Posts mit dem Label (Ess-)Kultur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label (Ess-)Kultur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 17. Dezember 2024

Limburger Weihnacht

Weihnachten naht, und damit neigt sich die Zeit des Christkindlmarktes langsam dem Ende zu - am 23. Dezember wird er zum letzten Mal geöffnet sein.

Der Christkindlmarkt wird ständig weiterentwickelt und ist mittlerweile "nur" noch Teil einer Gesamtheit von Veranstaltungen, die als "Limburger Weihnacht" firmieren. Neben einer runderneuerten Eröffnung zählen dazu zahlreiche Aktivitäten, insbesondere solche kultureller Natur. Wie immer gibt es aber auch ein Gewinnspiel, dazu kommen Stände für Hobbykünstler, Veranstaltungen der beiden Kirchen oder auch -erstmals in diesem Jahr- der Verkauf der sehr schönen Limburger Weihnachtsbaumkugel.
 
Neu ist auch die wöchentlich erscheinende "Limburger Weihnachtszeitung". Sie enthält allerlei Wissenswertes, aber immer auch ein historisches Foto. Wir zeigen heute eines, das die Gattin des damaligen Bürgermeisters, Gabriele Rüdiger zeigt, wie sie den Hauptgewinn des Gewinnspiels zieht, umrahmt von Persönlichkeiten, die den CityRing sowie den Limburger Einzelhandel insgesamt über Jahrzehnte geprägt haben: Willy Schermuly, Egon Selke, Heinz Vohl sowie der leider vergangene Woche verstorbene Ulrich Meckel.
 
Wer wissen will, was in der letzten Woche noch alles geboten wird, kann sich hier informieren:
limburg[Punkt]de/LimburgerWeihnacht
 
Foto: Dieter Fluck/Limburger Weihnachtszeitung
 

 

Donnerstag, 27. Juni 2024

Ein zweites Guggenheim Bilbao...

...ist es NICHT, das kürzlich eröffnete „Museum Reinhard Ernst“ in Wiesbaden. Das gilt sowohl für die Architektur als auch für die Exponate. Dennoch stellt es ein herausragendes Beispiel für modernes Mäzenatentum einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit dar. 
 
Dazu drei Anmerkungen:
 
[1] Die Architektur: nur weil ein großer Architekt die Entwürfe malt, muss nicht unbedingt große Architektur herauskommen. Das bedeutet nicht, dass das Museumsgebäude in der Wilhelmstraße den „Charme eines Bofrost-Auslieferungslagers“ hat, wie an anderer Stelle behauptet. Es ist natürlich Geschmacksache: Aber nach Ansicht des Limbloggers funktioniert diese Art der Architektur an dieser Stelle der Wiesbadener Innenstadt nicht. Moderne Architektur darf und muss sich mit der Umgebungsbebauung beißen, nur: der Maki-Entwurf beißt irgendwie ins Leere.
 
[2] Die (Limburger) Vorgeschichte des Projektes: Es wird gerne behauptet, Limburg hätte eine große Chance vertan, die Wiesbaden genutzt habe. Das ist falsch, weil der Stifter den beiden Städten unterschiedliche Angebote gemacht hat. Limburg hätte (im Gegensatz zur Landeshauptstadt) über Jahrzehnte die Betriebskosten in sechsstelliger Höhe tragen sollen. Das ist ein eigenartiges Verständnis von Mäzenatentum. Es ist gut, dass die Stadtverordneten dieses faule Ei damals abgelehnt haben.
 
[3] Die Standortfrage: Die Entscheidung der Limburger Stadtverordneten gegen das Museum ist noch aus einem anderen Grund eine gute gewesen. In Limburg hätte das Museum am ICE-Bahnhof gestanden. Hand aufs Herz: Gehört ein Museum der Extraklasse in ein Gewerbegebiet einer Provinzstadt (zwischen Autobahn und Kentucky Fried Chicken) – oder gehört es in das Herz der Landeshauptstadt?
 
Also: Danke an Reinhard Ernst und danke an die Limburger Stadtverordneten!
 

 

Donnerstag, 28. März 2024

Abschied vom "Florian"

Ein Vierteljahrhundert lang hatten Ernesto und sein Team die Südstadt versorgt - mit einem gemütlichen Ort, an dem man zusammensitzen, feiern und gut essen und trinken konnte; letzteres zu einem mehr als akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis. Jetzt ist Schluss, dem Vernehmen nach weil der Vermieter nicht mehr wirklich am Fortbestand dieser Blumenröder Institution und den dafür erforderlichen Investitionen interessiert war.
 
Damit erreicht den Limburger Süden ein Phänomen, das bislang eher auf dem flachen Land zu beobachten war: das Kneipen- und Gaststättensterben. Ein Gebiet mit mehreren tausend Einwohnern (zu denen im neuen Bauabschnitt „Blumenrod V und VI“ nach dem Willen der Stadtverwaltung noch zahlreiche dazu kommen sollen) wird damit zur gastronomischen Wüste.
 
Was kommt jetzt? Eine Shisha-Bar, ein „Kiosk“ oder ein Barber Shop? Es gibt eigentlich nur diese drei Möglichkeiten.
 

 

Freitag, 25. September 2020

Bucherscheinung: Theresia Theuke - "Die Kirche lebt"

"Die katholische Kirche in Deutschland hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Es scheint, als wisse sie nicht mehr, woher sie kommt und wohin sie geht. Aber müsste die Kirche nicht eine bedeutungsvolle Gestalterin der Gegenwart sein? Es gibt viele Dinge, die schmerzen. Es gibt aber noch viel mehr Aufbruch, der zeigt: CHRISTUS IST MITTEN UNTER UNS! 
 
Dieses Buch reflektiert mit persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen die aktuelle Situation der Kirche in Deutschland. Es beschreibt, kritisiert, bleibt aber dort nicht stehen, sondern geht weiter, sucht nach dem Guten, den Aufbrüchen, den Samen, die schon jetzt wachsen und sehr bald blühen werden. 
 
Ein Buch, das Hoffnung macht und dem Leser konkrete Hilfestellungen anbietet." (Quelle: Kurzbeschreibung des Verlags auf https://www.fe-medien.de/die-kirche-lebt)
 
ISBN /EAN: 9783863572785
168 Seiten, Paperback
10 Euro
 
[Unbezahlte Werbung]
 

 

Samstag, 18. Januar 2020

Das Sterne-Gerücht

Es ist ein Gerücht, das seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, im Umlauf ist: Nach dem Besuch des Sternerestaurants erhalten die Gäste auf der Rückseite der Rechnung oder der beigefügten Visitenkarte des Hauses die handschriftliche Mitteilung: „Vielen Dank für Ihren Besuch! Bitte beehren Sie uns nicht wieder.“ Angeblich will der Sternekoch so inadäquates Benehmen der Besucher sanktionieren, etwas das Probieren vom Teller des Tischnachbarn, lautes Lachen oder zu viel Leutseligkeit dem Personal oder anderen Gästen gegenüber. 

