Dienstag, 11. April 2017

Bischof Georg: Entschleunigung vs. Rasanz

Innehalten im Zeitalter der Rasanz. Bischof Dr. Georg Bätzing hat in der Chrisammesse am Dienstag, 11. April, im Limburger Dom über die heilsame Entschleunigung in der Karwoche gepredigt. Und er hat die heiligen Öle für das Bistum Limburg geweiht. Das sind Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl. Inspiriert von der posthum veröffentlichten „Zukunftsrede“ des vor einem Jahr gestorbenen Publizisten Roger Willemsen predigte Bätzing über das dort beschriebene Zeitalter der Rasanz mit dem neuen Typus des „Second-Screen-Menschen“. Dem Second-Screen-Menschen genüge ein Bildschirm nicht mehr und er ertrage die Welt nicht ohne mehrere parallele Handlungen. „Nicht bloß die Gegenwart als solche, sondern unsere eigene Anwesenheit werde dadurch abgewertet“, erklärte Bätzing. Letztendlich verhindere diese Existenzform die „religiöse und philosophische Tiefenbohrung der Wirklichkeit“. Denn dazu gehöre das Verweilen, Betrachten, Staunen oder Sich-versenken. Roger Willemsen stelle treffend dar, wozu diese vermeintliche Effizienzerhöhung führen könne: „Voller Information, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung.“

Die Zeit zwischen Palmsonntag und dem Osterfest erlebe er als heilsame Zeit der Entschleunigung. Das sei Zeit zum Bedenken, Hören, Betrachten, Beten, In-sich-gehen, Bereuen und Bekennen, so der Bischof. Die Karwoche sei eine Zeit um mit Jesus zusammenzukommen. Und das gehe nicht „hoppla-hopp“. Diese stillen Tage, die in der Öffentlichkeit durch das Tanzverbot an Karfreitag auch als Einschränkung empfunden werden, sehe er als Chance. Dies sei eine Zeit, die schon Gestalt hat und nicht gestaltet werden müsse. Daran anknüpfend ermutigte er die anwesenden Priester und Diakone, sich von dem Druck zu befreien, die Liturgie der Österlichen Tage besonders attraktiv gestalten zu wollen. „Wir müssen sie nicht rechtfertigen. Sie ist bestens gemacht. Denn wir feiern: Einer hat für uns alle genug getan“.

Mit dem Bischof feierten mehr als 100 Priester, Diakone, Ordensleute aus allen Teilen des Bistums die Chrisammesse. Auch Messdiener aus dem gesamten Bistum waren zu der Messe nach Limburg gekommen. Die anwesenden Priester und Diakone erneuerten in der Liturgie der Chrisammesse ihr Weiheversprechen. Im Anschluss an die Weihe der Öle sind diese ins ganze Bistum entsendet worden. Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes waren Domorganist Carsten Igelbrink und die Mädchenkantorei unter der Leitung von Domchordirektorin Judith Kunz verantwortlich.

Stichwort: Die heiligen Öle

 

Die heiligen Öle, die bei den Sakramenten verwendet werden, werden traditionell in der Karwoche in der Chrisammesse geweiht. Das Katechumenenöl wird vor der Taufe verwendet, das Krankenöl bei der Krankensalbung und das Chrisam bei der Salbung nach der Taufe, bei der Firmung, bei der Weihe eines Bischofs oder Priesters. Auch bei der Weihe von Altären oder Kirchen wird es eingesetzt. Alle drei Öle sind Pflanzenöle, meistens Olivenöle, und nur dem Chrisam wird während der Weihe ein wohlriechender Harzbalsam beigemischt. Die Salbung galt zur Zeit der Evangelisten als Zeichen einer besonderen Würde eines Amtes. Gesalbt wurden Könige oder Priester. Die Jünger nannten daher ihren Herrn "Christus", was übersetzt "der Gesalbte" heißt.

Während der Chrisammesse sind die heiligen Öle für das ganze Bistum geweiht worden. Dem Chrisam wird ein Harzbalsam beigemischt. Quelle: Bistum Limburg

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