Mittwoch, 14. November 2018

Eine neue Liedgattung...

...führt die Frankfurter bzw. Nassauische Neue Presse gerade in die Welt der Musik ein. Als "Volkslied der Wehrmacht" bezeichnet ein Limburger Redakteur, der es aufgrund der räumlichen Nähe zum Westerwald eigentlich besser wissen müsste, in einem Artikel das "Westerwaldlied".
Genau, das mit dem kalten Wind und den Eukalyptusbonbons.

Zu einem "Volkslied der Wehrmacht" macht der Redakteur es, weil es, seit es existiert, populär ist und zwar so populär, dass es auch von Wehrmachtssoldaten gesungen wurde. Mehr ist dem armen Lied nicht vorzuwerfen, denn sein Text ist an Harmlosigkeit nicht zu überbieten (die Lyrics sind unten an den Post angefügt). Dass die Wäller ständig, nicht immer nüchtern, nicht immer tonsicher, aber immer mit Inbrunst ein "Volkslied der Wehrmacht" anstimmen, wussten sie wahrscheinlich nicht - und werden es auch nie erfahren, denn die NNP haben die meisten schon lange abbestellt.

Wer trotzdem wissen will, wie ein ansonsten guter Journalist dazu kommt, mit einem Artikel deutlich hinter seinen publizistischen und intellektuellen Möglichkeiten zurückzubleiben, dem sei hier die Antwort genannt: Er hat abgeschrieben, und zwar - das war schon in der Schule blöd - auch noch falsch. Der Berliner "Tagesspiegel" hatte vor ein paar Tagen seine Skandalproduktionsmaschine angeworfen und über einen "Vorfall" in einer Kneipe berichtet. Ausgerechnet am 9.11. hätten Mitglieder der Jungen Union Limburg (so kommt die NNP ins Spiel) nicht nur lautstark irgendwelche Schimpfwörter von sich gegeben, sondern auch noch das inkriminierte Lied angestimmt. Dass eine Frau am Nebentisch saß, die zuvor der von einem Ort in der Nähe Deportierten gedacht hatte und in der Kneipe ein wenig Besinnung finden wollte, wussten die JUler nicht. Die Dame jedenfalls fühlte sich massiv gestört, filmte das feuchtfröhliche Treiben und von dort gelangte es zu einem Redakteur des Tagesspiegels, der - weit weg vom Westerwald - die Gelegenheit für eine schöne Schlagzeile witterte. Ende der Geschichte.

Fazit: Möglicherweise waren die Limburger JUler zu laut. Möglicherweise haben sie in ihrer Bierlaune den einen oder anderen derben Scherz gemacht. Aber das Singen des Westerwaldliedes zu einem "Wehrmachtsskandal" hochzuschreiben (wie es der Tagesspiegel tut), ist schon ein besonders peinliches Beispiel für politischen Gesinnungsjournalismus. Und dass die im Westerwald ehemals weit verbreitete NNP auf den Zug aufspringt und diese bewusste Falschmeldung übernimmt, spricht nicht für sie. Übrigens berichtet die NNP seit Jahren immer wieder ganz neutral über das "Westerwaldlied". Die Kombination der Suchbegriffe "NNP" und "O Du schöner Westerwald" bei Google belegt dies.

Und hier der Text des "Volksliedes der Wehrmacht":

Heute wollen wir marschier'n,
einen neuen Marsch probier'n,
in dem schönen Westerwald,
ja da pfeift der WInd so kalt.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.


Und die Grete und der Hans
geh'n des Sonntags gern zum Tanz,
weil das Tanzen Freude macht
und das Herz im Leibe lacht.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.


Ist das Tanzen dann vorbei,
gibt es meistens Schlägerei,
und dem Bursch, den das nicht freut,
sagt man, er hat keinen Schneid.
O, du schöner Westerwald,
über deine Höhen pfeift der Wind so kalt;
jedoch der kleinste Sonnenschein,
dringt tief ins Herz hinein.


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