Dieses Gerücht hat spätestens Ende des letzten Jahres auch Limburg erreicht. Unser Stern am Essenshimmel befindet sich dabei in guter Gesellschaft, denn das Gerücht geht an wohl keinem Haus der gehobenen Gastronomie vorbei. Die Fernsehköche Johann Lafers und Alfons Schuhbeck sollen sogar vierstellige Belohnungen für den Fall ausgesetzt haben, dass ihnen jemand eine der ominösen handschriftlichen Mitteilungen vorlegt. Sie mussten bisher keinen Cent bezahlen.

Montag, 6. Januar 2020

Die heiligen drei Könige und ihre Botschaft

Die heiligen drei Könige kamen, geführt von einem Stern, aus dem Morgenland, um dem Sohn Gottes zu huldigen und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenk zu bringen. Das weiß (fast) jedes Kind. Aber ist es auch wahr? Was steht wirklich in der Bibel, wie viel haben die Menschen später hinzugedichtet und worin besteht der historische Kern der Geschichte? Dr. Bernold Feuerstein aus Villmar lieferte gestern Nachmittag erhellende Antworten auf diese Fragen.

„Bildbetrachtung ‚Die heiligen drei Könige in Musik und Kunst‘“ hieß seine Veranstaltung, die in der Limburger Annakirche stattfand und erfreulicherweise außerordentlich gut besucht war. Feuerstein führte durch die rund 1800-jährige Geschichte der künstlerischen Beschäftigung mit den drei orientalischen Besuchern und beteiligte sich als Kantor zudem an der musikalischen Umrahmung der „Bildbetrachtung“, zu der auch das gemeinsame Singen von Dreikönigsliedern gehörte – an der Orgel gekonnt begleitet von Leonhard Höhler.

Der Organisator und Referent ging im Rahmen seines Vortrags auf eine Fülle (kunst)historischer, kirchengeschichtlicher und exegetischer Details ein, wurde dabei aber nicht müde, auf die alles überragende theologische Botschaft der Erzählung von den drei exotischen Besuchern hinzuweisen: Gott ist im Stall von Bethlehem als kleines Kind den Menschen erschienen, und selbst weise Sterndeuter aus einem fernen Land sind vor ihm auf die Knie gefallen.



Die Veranstaltung in der Annakirche war sehr gut besucht.


Die einschlägige Bibelstelle: Mt 2, 1-12


Wir beginnen unsere Darstellung der wesentlichen Erkenntnisse des gestrigen Nachmittags mit einem Verweis auf die einschlägige Bibelstelle (Matthäus, Kapitel 2, Vers 1 bis 12):

1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem 2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. 3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. 4 Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. 5 Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: 6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. 7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. 8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! 9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. 11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. 12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Ganz knapp zusammengefasst schreibt Matthäus somit nur, dass „Sterndeuter aus dem Osten“ einem Stern folgend nach Bethlehem zogen, dort Maria sowie Jesus fanden, vor ihm niederfielen und ihre Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe darboten. Wie sich dies und vieles andere zu dem uns heute geläufigen Gesamtbild entwickelt hat, das herauszuarbeiten war der Sinn der „Bildbetrachtung“ unter Feuersteins Anleitung.


Caspar, Melchior und Balthasar


Sie (die Bildbetrachtung) begann mit Katakomben-Fresken aus dem frühen dritten Jahrhundert und ein bis zwei Jahrhunderte jüngeren Malereien in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Die erste Erkenntnis: drei Sterndeuter waren es anfangs nicht unbedingt; erst im frühen Mittelalter setzte sich die Zahl Drei durch (die im Matthäus-Evangelium nicht auftaucht), möglicherweise abgeleitet aus den drei Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der englische Universalgelehrte Beda Venerabilis führte dann die Interpretation ein, die drei Weisen repräsentierten die drei damals bekannten Erdteile Afrika, Asien und Europa. Ab dann standen sie zudem durch die gesamte Kunstgeschichte hindurch für die drei Lebensalter Alt, Mittelalt und Jung – und werden auch so dargestellt. Man sieht also sehr oft einen Greis, einen Jüngling und einen, der altersmäßig irgendwo dazwischen anzusiedeln ist. Auch ihre Namen Caspar, Melchior und Balthasar haben sie erst nach 500 bekommen – wie und warum genau, ist unklar. 


Von Sterndeutern zu Königen, von denen einer dunkelhäutig ist


Im griechischen Original bei Matthäus heißen die Sterndeuter „magoi“ (latinisiert zu magii), was eben Sterndeuter oder persische Priester sein können. In jedem Fall bezeichnet der Evangelist sie nicht als „Könige“ und erst der berühmte Egbert-Kodex aus dem zehnten Jahrhundert stellt sie zum ersten Mal mit Kronen dar. Möglicherweise bezieht sich diese Darstellung auf prophetische Texte des Alten Testaments, die voraussagen, dass Könige zu dem Messias ziehen und vor ihm auf die Knie fallen werden. Auch der „Mohrenkönig“, also der Dunkelhäutige unter den dreien, ist eine „Erfindung“ des Mittelalters, die auf die Idee verweist, dass die Sterndeuter/Könige für die drei Erdteile stehen. Als sicher angenommen werden kann jedoch, dass die geheimnisvollen Orientalen sich mit Astrologie bzw. Astronomie (damals waren die Grenzen fließend) auskannten – was uns zu dem Stern bringt, dem sie angeblich gefolgt sind.


Der Stern: Supernova, Komet oder besondere Planetenkonstellation?


Dass der promovierte und habilitierte Physiker Feuerstein dem Stern besondere Aufmerksamkeit widmete, ist nicht verwunderlich. Er machte dabei deutlich, wie sehr das Denken und der Erfahrungsschatz der jeweiligen Zeit die Versuche der Menschen prägte, die Bethlehemer Ereignisse zu deuten und einzuordnen. Je nach Kenntnisstand der Astronomie betrachtete man den Stern als Supernova, Kometen (insbesondere nach der erstmaligen Beobachtung des Halleyschen Kometen) oder eine besondere Planetenkonstellation. Der Abgleich mit zeitgenössischen Quellen lässt wohl insbesondere die besondere Planetenkonstellation in Frage kommen. Eine solche hat es sumerischen Keilschrifttafeln zufolge im Jahr 6 v. Chr. gegeben.


Die Tradition des „Sternsingens“


Für Überraschung bei so manchem Besucher dürfte gesorgt haben, dass es die noch heute gepflegte Tradition des Sternsingens bereit seit dem 16./17. Jahrhundert gibt. Und das „C M B“ damals in der Tat für Caspar, Melchior und Balthasar stand. Die heutige etwas schlaumeierische Interpretation der drei Buchstaben als Abkürzung für den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“ kannte man damals offenbar noch nicht.


