Dienstag, 21. Februar 2017

Die Weihnachtsgeschichte, wie sie Limburger Krippen erzählen


Von Anfang Dezember bis Anfang Februar haben wir auf Facebook verschiedene Stationen der Weihnachtsgeschichte anhand von Szenen aus Limburger Weihnachtskrippen erzählt und erläutert. Die einfache Auflistung der entsprechenden Posts erklärt auch, dass teilweise tagesaktuelle Bezüge zu lesen sind, die aus heutiger Sicht nicht mehr vollständig Sinn ergeben. Dafür Entschuldigung, aber wir wollten die redaktionellen Änderungen aus das unbedingt Notwendige beschränken.
Fotografisch mussten wir uns sehr stark auf die Dom- sowie die Pallottinerkrippe beschränken. Dies deshalb, weil nur diese beiden Krippen erstens groß genug sind und zweitens über Figuren verfügen, die flexibel sind, also je nach darzustellender Szene beispielsweise als sitzend, stehend oder gehend eingesetzt werden können. Wir beginnen diesen Blogbeitrag aber mit dem Verkündigungsengel aus der evangelischen Kirche am Bahnhof:





Die ehemalige Domkrippe (jetzt im Diözesanmuseum)

Wir starteten unsere Krippenserie mit der Hl. Familie von der ehemaligen Domkrippe, die vom ebenso ehemaligen Bischof durch eine neue ersetzt wurde und deshalb in der Adventszeit im Diözesanmuseum zu sehen war. Dort stand sie aber nicht allein, sondern neben zahlreichen weiteren Darstellungen rund um die Weihnachtsgeschichte aus sieben Jahrhunderten. Diese Sonderausstellung des Diözesanmuseums war nicht nur, aber auch für Kinder und ihre Eltern und/oder Großeltern sehr sehenswert:
"Ihr Kinderlein kommet... - Weihnachtsdarstellungen im Laufe derZeit"



 

In der 37. Schwangerschaftswoche...

...ist die Maria auf der Plötze niedergekommen, weshalb Jesus hier schon in der Krippe liegt. Das kleine Ensemble ist ein netter Blickfang für Kinder, der zudem in Erinnerung ruft, wer und was im Advent erwartet wird. Die Helleren unter den Kindern fragen sich bzw. ihr Personal, wo "die Kuh" (bei Hoch- und Höchstbegabten: "der Ochs'") ist. Aber als kleine Entschädigung gibt es ja ein Schaf.

 

Der Rufer in der Wüste

Das Krippenstammpersonal kennt man ja - die Heilige Familie, Ochs und Esel, Hirten, Schafe, Engel und die Heiligen Drei Könige. Weniger bekannt ist, dass manchmal auch Johannes der Täufer eine Nebenrolle übernehmen darf. Diese Information sowie das Foto haben wir von einem Leser aus St. Marien erhalten: An einem der Adventssonntage wird im Evangelium der Messe von Johannes berichtet, dem "Rufer in der Wüste", der ankündigt, dass nach ihm der Erlöser kommt. Daher wird er im Advent mancherorts als Figur an der Krippe dargestellt, bevor an Weihnachten die übliche Szene von der Geburt in Bethlehem aufgebaut wird.





Da fehlen doch welche in der Domkrippe

Profunden Kennern der Weihnachtsgeschichte fällt auf, dass drei zentrale Akteure fehlen, nämlich Ochs, Esel und Jesus himself. Der Bischof persönlich hat sie entwendet, um sie in seiner Predigt zur Kindersegnung auftreten zu lassen.




Die Heiligen Drei Könige

Am Sonntag nach Epiphanias müssen es natürlich noch einmal die „Weisen aus dem Morgenland“ sein, hier diejenigen aus dem Dom. Wer oder was die Drei waren, wenn sie überhaupt zu dritt angereist sind, wissen wir nicht wirklich. Was wir zu wissen glauben, ist nahezu ausschließlich Legende.

Hier einige Fragen und Antworten zu den beliebtesten Pseudo-Monarchen der Christenheit:

Was waren sie von Beruf?
Jedenfalls nicht Könige, auch wenn sie häufig mit Krone dargestellt werden. Auch Turban trägt der eine oder andere ganz gern, was auf ihre Herkunft „aus dem Morgenland“ verweist. In der Domkrippe sind sie entsprechend mit genau diesen Attributen dargestellt. In der Bibel (MT 2, 1-12) heißen sie „Weise aus dem Morgenland“, ließen sich vom Stern über Bethlehem lenken und konnten dem König Herodes darüber kompetent Auskunft geben. Das führte zu der Vermutung, sie könnten so etwas wie frühe Astronomen gewesen sein. Zu Königen haben sie erst spätantike schriftliche Autoren befördert.

