Freitag, 4. September 2020

Ein Leben im kognitiven Kopfstand

Es gibt einen Cartoon, den Menschen aus dem Impfgegner-, Coronaleugner- und sonstigen Verschwörungstheoretiker-Milieu besonders mögen: Man sieht zwei Menschen, die eine Zahl auf dem Boden betrachten. Für den einen ist es eine Sechs, für den anderen eine Neun. Die Botschaft: Nur weil jeder von beiden Recht hat, muss der andere nicht im Unrecht sein - es ist alles eine Frage der Perspektive.
 
Dass vieles eine Frage der individuellen Sichtweise ist, trifft zu. Auf das Bild von der Sechs und der Neun passt aber der Spruch: "Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich." Denn wo bei Zahlen oben und unten ist, ergibt sich eindeutig aus dem Kontext. Eine Sechs ist im Kontext immer eine Sechs, so wie eine Neun im Kontext immer eine Neun ist. Aus der Sechs wird nur eine Neun und aus der Neun nur eine Sechs, wenn man die entsprechende mathematische Formel bzw. den Text auf den Kopf stellt.
 
Es ist mehr als entlarvend, dass die Maskenverweigerer und Wissenschaftsverächter gerade den Cartoon mit der Sechs und der Neun heranziehen, um ihre spezifische Weltsicht zu begründen. Denn diese Rechnung geht nur auf, wenn man alles auf den Kopf stellt und sein Leben dauerhaft im kognitiven Kopfstand führt. Kein Wunder, dass dem einen oder anderen dann irgendwann Attila Hildmann als intellektueller Querdenker, Wladimir Putin als friedliebender Freiheitskämpfer und die Bundesrepublik Deutschland als verbrecherische Diktatur erscheint.
 

 

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