Epiphanias: Hochfest der Erscheinung des Herrn


Bernold Feuerstein zeigte mit seiner „Bildbetrachtung“, wie interessant und lehrreich es sein kann, sich mit dem naturwissenschaftlichen und historischen Kern einer Heiligenlegende wie derjenigen von den drei Königen sowie deren Bearbeitung in der bildenden Kunst zu beschäftigen. Dabei dürfe aber nicht die eigentliche Botschaft der „Heiligen Drei Könige“ in den Hintergrund geraten: Gott ist den Menschen erschienen. Entsprechend feiern die Christen heute Epiphanias, das Hochfest der Erscheinung des Herrn.


Diese zeitgenössischen Krippenfiguren bilden ab, was sich über Jahrhunderte entwickelt hat: drei Könige, davon einer dunkelhäutig, einer alt (weißer Bart) einer jung (der "Mohr"), einer mittelalt

Montag, 28. Oktober 2019

Esau, Jakob und die Linsensuppe

Alle zwei Jahre studiert die Mädchenkantorei der Dommusik Limburg​ ein Musical ein - und alle zwei Jahre kann das Ergebnis nur begeistern. Gestern und vorgestern war es wieder so weit: "Zwischen Linsengericht und Himmelsleiter", ein Musical von Klaus und Max Wallrath (Musik) und Roland Klein (Text), war am Samstag und Sonntag in der jeweils vollen Aula der Marienschule zu sehen.

Dass Stück behandelt die biblische Geschichte von den Zwillingsbrüdern Esau und Jakob, die sich über das Erstgeburtsrecht und den väterlichen Segen zerstreiten. Beides steht eigentlich Esau, dem wenige Minuten vor seinem Bruder geborenen, zu, doch der verkauft das Erstgeburtsrecht an seinen intriganten Bruder Jakob gegen das sprichwörtliche Linsengericht. Jakob gelingt es dann auch noch, den väterlichen Segen von dem blinden Vater Isaak zu erschwindeln - woruafhin er seine Heimat erstmal verlassen muss. Als er nach langer Zeit mit seinen Frauen und zwölf Söhnen zurückkehrt, gibt es ein Happy End - dem intriganten Sohn wird verziehen, er wird wieder in die Familie aufgenommen.

Dass es sich bei den gut 30 jungen Schauspielerinnen ausnahmslos um Grundschulkinder handelte, konnte man vielleicht an der Körpergröße, nicht aber an den Darbietungen erkennen. Die Solisten überzeugten nicht nur mit ihrem Gesang, sondern auch in ihren Sprechrollen (der Vortrag war jeweils außerordentlich gekonnt), und auch Körpersprache und Mimik wussten die kleinen Akteure gekonnt einzusetzen.

Während die Dritt- und Viertklässler die Hauptrollen übernahmen, bildeten "die Kleinen" aus der ersten und zweiten Grundschulklasse den Chor. Es war eine gute Idee von Domchordirektorin Judith Kunz​ und ihrem Team, immer zwei der jüngeren gemeinsam jeweils eine Strophe der Chorlieder singen zu lassen. Das lockerte das Stück auf und ermöglichte den Sängerinnen, im relativ geschützten Raum des Duetts begrenzt auf eine Strophe wertvolle Bühnenerfahrung zu sammeln.

Es versteht sich von selbst, dass hinter den Sängerinnen und Judith Kunz ein engagiertes Team steht. Nicht nur war das eigentliche Musical auf die Bühne zu bringen; das Bühnenbild musste auch gestaltet werden, und die Schauspielerinnen waren einzukleiden und zu schminken. Und dass ein solches Großprojekt nicht ohne viel administrative Vorarbeit auskommt, ist ebenfalls selbstverständlich.

Zum Gelingen des Unternehmens leistete nicht zuletzt auch die professionelle Band und die Tontechnik ihren Beitrag. Die Lichttechnik kam von der Technik-AG der Marienschule - und war wie alles andere perfekt.


 

Mittwoch, 17. Juli 2019

Les Misérables: Ein Wechselbad der Gefühle in Elz

Von Volker Höhler

Nur alle drei Jahre findet das „theater am bach“ wirklich am Bach statt, im Hof der Neumühle der Familie Schäfer in Elz. Dabei handelt es sich um eine traumhafte Location, die ihren Reiz besonders an lauen Sommerabenden unter blauem Himmel entfaltet. Als der Rezensent am vergangenen Freitag die Vorstellung von „Les Miserables“ besuchte ... regnete es jedoch mehrfach und das nicht einmal wenig. Es hätte nicht besser passen können: Zu den Barrikaden in den Straßen von Paris zu Zeiten des Juniaufstands 1832 und der Trauer um die Toten kann man sich blauen Himmel und Abendsonnenschein nicht so recht vorstellen, dafür umso besser den weinenden Himmel, dessen Tränen sich auf dem Boden mit dem Blut der Gefallenen mischen. Doch der Reihe nach:

