Kommunalpolitikern in Stadt und Kreis den Vortritt. 
 
Diese sehen sich nun gezwungen, zur Finanzierung eines medizinischen Versorgungszentrums beizutragen. Damit werden Steuergelder verwendet, um etwas zu bezahlen, das mit den Krankenversicherungsbeiträgen längst abgedeckt sein müsste. Das ist nicht nur grundsätzlich falsch, sondern öffnet weiteren Erpressungen Tür und Tor. 
 
Was ist, wenn demnächst zahlreiche Landärzte ihre Kassenzulassung zurückgeben? Oder die Kinderpsychologen?
 
Diese Fragen müssen nicht der Bürgermeister und der Landrat beantworten, sondern Herr Dastych, Herr Beck und Herr Hoffmann von der KV Hessen. SIE sind es nämlich, die ihre Aufgabe nicht erfüllen - jedenfalls, wenn man ihrer eigenen Internetseite glaubt.

Rufen Sie sie doch einfach an und fragen Sie nach: 069 24741-7777
 

 

Mittwoch, 19. Juni 2024

Roma locuta, causa finita?

Nein, der Pontifex Maximus hat sich natürlich NICHT per Tweet (und auch sonst nicht) zur Limburger Stadttaubenproblematik geäußert. Der Grund dafür ist einfach: Unser Planet hat viele Probleme, und keines davon ist weniger wichtig als das Schicksal von ein paar hundert Stadttauben in einer hessischen Kleinstadt.

Unser Posting von gestern Nachmittag sollte (wenigstens auf Limblog) der ziemlich aus Kontrolle geratenen Diskussion ein (vorläufiges) satirisches Finale bereiten. Frei nach dem kirchenrechtlichen Grundsatz: Roma locuta, causa finita (Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt).
 
Dass dennoch viele Taubenschützer diese Mitteilung für bare Münzen genommen haben, zeigt, wie irrational die Kritik am Vorgehen der Stadt von Anfang an war.
 
Apropos irrational: Keine Satire ist, dass sich Taubenschützerinnen hilfesuchend an den Heiligen Vater gewandt haben (der übrigens wirklich auf Latein twittert bzw. twittern lässt).
 
P.S.: Eine Entschuldigung geht an die Lateinlehrer des Limbloggers (Herrn S., Herrn H. und Herrn B., die ersten beiden leider schon lange verstorben) - mehr sprachliche Qualität war Jahrzehnte nach deren aufopferungsvollen Bemühungen leider nicht mehr drin, auch wenn sie ihren Job toll gemacht haben!