Freitag, 11. November 2016

NULL EURO GEWINNAUSSCHÜTTUNG

gönnten die drei heimischen Sparkassen Naspa, KSK Limburg und KSK Weilburg im Jahr 2014 ihren Trägern. Bei Letzteren handelt es sich im Falle der beiden Kreissparkassen um den Landkreis Limburg-Weilburg, im Falle der Naspa um acht kreisfreie Städte und Landkreise (darunter wiederum der Landkreis Limburg-Weilburg) im Geschäftsgebiet dieser Großsparkasse, welches sich weitgehend mit dem Territorium des ehemaligen Herzogtums Nassau deckt.

Correctiv.org und FAZ.net stellen dazu interessante Fragen: Warum fließen so selten und - wenn überhaupt - in so geringem Umfang Gewinnausschüttungen in die Haushalte der Träger? Und warum leisten sich die Sparkassen gleichzeitig ein aufwendiges Stiftungs- und Spenden(un)wesen?

Zur ersten Frage: Correctiv.org und FAZ.net stellen die (Gewinn-) Ausschüttungspolitik der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute negativer und reißerischer dar, als es erforderlich wäre. Egal, wie man zu der halbsozialistischen Idee eines öffentlich-rechtlichen Bankensektors steht, muss man konstatieren: Die Sparkassen waren während der Finanzkrise und sind seitdem ein Stabilitätsanker der deutschen Finanzbranche. Daran ändern auch unrühmliche Ausnahmen wie die Frankfurter Sparkasse nichts, die ahnungslosen Kunden bis 2008 Lehman-Zertifikate aufgeschwatzt hat. Und daran ändern auch die Riesenprobleme der Landesbanken nichts, denn es gibt zwischen Landesbanken und Sparkassen einen entscheidenden Unterschied: Die Sparkassen haben ein Geschäftsmodell, die Landesbanken hatten es nie und haben es bis heute nicht.
Dieses Geschäftsmodell der Sparkassen, das gerne als "konservativ" bzw. "langweilig" beschrieben wird, ist das klassische Bankgeschäft: Man sammelt Einlagen von Sparkunden ein und verleiht das Geld an Kreditkunden. Das Auskommen sichert im Regelfall die sogenannte "Marge", also die Differenz zwischen Kreditzins und Sparzins.
Und hier fangen die Probleme an: Die Marge wird aufgrund der EZB-Niedrigzinspolitik immer geringer, weil der Kreditzins im harten Wettbewerb sinkt und sinkt. Wollte man die alten Margen beibehalten, müsste man den Sparzins spürbar unter null Prozent drücken, was aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Den Sparkassen (und übrigens auch den Genossenschaftsbanken) steht also Ungemach ins Haus. Gleichzeitig setzen die Digitalisierung und die steigenden regulatorischen Anforderungen (Basel III) gerade die kleineren Institute (und dazu zählen die beiden Sparkassen des Landkreises) unter erheblichen Kostendruck.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es ergibt durchaus Sinn, dass die Sparkassen derzeit wenig bis überhaupt keine Gewinne ausschütten, denn sie wollen sich zu recht für eine mehr als unsichere und auch ungemütliche Zukunft wappnen. Die Sparkassen werden also nicht "fetter", wie es die Überschrift des verlinkten Artikels behauptet, sondern sie versuchen verzweifelt, dem langsamen Hungertod zu entgehen.

Zur zweiten Frage (nach dem überbordenden Senden-, Stiftungs- und Sponsoring(un)wesen der Sparkassen): Hier geht es wirklich ans Eingemachte. Sicherlich betreiben alle Unternehmen, die Produkte für private Endkunden bereitstellen, in gewissem Maße Sponsoring. Das dürfen auch die Sparkassen. Sie müssen sich aber die Frage gefallen lassen, wie transparent die Vergabe dieser öffentlichen Mittel (es handelt sich bei Sparkassenüberschüssen um Geld, das eigentlich dem Steuerzahler zusteht) erfolgt, welche Interessenkonflikte es gibt (zum Beispiel, wenn Sparkassenverantwortliche Geld an Institutionen weiterleiten, in denen sie selbst tätig sind) und inwieweit die Gelder der persönlichen Öffentlichkeitsarbeit des Verwaltungsratsvorsitzenden dienen, dem es natürlich mehr als recht ist, gerade vor Wahlen mit großer Publikumswirksamkeit als Wohltäter aufzutreten.

Hier geht's zum Artikel von Correctiv.org. 

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