Martin Trabandt, dem die Rolle des Erzählers und Autors Victor Hugo – wie allen Schauspielerinnen und Schauspielern dort – wahrhaft auf den Leib geschneidert ist, führt an diesem Abend nach einer kurz vorbeihuschenden Gesangseinlage über die Freiheit der Gedanken fernab aller irdischen Zwänge, ein ins Geschehen im damaligen Frankreich: Der Streit darüber, ob der Bonapartismus die richtige Herrschaftsform ist oder nicht vielmehr das Ancien Régime mit den Bourbonen als Königen Frankreichs, entzweite schon Vater und Großvater (Stefan Rücker, ein wahrer Grandseigneur) des jungen Studenten Marius de Pontmercy (voller Leidenschaft: Levin C. von Clausbruch). Jean Valjean (verkörpert durch einen der Meisterschauspieler des Theaters am Bach, Thorben Horn) verbüßt eine jahrelange Haftstrafe dafür, dass er einst ein Brot stahl, um seine Schwester und deren Kind vor dem Hungertod zu retten. Sein Aufseher im Gefängnis ist Javert, ein absoluter Verfechter des positiven Rechts (dessen Begrenztheit er im Laufe des Stücks jedoch einsehen muss) und gespielt von Holger Hastrich, einem Schauspieler par excellence, der vollkommen in seinen Rollen aufgeht, was man nicht nur an seinem wunderbar charakteristischen Tonfall erkennt, sondern auch an seiner unvergleichlichen Mimik. Er entlässt Valjean auf Bewährung und dieser hat das große Glück auf Bischof Myriel zu treffen (dem Steffen Jainta (s)ein Antlitz voller Menschlichkeit und Güte schenkt), welcher ihn zum Abendessen einlädt. Valjean dankt es ihm schlecht, indem er das Letzte, was der Bischof noch nicht den Armen gab, das Silberbesteck seiner verstorbenen Eltern, nachts einsackt und abhaut, obwohl ihm die Schwester des Bischofs (Susanne Hastrich) nachdrücklich und resolut deutlich gemacht hat, um was es sich dabei handelt. Weit kommt er damit jedenfalls nicht: Er wird aufgegriffen und behauptet, der Bischof habe ihm das Silber geschenkt. Zum Bischof gebracht, bestätigt dieser nicht nur wahrheitswidrig die Schenkung gegenüber den treuen Wachen (Marvin Wacker und Jörg Neundter), sondern sagt dem „Freund“ auch noch, dass er das Wichtigste vergessen habe, mitzunehmen: den Kerzenleuchter. Den packt er ihm ein, allerdings nicht ohne ihm so eindrücklich, dass es die Zuschauer erschaudert und der Rezensent Gänsehaut bekommt, mitzuteilen, dass er die Seele Valjeans, die bis zu diesem Zeitpunkt hasserfüllt war, mit dem Silber dem Teufel persönlich abgekauft habe für Gott. Dermaßen beschämt und vom Guten berührt, wird Valjean ein liebender und tugendhafter Mensch. Unter dem neuen falschen Namen Monsieur „Madelaine“ gelingt es ihm, durch eine sinnreiche Erfindung eine Fabrik aufzubauen, in der u.a. die junge Fantine (unglaublich eindrucksvoll gespielt von Sarah Horn) arbeitet, gemeinsam mit ihren Kolleginnen (Susanne Hastrich und Lisa Zimmer), darunter eine wirklich fiese (Sarah Sander). Fantine lernten die Zuschauer bereits einige Szenen zuvor kennen, als sie Hals über Kopf verliebt ihrem Freund Tholomye ihr Vertrauen schenkte, welches dieser jedoch, das ließ die Miene des Bösewichts (beängstigend glaubwürdig verkörpert von Marco Krelowetz) bereits erkennen, im wahrsten Sinne des Wortes schamlos, missbrauchte: Nach einem für sie wunderschönen Sommer ließ er die schwanger gewordene Fantine sitzen. Da sie ihre kleine Tochter Cosette nicht versorgen konnte, gab sie sie in die Obhut des Ehepaars Thenardier (gespielt von dem nicht nur darin vollkommen harmonierenden und auch im richtigen Leben verheirateten Paar Heike und Lutz Lachnit), das in seiner Wirtschaft nicht nur die Gäste von hinten bis vorne beklaut, sondern auch die arme Cosette als Sklavin ausbeutet. In einer der eindrucksvollsten Szenen des Stücks berührt es die Zuschauer zutiefst, wenn Nele Hastrich als Cosette ihre Hände ausstreckt und die Augen schließt in der Erwartung, genauso wie eine der leiblichen Töchter der Thenardiers (Dilara Cayir und Julie Zimmer) eine Puppe geschenkt zu bekommen. Es versteht sich dann leider schon von selbst, dass ihr der fiese Thenardier keine Puppe gibt, sondern ein von ihm vorher noch theatralisch beschmutztes Geschirrtuch mit einem Knoten, das Cosette jedoch so liebevoll behandelt wie eine Puppe als einzige Freundin.


Foto: Petra Kiesewetter

Ihrer Mutter Fantine ergeht es derweil noch schlimmer: Sie wird in der Fabrik von dem Vorarbeiter und Lüstling Maleville (in dieser Rolle furchterregend und geradezu schmierig: Andre Bauer) bedrängt und entlassen, als sie sich ihm zur Wehr setzt. Ihr Schreien und Flehen bleibt von Valjean ungehört, der in diesem Moment als Bürgermeister der Stadt den neuen Polizeipräsidenten begrüßen muss – erschreckt darüber, dass es sich bei diesem um den alten Widersacher Javert handelt, der ihn wiederzuerkennen meint, aber sich nicht vollkommen sicher ist. Fantine muss – ganz bewusst im heimischen (also in diesem Fall dem Elzer) Dialekt von Petra Sander dazu überredet – ihre Haare, an Tim Metternich als Quacksalber dann auch noch ihre Backenzähne verkaufen und sich schließlich mit"hilfe" von drei feingewandeten jungen Damen (Manuela Arbter, Lisa Zimmer und Julie Zimmer) als Hure verdingen, bevor sie – was vielen Zuschauern spätestens jetzt Tränen in die Augen treibt - in den Armen von Jean Valjean stirbt, der zutiefst erschrocken ist über die eigene Schuld am schrecklichen Schicksal der jungen Mutter.

Entschlossen kauft er Cosette bei den Thenardiers frei und flieht mit ihr vor Javert in ein Nonnenkloster, wo Cosette aufwächst und er selbst gemeinsam mit dem Gärtner, einer guten Seele (Jürgen Schmitt), arbeiten kann. Margit Pressler als gestrenge, aber gleichzeitig auch gütige Mutter Oberin muss nach der jahrelangen (für die Zuschauer aber im Verhältnis dazu kurzen) Pause anerkennen, dass Cosette sich zu einer schönen jungen Frau (jetzt Annika Zimmer) entwickelt hat und sich ihre Vorhersage nicht bewahrheitete, die die Zuschauer schmunzeln ließ, das Kind werde wegen seiner Hässlichkeit später einmal eine gute Nonne.

Cosette trifft und verliebt sich, zum (für die Zuschauer an Thorben Horns Mimik deutlich spürbaren und sie diesmal lachen lassenden) Leidwesen ihres Vaters, in Marius de Pontmercy.
Valjean flieht mit Cosette, der er in all den Jahren zum Vater geworden ist, ein weiteres Mal; diesmal nicht nur vor Javert, sondern wohl auch vor der Liebe des Marius de Pontmercy zu seiner Tochter. In seinem Leid über das Verschwinden der Geliebten schließt sich de Pontmercy den Revolutionären des Juniaufstands an. Die wurden vorher meisterhaft motiviert (oder soll man besser schreiben: aufgepeitscht oder gar aufgehetzt?) von Jonathan Neust als ihrem Anführer. Charakteristisch für diesen ist wohl sein Ausruf „Welch ein Heldenmut!“ angesichts der Drohung des jungen Pontmercy gegenüber den Soldaten, mit dem Pulverfass in seinen Händen alles (also nicht nur die Soldaten, sondern auch die eigenen Mannen) in die Luft zu sprengen (Foto unten). Der Satz eines anderen, der folgt („Welch eine Dummheit!“) lässt jedoch sofort die angemessene Distanz gegenüber Aufpeitschung und Opferbereitschaft gewinnen, welche den Rezensenten zuvor zwar durchaus beeindruckt, aber gleichzeitig auch an die schrecklichen Erfahrungen erinnert hatten, die gerade die Deutschen einst mit so etwas machten.