Wie viele waren sie?
Jedenfalls nicht unbedingt drei – das Matthäusevangelium schweigt sich dazu aus. In den Krippendarstellungen sind es aber immer drei, die teilweise noch von Personal begleitet werden. Im Fall der Domkrippe handelt es sich dabei um den dunkelhäutigen Diener auf dem Elefanten links. Auch Lasttiere wie besagter Elefant und das Kamel im Bild rechts sind oft anzutreffen. Mehr ist zu ihrer Zahl nicht zu sagen. Oder doch? Siehe nächste Frage.

Was haben sie mitgebracht?
Halten Sie sich fest: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das wenigstens ist also keine nachbiblische Legende. Die Geschenke werden übrigens heute in einem Kloster auf dem Berg Athos aufbewahrt. Die Domkrippe stellt den einen mit einem Kissen dar, auf dem eine goldene Krone für den neu geborenen König der Menschheit ruht, der zweite hat ein Weihrauchfass in der Hand und der dritte, der dunkelhäutige, dann wohl Myrrhe in dem Behälter, den er trägt.
Aus den drei Geschenken wurde dann übrigens früh geschlossen, dass auch drei Gäste in den Stall nach Bethlehem gekommen waren, siehe die vorhergehende Frage,


Wie hießen sie?
Definitiv nicht Caspar, Melchior und Balthasar. Diese Namen entwickelten sich erst im frühen Mittelalter.

War einer wirklich dunkelhäutig?
Wenn Sie wirklich aus dem „Morgenland“ (i.e., von Judäa aus in östlicher Richtung) stammten, dann ist das unwahrscheinlich. Im Mittelalter setzte sich langsam durch, dass sie die drei damals bekannten Erdteile (Afrika, Asien, Europa) repräsentierten, weshalb einer von Ihnen traditionell als „Mohr“ dargestellt wird.

Wo sind sie bestattet?
Das weiß man nicht. Der Legende nach hat Kaiserin Helena ihre Gebeine (wie beispielsweise auch das Kreuz Christi) gefunden und nach Konstantinopel schaffen lassen, von wo sie auf Umwegen nach Köln gelangt sind. Dort wird der Dreikönigenschrein, eine hochmittelalterliche Goldschmiedearbeit, als ihre letzte Ruhestätte verkauft und samt Inhalt angebetet.






Auf dem Rückweg

In der Pallottiner-Kirche sind die Heiligen Drei Könige auf dem Rückweg (der ein anderer ist als der Hinweg, weil sie Herodes nicht begegnen wollen, der Jesus als Konkurrenten ansieht und töten lassen will, so wie alle anderen neugeborenen Knaben):

"Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land." (Mt 2,12)




Die Flucht nach Ägypten

In der Pallottiner-Kirche sind nicht nur die Könige, sondern auch Maria, Josef und Jesus auf der Abreise - unter dramatischen Umständen: "Die Flucht nach Ägypten" (MT 2, 13-23)

(13) Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. (14) Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. (15) Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. (16) Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. (17) Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: (18) Ein Geschrei war in Rama zu hören, /lautes Weinen und Klagen: / Rahel weinte um ihre Kinder / und wollte sich nicht trösten lassen, / denn sie waren dahin. (19) Als Herodes gestorben war, erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum (20) und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot. (21) Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. (22) Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa (23) und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.





Auf dem Weg zur "Darstellung des Herrn"

Auf dem Weg zur "Darstellung des Herrn" (die am heutigen 2.2. gefeiert wird) sehen wir hier die heilige Familie in der Domkrippe. Es zählte zur jüdischen Tradition, einen Erstgeborenen im Tempel in Jerusalem gleichsam auszulösen, und zu diesem Zwecke musste er dort "dargestellt" werden. Im Tempel werden Maria, Josef und der kleine Jesus von namentlich genanntem Personal empfangen, das wir in den kommenden Tagen vorstellen werden. Der 2.2. - in der katholischen Kirche traditionell Abschluss der Weihnachtszeit - gibt nämlich noch eine ganze Menge her, zumal er auch als "Maria Lichtmess" bzw. "Mariä Reinigung" begangen wird.

Doch zunächst zur Darstellung des Herrn. Dazu heißt es in Lk 2, 21-24:

"Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. Dann kam für sie der Tag, der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben."

Das muss übrigens nicht zu der Aussage aus dem Matthäus-Evangelium passen, dass die heilige Familie gerade erst nach Ägypten geflohen ist, denn die Evangelien sind keine Geschichts-, sondern Glaubenszeugnisse.




