Freitag, 16. November 2018

SPD: Westerwaldlied ist "Wehrmachtslied"

In die Presseposse um die Frage, ob, wann und unter welchen Umständen man das Westerwald-Lied (Ooooh, du schöhöhöner Wehehesterwald - Euykalyptusbonbon! - ...) singen darf, hat sich nun auch die Bundes-SPD eingeschaltet und das Lied als "Wehrmachtslied" bezeichnet.

Hintergrund ist, dass zwei Handvoll Mitglieder der Jungen Union aus Limburg und Umgebung kürzlich, genauer: am 9. November, anlässlich einer privaten Geburtstagsparty die Gäste einer Berliner Kneipe mit einem entsprechenden Gesangsvortrag beglückt hatten. Das stieß einer Dame sauer auf, die am Nebentisch saß, zuvor deportierter Juden gedacht hatte und den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht in besagter Kneipe ausklingen lassen wollte. Sie filmte die Sänger und verbreitete das Video über die Presse und die sozialen Medien, wo die ganze Sache auf große Resonanz stieß und stößt. Das hat die Bundes-SPD nun per Facebook-Post und in Pressemitteilungen der CDU aufs Brot geschmiert. Nach Auffassung der Sozialdemokraten ist das Lied ein "Wehrmachtslied", welches folglich, wenn man die Argumentation zu Ende denkt, überhaupt nicht mehr gesungen werden sollte.

Moment mal: die Bundes-SPD? Die Bundes-SPD befasst sich mit den akustischen Nebenwirkungen eines Junge-Union-Gelages?

Reden wir über die Partei August Bebels, Philipp Scheidemanns, Otto Wels', Kurt Schumachers, Willy Brandts und Helmut Schmidts? Reden wir über die Partei, der Deutschland so unendlich viel zu verdanken hat - vom Frauenwahlrecht über den modernen Sozialstaat und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus bis hin zu Brandts Ostpolitik und Schmidts Kampf gegen die RAF?

Ja, das tun wir. Wir reden über die Partei, die eigentlich die Interessen des "kleinen Mannes" vertreten sollte. Die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege einsetzen sollte, für die niedrigere Belastung von kleinen Einkommen durch Abschmelzen der kalten Progression, für die Belange von Alleinerziehenden, für bessere ÖPNV-Verbindungen für die zahlreichen Pendler, für ein Ende der Ausbeutung von Paketzustellern, für faire Arbeitsbedingungen auch im Niedriglohnbereich, für Betriebsratswahlen in allen Unternehmen, für starke Gewerkschaften. All das müsste die SPD eigentlich tun. Und noch viel mehr. Sie tut es aber nicht. Sie macht das, was sie seit mindestens zehn Jahren macht. Sie kreist in ihrer Berliner Blase um sich selbst und gibt Statements zu Problemen ab, die nur sie selbst und ein paar selbstgerechte Journalisten haben.

Die SPD erhebt für sich den Anspruch, Volkspartei zu sein oder wenigstens wieder werden zu wollen. Nahles, Stegner, Schäfer-Dingsbums und all den anderen sozialdemokratischen Zukunftshoffnungen sei ins Stammbuch geschrieben: Das Volk schüttelt über Euch nur noch den Kopf. Schon lange und immer mehr.

O Du schöner Westerwald. Wenn es nach der SPD geht, darf die heimliche Hymne nicht mehr gesungen werden, weil es sich dabei um ein "Wehrmachtslied" handele.

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