Feli (Feleknaz) Cavus als Eponine, eine der Töchter der Thenardiers, für deren Schönheit und Anmut Marius zu ihrem Leidwesen jedoch blind ist, und der noch sehr junge Revolutionär Gavroche (sehr lebendig und engagiert verkörpert von Mika Hastrich) geraten in den Kugelhagel der Soldaten. Bevor am Ende selbst hartgesottenen Zuschauern fast die Tränen kommen, passiert noch viel und sogar die größte Freude wird getrübt ...

Eine hervorragende Leistung der zahlreichen Schauspielerinnen und Schauspieler (Foto), die mit „grandios“ und „gigantisch“ nur unzureichend gewürdigt werden kann, unter der meisterhaften Regie von Genie Genia Gütter und Sarah Horn als Regieassistenz mit der Unterstützung von Petra Lehr, Judith Zimmer und Silke Metternich in der Maske, Frank Blättel und Andreas Weier, die für Bühnentechnik und -bau verantwortlich zeichneten, Michaela Schmidt für die Kostüme und Requisite und Alexandra Blättel als Souffleuse.

Dennis Schmidt, Max Pötz, Nils Kiesewetter, Jörg, Louis und Linus Schmidt, Seyda Kiyak, Sonja Cayir, Tim Simon, Elias Schäfer, Sam Schneider, Tom Krelowetz, Lukas Alfa, Ingo Schmalstieg und Elias Neundter - sie alle füllten ihre Rollen (ob als kleines Mädchen, Revolutionäre, Soldaten oder Trunkenbolde oder andere) so dermaßen gut aus, dass der Abend zu einem reinen Genuss wurde. Aber nicht nur die Schauspieler, alle Mitwirkenden trugen dazu bei – von denen an der Kasse über jene an der Theke bis hin zu denen, die am Eingang das Glas Weißherbst überreichten, welches den Abend schon gleich zu Beginn perfekt abrundete.

Wer diese lange Rezension jetzt tatsächlich bis ans Ende gelesen hat, den bittet der Rezensent nun, ihm zu verzeihen, wenn in manchen Formulierungen die Begeisterung mit ihm durchging, er die Handlung falsch verstand oder er (am schlimmsten!) etwas oder gar jemanden nicht oder unangemessen würdigte. Das geschah einzig aus seinem Unvermögen, nicht mit Absicht. Geschlossen werden soll mit dem Tipp, für die nächsten Vorstellungen der „Amateurbühne theater am bach“ (die sich zur Vermeidung des Missverständnisses, es handele sich nicht um Profis, nicht mehr „Amateurbühne“ nennen sollte, wie bereits ein kluger Kopf in einem Fb-Kommentar empfahl) und der „jungen bühne am bach“ rechtzeitig Karten zu reservieren und die Vorfreude auf die nächste Aufführung schon jetzt zu genießen.


Foto: Petra Kiesewetter



Mittwoch, 11. Oktober 2017

Was ist eigentlich "Streetfood"?

Am ersten Novemberwochenende wird es in Limburg ein "Streetfood"-Fest geben - und gleichzeitig in Weilburg eine "Foodtruck"-Meile. Da liegt es nahe, einmal zu ergründen, was "Streetfood" überhaupt ist. Dazu Wikipedia: "Street Food" (auch "Streetfood") ist als Anglizismus ein Ausdruck für Speisen und Getränke, die für eine Zwischenmahlzeit entweder von einem fahrbaren Verkaufsstand aus auf einer öffentlichen Verkehrsfläche, auf einem Markt oder Jahrmarkt angeboten oder unterwegs beim Aufenthalt auf einer öffentlichen Verkehrsfläche verzehrt werden."
Street Food ist also Fast Food, das nicht in einem Fast-Food-Restaurant, sondern an einem Stand auf der "Straße" erworben wurde - bzw. welches wenigstens "beim Aufenthalt auf einer öffentlichen Verkehrsfläche" verzehrt wird. Es kann sich dabei also auch einfach um "Essen zum Mitnehmen" (oder präziser: "Togo"-Gerichte) handeln.

Über solche sterilen Begriffsabgrenzungen hinaus ist Street Food aber viel mehr: Es ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die Megacities dieser Welt entstehen, überleben und auch noch wachsen können. Darauf hat der Economist unlängst in einem hochinteressanten Beitrag hingewiesen. Die Quintessenz: Metropolregionen mit einer zweistelligen Millionenzahl an Einwohnern sind dringend darauf angewiesen, dass die Leute schnell, einfach, möglichst wohlschmeckend und vor allem kostengünstig mit Kalorien versorgt werden. Die Industrie- und Servicearbeiter in Sao Paolo, Mexiko City, Bangkok, Jakarta, Lagos und sonstwo haben in der Regel weder die Zeit noch (rein technisch) die Möglichkeit, sich ein warmes Essen selbst zuzubereiten. Entsprechend ist das Angebot der vielen Streetfood-Verkäufer (oft in der Form sog. "Garküchen"; siehe Foto: ein Beispiel aus Peking) genau auf sie zugeschnitten. Es ist daher auch kein Wunder, dass gerade New York als einzige unter den Großstädten in den reichen Ländern noch über eine Streetfood-Bandbreite und -qualität verfügt, wie man sie sonst nur noch in den Schwellenländern findet. Denn New York war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts das, was Sao Paolo, Lagos&Co heute sind: Sehnsuchts- und Zufluchtsort für sehr viele, die ihr Glück woanders nicht machen können, bereit sind, hart zu arbeiten - ...und während sowie nach der Arbeit hungrig sind. Auf Streetfood natürlich. Dessen Zubereitung wiederum Zehntausenden von Familien wiederum ein Auskommen ermöglicht.

Vor diesem Hintergrund wird das Limburger "Streetfood"-Festival Anfang November sicher der Wikipedia-Definition gerecht. Mit dem, was Street Food für Milliarden Menschen bedeutet, hat es aber herzlich wenig zu tun. Aus blitzblank glänzenden Wagen werden hochwertige Burger, ansprechendes Sushi und ausgefallene Wrapvarianten feilgeboten. Hingehen lohnt sich wahrscheinlich trotzdem. Erstens, weil es sicher schmeckt, und zweitens, weil der Neumarkt an diesem Wochenende wieder zeigen kann, was man aus ihm machen könnte, wenn man ihn nicht jeden Tag mit Autos vollstellen würde.

Wie hier in Peking stellt Streetfood in den Megacities der Schwellenländer eine schnelle, günstige und schmackhafte Versorgung der Menschen sicher. Mit dem, was hierzulande auf "Streetfood"-Festivals verkauft wird, hat es wenig mit nichts zu tun.