Das Tempelpersonal

Über das am 2. Februar gefeierte Fest „Darstellung des Herrn“ hatten wir bereits berichtet – bzw. über den Weg der Heiligen Familie in Richtung Tempel. Wir sehen heute ein Foto der Domkrippe von dem besagten Tag, und es zeigt nicht nur die heilige Familie, sondern auch weiteres namentlich bekanntes Personal: Simeon (hält Jesus in den Händen) und Hanna (daneben). Bei dem Herrn ganz links dürfte es sich um einen Schriftkundigen handeln (heute und hierzulande würde man sagen: Theologen und/oder Priester), denn er hält eine Schriftrolle in der Hand.
Außerdem zu sehen sind „zwei Turteltauben oder ein paar junge Tauben“, das vom Gesetz vorgeschriebene Opfer. Lukas verweist hier auf 3. Mose 12, 8, wo es heißt: „Vermag sie aber nicht ein Lamm aufzubringen, so nehme sie zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben, eine zum Brandopfer, die andere zum Sündopfer; so soll sie der Priester entsühnen, dass sie rein werde.“ Hier wird deutlich, dass Anlass für den Besuch des Tempels nicht nur die Geburt Jesu und dessen „Darstellung“ sind, sondern auch die durch die Geburt entstandene „Unreinheit“ Mariens. Darüber und über die Tradition, am 2. Februar nicht nur die „Darstellung des Herrn“, sondern auch „Maria Lichtmess“ bzw. „Mariä Reinigung“ zu begehen, berichten wir in Kürze im letzten Teil unserer Krippenserie.
Wir lassen zu der Tempelszene einfach den Evangelisten Lukas sprechen (Lk 2, 25-40): 25 Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. 26 Und ihm war vom Heiligen Geist geweissagt worden, er sollte den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. 27 Und er kam vom Geist geführt in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, 28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: 29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; 30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, 31 das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, 32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. 33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. 34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen und viele aufstehen, und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – 35 und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden. 36 Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser. Sie war hochbetagt. Nach ihrer Jungfrauschaft hatte sie sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt 37 und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. 38 Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. 39 Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth. 40 Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade lag auf ihm.




Maria Lichtmess

Nach der ausführlichen Beschäftigung mit dem am 2. Februar gefeierten Fest „Darstellung des Herrn“ beenden wir unsere Krippenserie mit einem Marienbild aus dem Dom (Kapelle im Nordquerhaus), denn das Herrenfest „Darstellung des Herrn“ ist – als „Mariä Reinigung“ bzw. „Maria Lichtmess“ – auch ein Marienfest und stellt wenigstens in der katholischen Tradition das Ende der Weihnachtszeit dar. Das Marienfest geht auf die unten zitierte Stelle im 3. Buch Mose (Levitikus) zurück, derzufolge eine Frau, die einen Sohn geboren hat, sieben Tage unrein ist und anschließend noch einmal 33 Tage wegen ihrer Unreinheit zuhause bleiben soll. Das ergibt 40 Tage und vom 25.12. aus gerechnet den 2. Februar. Das Marienfest wurde schon früh (=Ende der Antike/frühes Mittelalter) mit Lichterprozessionen begangen, weshalb sich die Bezeichnung „Maria Lichtmess“ gegen das inhaltlich besser passende „Mariä Reinigung“ durchsetzte.


3. Buch Mose, Kapitel 12:

1 Der Herr sprach zu Mose: 2 Sag zu den Israeliten: Wenn eine Frau niederkommt und einen Knaben gebiert, ist sie sieben Tage unrein, wie sie in der Zeit ihrer Regel unrein ist. 3 Am achten Tag soll man die Vorhaut des Kindes beschneiden 4 und dreiunddreißig Tage soll die Frau wegen ihrer Reinigungsblutung zu Hause bleiben. Sie darf nichts Geweihtes berühren und nicht zum Heiligtum kommen, bis die Zeit ihrer Reinigung vorüber ist. 5 Wenn sie ein Mädchen gebiert, ist sie zwei Wochen unrein wie während ihrer Regel. Sechsundsechzig Tage soll sie wegen ihrer Reinigungsblutung zu Hause bleiben. 6 Wenn die Zeit ihrer Reinigung vorüber ist, soll sie, für einen Sohn ebenso wie für eine Tochter, ein einjähriges Schaf als Brandopfer und eine junge Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen. 7 Er soll es vor dem Herrn darbringen und sie entsühnen; so wird sie von ihrem Blutfluss gereinigt. Das ist das Gesetz für eine Frau, die einen Knaben oder ein Mädchen gebiert. 8 Wenn sie die Mittel für ein Schaf nicht aufbringen kann, soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, eine als Brandopfer und die andere als Sündopfer; der Priester soll sie entsühnen und so wird sie gereinigt.

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