Freitag, 20. Oktober 2017

Das spricht für die "Einbahnstraße Alte Lahnbrücke"

Das Einbahnstraßen-Experiment auf der Alten Brücke ist beendet, und es kann als insgesamt geglückt bewertet werden. Damit bestätigt sich die schon vor drei Wochen, quasi zur Versuchshalbzeit, getroffene Einschätzung von Bürgermeister Dr. Marius Hahn: Der Verkehr fließt besser, Besucher und Kunden kommen leichter in die Stadt und es eröffnen sich neue Möglichkeiten für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger am Knotenpunkt Alte Brücke/Westerwaldstraße/Weilburger Straße/Schleusenweg. Da ist es kein Wunder, dass der Magistrat aus dem gerade beendeten Experiment gerne einen Dauerzustand machen will.
Nicht verschwiegen werden darf, dass es auch gewichtige Argumente gegen die Einbahnstraßenregelung gibt. Damit befassen wir uns morgen.

Warum das Experiment?


Der Knotenpunkt an der Alten Lahnbrücke ist extrem langgezogen und zudem wegen des Brückenturms an einer Stelle nur einspurig befahrbar. Das macht ihn sehr ineffizient in dem Sinne, dass pro Zeiteinheit relativ wenige Verkehrsteilnehmer passieren können. Die langgestreckte Anordnung der sich begegnenden Straßen und die Einspurigkeit am Brückenturm erfordern nämlich lange Rotphasen, weil immer erst der gesamte Kreuzungsbereich von Fahrzeugen geräumt sein muss, bevor die nächste Ampel auf Grün geschaltet werden kann.

Warum und wie kann ausgerechnet eine Einbahnstraße an dieser Stelle den Verkehr besser fließen lassen?


Die Einbahnregelung war bzw. ist nur deshalb möglich, weil es ein kleines Stück lahnabwärts eine Alternative für den Verkehr aus der Stadt heraus gibt: die Neue Lahnbrücke. Dort sind in dieser Fahrtrichtung noch Kapazitäten frei, weil man sich von der Konrad-Kurzbold-Straße aus ohne lange Wartezeit an der Ampel zur Schiede einfach nach rechts auf die Brücke einfädeln kann. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verwunderlich, dass (ob mit oder ohne Einbahnstraße auf der Alten Brücke) immer noch so viele Autofahrer die Dr. Wolff-Straße mit ihrem oft langen Rückstau in Richtung Grabenstraße nutzen, um stadtauswärts auf die Schiede aufzufahren. Viel einfacher wäre es, an der Woolworth-Kreuzung weiter in Richtung Orion-Kreisel zu fahren, dort nach links abzubiegen, und schließlich nach rechts auf die Neue Brücke aufzufahren.

Wie auch immer: Wenn es problemlos möglich ist, den Verkehr über die Neue Brücke auf die Westerwaldseite der Lahn zu bringen, dann können gleichzeitig die Autos einfacher und schneller über die Einbahnstraße Alte Lahnbrücke in Richtung Innenstadt fahren.

Was ist das Ergebnis des Versuchs?


Was der Magistrat in seinem Bericht an die Stadtverordneten darstellt, war sechs Wochen lang live vor Ort zu beobachten: Das Experiment hat die oben dargelegte Argumentation bestätigt. Mit am wichtigsten dabei ist: Es gab auf der Kurzbold-Straße so gut wie keine Rückstaus in Richtung Orionkreisel. Offenbar ist die Ampelzufahrt auf die Neue Brücke an dieser Stelle mit genügend Kapazität versehen, um den zusätzlichen Verkehr stadtauswärts bewältigen zu können. Gleichzeitig war eine merkliche Entspannung am Knotenpunkt Alte Brücke zu verzeichnen. Die Verkehrsteilnehmer kamen nicht nur leichter in die Stadt, sondern beispielsweise auch schneller von der Westerwald- in die Weilburger Straße.

Welche Optionen eröffnet die neue Einbahnregelung?


Dass eine Einbahnregelung den Verkehr besser fließen lässt, ist natürlich bereits ein Wert an sich. Sie eröffnet darüber hinaus der Verkehrsplanung weitere Möglichkeiten. Hier ist zum einen ein Minikreisel an der Ecke Westerwaldstraße/Weilburger Straße zu nennen. Er könnte bewirken, dass die oft endlosen Rückstaus in beiden Straßen der Vergangenheit angehören. 

Daneben wäre eine für alle Verkehrsteilnehmer ansprechendere Gestaltung der Alten Brücke möglich. Wenn Autos sie nur noch stadteinwärts befahren könnten, stünde viel mehr Platz für schwächere Verkehrsteilnehmer zur Verfügung. Derzeit sind die Bürgersteige eng und haben, möglicherweise aus Sicherheitsgründen, eine sehr hohe Kante zur Straße hin. Begegnungsverkehr von Passanten mit Hilfsmitteln (z.B. Rollator vs. Rollstuhl) ist schwierig bzw. unmöglich. Ähnliches gilt für Eltern mit Kinderwagen, Kindern mit Lauf-. bzw. Fahrrädern usw. Dabei ist nicht zu vergessen, dass die Alte Brücke Schulweg (zur Leo-Sternberg-Schule) für die Kinder und Jugendlichen aus der Altstadt und – ebenfalls für Kinder und Jugendliche – das Nadelöhr auf dem Weg zum Schwimmbad.

Da demnächst ohnehin eine grundlegende Sanierung der Alten Brücke ansteht, böte eine Einbahnregelung die Möglichkeit, die Verkehrsfläche entsprechend neu zu gestalten – im Sinne ALLER Verkehrsteilnehmer, nicht nur der Autofahrer.

Fazit


Eine Einbahnregelung auf der Alten Lahnbrücke lässt den Verkehr in die und aus der Stadt besser fließen, eröffnet neue Optionen der Verkehrslenkung in der Brückenvorstadt und macht die Brücke für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere die schwächeren, besser nutzbar.
Dennoch gibt es auch gewichtige Gründe gegen einen derart schwerwiegenden Eingriff in die jahrzehntelang gewohnten Verhaltensweisen der Autofahrer. Dazu morgen mehr an dieser Stelle.

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