Montag, 14. August 2017

Hanne Kah begeisterte zum Abschluss der Sommerfeste

"Ich bin überrascht, so viele Leute hier zu sehen“, sagte Hanne Kah beim Blick über den Serenadenhof. In der Tat, die Stuhlreihen waren gut besetzt, der Platz zeigte bis zum Brunnen nur wenige Lücken. Die richtige Kulisse zum Abschluss der Sommerfeste und zum ersten Konzert nach Rückkehr aus Kanada für die Band um Hanne Kah. Folk mit Einflüssen aus Rock, Pop und Country, so wird die Musik umschrieben. Handgemacht und ehrlich ist es, was Hanne Kah, Patrick Jost (E-Gitarre), Niklas Quernheim (Bass) und Malte Schmidt (Schlagzeug) gemeinsam auf der Bühne musizieren. Selbstgemachte Melodien, eigene Texte, die auch etwas über das Leben derer erzählen, die sie singen.
„Es ist der erste Tag, an dem wir wieder so richtig leben“, bekannte Hanne Kah, Namensgeberin und Sängerin, die sich bei allen Liedern auf der Akustikgitarre begleitete. Der erste Tag nach der Rückkehr auf Kanada. Dort waren in den vergangenen Wochen drei der vier Bandmitglieder auf Tour gewesen. „Ich könnte stundenlang davon erzählen“, sagte sie. Und dann gab sie eine kurze Episode zum Besten, dass die Tour quasi ein Gegenbesuch war, die Band einen Berg in der Nähe von Vancouver in Angriff nahm, nach einem Viertel des Weges kläglich scheiterte und dem „one way path“ (Einbahnstraßenweg) entgegenlief.

Das Leben spiegelt sich in den Songs. Zum Beispiel bei „Seagulls“ Das Stück entstand nach einem Syrienaufenthalt von Hanne Kah noch in der Zeit vor dem Bürgerkrieg. „Das war eine tolle Zeit in Syrien“, erzählte sie auf der Bühne. Sie hat zurück in ihrer Heimat das Lied geschrieben über die Sehnsucht nach Syrien und der dortigen Kultur. Durch die vielen Menschen, die aus Syrien flüchten und damit ihre Heimat verlassen mussten und zum Teil nun in Deutschland auf eine Zukunft hoffen, habe das Lied noch einmal eine ganze andere Bedeutung erhalten, erklärte sie und dann spielten Hanne Kah und ihre Band „Seagulls“.

Die meisten Lieder, die sie spielten, stammen aus der eigenen Feder. Manchmal ist es auch anders. Zum Beispiel, wenn die Band auf Zeilen von Hermann Hesse zurückgreift – natürlich auch ins Englische übersetzt. Die Melodie dazu klang baladenhaft, passt. Die vier auf der Bühne können natürlich auch anders. Rock’n’Roll geht auch. „Meine Oma hat immer gewollt, dass wir auch ein Rock’n’Roll-Lied spielen“, lautete Hanne Kahs Erklärung dazu.

Bei der ersten Zugabe stand Hanne Kah allein mit ihrer Akustikgitarre auf der Bühne. Es gab einen Coversong. „Good bye Ruby Tuesday“ stimmte sie an, den Stones-Titel. Hanne Kah füllte mit ihrer Stimme den abendlichen Raum, klar und kraftvoll, aber auch zurücknehmend. Irgendwann kamen ihre Bandkollegen wieder dazu, stiegen mit ein. Mit „The Boxer“ von Simon & Garfunkel endete der Auftritt. Viele stimmen ein – und verabschieden sich von einer Band, der es Freude gemacht hatte, vor ihrem Publikum zu spielen.

Leider erwiesen sich einige im Publikum Hanne Kah und ihrer Band nicht würdig. Ständige laute Gespräche müssen nun wirklich nicht sein. Der Besuch der Konzertreihe Sommerfeste ist zwar kostenlos, respektlos gegenüber den Akteuren auf der Bühne muss er jedoch nicht sein.

Mit dem Auftritt von Hanne Kah endeten die Limburger Sommerfeste. Die vier Konzerte auf dem Serenadenhof zeigten eine große musikalische Bandbreite, von Gypsy-Jazz über harten Rock, französische Chansons bis hin zu modernem Folk.

[Bild und Text: Stadtverwaltung Limburg]

Der erste Auftritt von Hanne Kah und Bassist Niklas Quernheim nach der Kanada-Tour bildete den Abschluss der Limburger Sommerfeste.

Montag, 31. Juli 2017

Erster Todestag: Stimmen zu Klaus Panzner

Kein anderer Künstler dürfte so viele Werke hinterlassen haben, die Motive aus Limburg und der ganzen Region abbilden. Klaus Panzer, der lange Zeit auch unter seinem Künstlernamen „ojo“ (spanisch das Auge) zeichnete, radierte und malte, dürfte allein rund 3000 Radierungen mit Motiven aus Limburg, Diez, Bad Camberg und der ganzen Umgebung gefertigt haben. Als „Chronist der Heimat“ bezeichnet Irene Rörig, Leiterin des Limburger Kulturamts, den in Dresden geborenen Künstler, der im Bad Camberger Stadtteil Schwickershausen aufwuchs und viele Jahre seines Lebens in Limburg verbrachte.


Klaus Panzner, vor einem Jahr verstorben, hatte den genauen Blick. Foto: Reinhard Langschied


Über 200 Exponate des Künstlers sind in der derzeit laufenden Ausstellung der Limburger Kunstsammlungen zusammengetragen, dort werden sie unter dem Titel „Klaus Panzner, 1943 – 2016: Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle“ präsentiert. Am 31. Juli vergangenen Jahres ist Panzer in Süddeutschland verstorben, dort verbrachte er in der Nähe seiner älteren Schwester die letzten Lebensjahre. Anlässlich seines ersten Todestages erinnern Freude, Begleiter und Kulturschaffende an den stillen und introvertierten Künstler.

 

Lahnufer mit Enten


Hans-Jürgen Topp ist Galerist in Limburg und ist der „Entdecker“ von Klaus Panzner. Die erste Begegnung, so erinnert er sich, ist der Besuch von Panzners Vater 1970 in der Kunsthandlung, der auf seinen in Kelkheim künstlerisch tätigen Sohn hinwies. Der anschließende Besuch des jungen Künstlers ließ Topp viel Ungewohntes entdecken, darunter eine Vielzahl von Gemälden mit Württembergischen Weinbergen als Motiv. Topp nahm sie alle für eine Präsentation mit nach Limburg. Bei diesen ersten Besuchen entdeckte Topp auch schon eine postkartengroße schwarz-weiß Zeichnung: „Enten am Bachufer“. Und in Gedanken ergänzte der Limburger Galerist die Zeichnung mit dem Domfelsen und dem Dom.

Natürlich folgte daraufhin ein Abstecher Panzners an die Lahn in Limburg – ein Besuch mit Konsequenzen. Der ersten Grafik „Lahnufer mit Enten, dem Felsen und dem Dom darüber“ folgten nach Angaben von Topp viele weitere Motive aus der Altstadt, aus Limburg und der ganzen Region. Was Panzner besonders auszeichnete, war die Lebendigkeit und die Farbigkeit seiner Motive, so Topp. Mit einer blauen Mülltonne „belebte“ er zum Beispiel den menschenleeren Bischofsplatz.

Spiegelverkehrt


Für Irene Rörig, Leiterin des Limburger Kulturamts, ist Panzer ein Chronist der Heimat. Mit seinem „Ateliermobil, in dem er eine tragbare „Radier-Station“ transportierte, war er möglichst unauffällig in der ganzen Region unterwegs. Dabei gruppierten sich natürlich sofort Passanten um ihn, wenn er mit seiner Arbeit begann. Auf einem Holzbänkchen saß er mit dem Rücken zu seinem gewählten Motiv, das er in einem Spiegel sah. Spiegelverkehrt wurde das Motiv dann in die vorbereitete Zinkplatte graviert, beschreibt Irene Rörig die Arbeitsweise. Und so entstanden fast 3000 kleine, oft winzige und selten großformatige Motive aus der Region.

Der Kontakt zu den Kunstsammlungen der Stadt kam auf einer Arbeitsebene zustande. Panzner und seine damalige Frau Olvido Solar hatten am Fischmarkt 9 ein eigenes Haus gefunden, in dem sie wohnten und arbeiteten. Als die schräg gegenüber befindlichen Kunstsammlungen die Stiftung Ernst Moritz Engert sowie den Nachlass von Josef Eberz übernahm, standen Panzner und Solar als ausgebildete Restauratoren zur Verfügung, um den verschmutzten Ölgemälden von Eberz die Strahlkraft ihrer Farben zurückzugeben und die lädierten Scherenschnitte von Engert zu restaurieren.

Genauer Beobachter


André Kramm, Vorsitzender des Förderkreises Bildende Kunst Limburg, kann sich gut an einen sehr zurückhaltenden Menschen erinnern, den er beim Gang durch die Stadt begegnete. Und Stunden später war Klaus Panzner dann immer noch an der gleichen Stelle. „Er hat selten groß gemalt, aber was er gemacht hat, war oft großartig“, sagt Kramm über den genauen Beobachter und Künstler. Dabei habe es Klaus Panzner sehr gut verstanden, die Stadt feinsinnig und lebendig abzubilden. Und gut kann sich Kramm noch an die Zeit des Künstlers im Brückenturm erinnern. „Das hat gut zusammengepasst“, sagt Kramm.

 
Fischmarkt: Den Moment einfangen, dazu gehörte für Klaus Panzner auch, das Haus Fischmarkt mit seiner Hülle während der Sanierung und der damit verbundenen Hülle festzuhalten. Foto: Stadtverwaltung Limburg


Perfektion, Sensibilität, Liebenswürdigkeit und Introvertiertheit, so beschreibt Kirsten Zabel-Leutheuser den vor einem Jahr verstorbenen Künstler. Seit 1984 gab es beständige Kontakte zwischen der Galeristin und dem Künstler. „Sein Lachen, die fachkundigen Gespräche und Hilfen, aber auch seinen fehlenden Brillenbügel vermisse ich“, sagt sie. Panzner behalte sie nicht nur als herausragenden Künstler, sondern auch als Freund in Erinnerung.

Zeugnisse der Sanierung


„Grandioser Zeichner, toller Maler“, so die Einschätzung von Franz-Josef Hamm, langjähriges Mitglied des Vorstands Förderkreis Bildende Kunst. Und für die Darstellung Limburgs und speziell der Altstadtsanierung sei Panzner enorm wichtig gewesen, denn er hielt vieles fest, was sich am Entwickeln war. Hamm, als Architekt und Hausbesitzer selbst in das Sanierungsgeschehen eingebunden, kann sich noch an eine Ausstellung erinnern, die er mit Fotos von Walter Flögel und Radierungen von Panzner bestückt und die Zeugnisse des Wandels sind. Die Radierungen, die immer wieder Baustellen zeigen, sind nach Angaben von Hamm wichtige Zeugnisse der Sanierung. Leider haben die Handzeichnungen, großformatige Motive der Sanierungsphase, nicht überlebt.

 
Domstraße: Die Arbeiten von Panzner, hier die Domstraße, sind wichtige Zeugnisse für Veränderungen in der Altstadt. Das Haus ist heute saniert und sieht ganz anders aus. Foto: Fotostudio Karl

Im Haus der Familie Winter ist Panzner immer wieder zu Gast gewesen, erzählt Marlies Winter. Ihren Mann, den Bildhauer Karl Matthäus Winter, habe Panzner immer wieder in dessen Werkstatt besucht. „Er war immer sehr interessiert an dem, was in der Werkstatt entstand. Er hat sich einfach hingesetzt und Karl dabei beobachtet, wie er zum Beispiel Elfenbein geschnitzt hat“, erzählt Marlies Winter. Panzner habe eine schnelle Auffassungsgabe und eine sichere Umsetzung ausgezeichnet. Zwei Portraits haben Winters von Panzner geschenkt bekommen. Einmal Marlies Winter beim Stricken und eines von Karl Winter beim Arbeiten in seiner Werkstatt. Und gut erinnert sich Marlies Winter noch an ein Werk von Panzner, das die Baustelle des Wasserkraftwerks zeigt. Er hat es aus seinem Atelier im Brückenturm auf der Radierplatte festgehalten. Die Fraktion der Grünen, der Marlies Winter angehörte, hat es der Stadt geschenkt. Das Bild ist auch in der Ausstellung zu sehen. Im ersten Stock hängt es.

Montag, 24. Juli 2017

Limburger Sommerfeste: Auftakt mit viel Swing

Als Romeo Franz zum Auftakt vor dem ersten Ton von der Bühne auf die Stuhlreihen blickte, da gab es noch viele Lücken. Nach dem letzten Akkord, Dunkelheit lag schon über dem Serenadenhof, da klatschten viele Hände Beifall. Franz und sein Ensemble hatten es geschafft, mit ihrer Musik anzulocken und tolle Unterhaltung zu bieten mit klassischen Sinti-Jazz.

Ein Quintett war zum Auftakt der Limburger Sommerfeste angekündigt, ein Sextett konnte Romeo Franz dann präsentieren. Der Namensgeber des Ensembles überließ seinem Sohn Sunny dabei die erste Geige, übernahm den Gesangspart und die Moderation, gab zu den verschiedenen Stücken auch kleine Einleitungen und teilte die Bühne mit seinen musikalischen Mitstreitern, die regelmäßig mit Soloparts ihre musikalischen Fähigkeiten unter Beweis stellen durften.

Natürlich durften Stücke von Django oder Schnuckenack Reinhard nicht fehlen. „Ohne sie würde es uns und unsere Musik gar nicht geben“, zollte Franz seinen Lehrmeistern Respekt. Doch die musikalischen Ausflüge zeigten ein breites Repertoire, ob Catarina Valente oder Walzerklänge, alles Musik, die Franz mit seinem Ensemble swingen ließ.

Uli Wolf, Stadt Limburg, der die Sommerfeste seit Jahren organsiert, hatte pünktlich die diesjährige Reihe eröffnet und versprach für die weiteren Samstage in den Ferien ganz unterschiedliche Musikerlebnisse. Am 29. Juli steht AC/DC auf dem Programm. Die Mannen um Agnus Young kommen nicht selbst, sondern lassen sich von „X-Hells“ vertreten. Das ist eine Frauenband angesagt. Und sie spielen so ziemlich alles von AC/DC. Am 5. August ist Marcel Adam zu Gast bei dem sommerlichen Musikprogramm der Stadt. Der Liedermacher aus Lothringen präsentiert Chansons, Lieder, Mundart und Satire. Der Abschluss am Samstag, 12. August, bleibt Hanne Kah vorbehalten. Die Musikerin aus dem benachbarten Freiendiez und ihre Band stehen in Limburg nach ihrer Kanada-Tour auf der Bühne.

Romeo Franz (2.v.r.) und sein Ensemble schafften es zum Auftakt der Limburger Sommerfest, die Stuhlreihen mit ihrer Musik im Verlauf des Abends zu füllen. Foto: Stadtverwaltung Limburg

Donnerstag, 20. Juli 2017

Immer sardisch, aber nicht immer süß...

...wird das sein, was man ab heute in einer Woche bei "Sardolci" in der Fleischgasse (Ecke Kornmarkt) wird kaufen und genießen können. Sardische Dolci wird es schon geben, aber nicht nur. Im Mittelpunkt stehen sardische Nudeln, denn was hier gerade im Entstehen ist, firmiert als "Limburgs erste Nudelmanufaktur" - "SARPASTA" wäre mithin auch ein treffender Name gewesen. Exquisites Gebäck und sonstige sardische Delikatessen wird es laut Selbstbeschreibung auf der Facebookseite (@sardolci) aber in jedem Fall ebenfalls geben.

Wie auch immer: Limburg und seine Altstadt bekommen definitiv ein neues Highlight im Segment "kulinarisches Shoppen". Eröffnung ist am Donnerstag, 27.7.2017, ab 11:00 Uhr.

Diese Geschäftseröffnung kann als Teil eines städtebaulichen Megatrends (um mal ganz tief in die Buzzwordkiste zu greifen) interpretiert werden: Innenstädte wandeln sich immer mehr von reinen Einkaufs- hin zu Freizeit, Erlebnis- und Genussmeilen. Dass die Limburger Innenstadt von einem solchen Megatrend profitiert, ist jedoch kein Selbstläufer. Die Lokalpolitik ist gefordert, unterstützende Rahmenbedingungen zu schaffen, indem sie die öffentlichen Straßen und Plätze zu Bereichen macht, in denen man sich wohlfühlt und deshalb gerne aufhält.


Mit dem "Sardolci" in der Fleischgasse bekommt die Altstadt ein weiteres Highlight.

Sonntag, 25. Juni 2017

Ausstellung Klaus Panzner

Der bildende Künstler Klaus Panzner – im vergangenen Jahr in Bayern verstorben – hat in Limburg und Umgebung Spuren hinterlassen. Er lebte sowohl in Limburg als auch in Bad Camberg. In dieser Zeit waren seine künstlerischen Wirkungsstätten der Landkreis Limburg-Weilburg und die angrenzenden Regionen mit ihren Dörfern und Städten. Eine Auswahl seines umfangreichen Schaffens wird ab Sonntag, 25. Juni, unter dem Titel „Klaus Panzner, 1943 – 2016: Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle“ in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg (Historisches Rathaus, Fischmarkt 21) gezeigt.

Die Ausstellung wird von der Stadt und dem Förderkreis Bildende Kunst Limburg in den Kunstsammlungen in der Zeit vom 25. Juni bis 3. September gezeigt. Eröffnet wird sie heute um 11:30 Uhr von Bürgermeister Dr. Marius Hahn. Die Einführung in das Projekt wird von Irene Rörig, Leiterin des Kulturamtes, gegeben.

Die Ausstellung „Klaus Panzner, 1943 – 2016: Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle“ ist eine Hommage an das Lebenswerk von Klaus Panzner, der lange in Limburg und in Bad Camberg lebte. Die Präsentation zeigt seinen Blick auf Limburg und das Umland. Neben Exponaten zu Limburg sind Werke mit Motiven aus der Verbandsgemeinde Diez, der Lahnregion, Taunus und Westerwald zu sehen.


Viele Unterstützer


Außerdem werden in der Ausstellung Raritäten präsentiert. Klaus Panzner, bekannt für seine aquarellierten Radierungen, hat auch Portraits und abstrakte Kunst gefertigt. Werke aus diesen Schaffensperioden sind in der Ausstellung zu finden.

Irene Rörig, Leiterin des Kulturamtes, dankt allen Freunden und Unterstützern des Projekts, ohne deren Engagement diese umfangreiche Präsentation nicht möglich wäre: „Ich bin ausgesprochen froh und glücklich, dass es uns gelungen ist, diese bemerkenswerte Ausstellung zusammenzustellen. Helga Schieber, Marie Luise Winter, Franz Josef Hamm, Markus Saal, Kirsten Zabel-Leutheuser und Hans-Jürgen Topp tragen mit ihren Leihgaben dazu bei, Panzners Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und an sein künstlerisches Schaffen zu erinnern“, macht Irene Rörig deutlich. Aber auch dem Förderkreis gelte es Danke zu sagen, denn ohne dessen Unterstützung seien solch umfangreichen Projekte schwer umsetzbar.

Jahrelange Beziehung

 

Mit Limburg verband Panzner eine jahrelange Beziehung. Dort lebte und arbeitete er und war über die Grenzen der Stadt hinaus ein bekanntes Gesicht. Nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künstler in Stuttgart kam er 1975 gemeinsam mit seiner Frau Olvido Solar nach Limburg. Die vorbildliche Altstadtsanierung war für sie der Auslöser, weil sie darauf abzielte, dieses Gebiet als Wohn- und Lebensraum zu erhalten.

Gemeinsam sanierten sie das von ihnen gekaufte Haus „Fischmarkt 9“ und gründeten die Galerie „NO“, die Druckwerkstatt „NO Press“ und den Verlag „Edition NO“. Im Jahr 1986 trennte sich das Paar. Panzner blieb zunächst im Raum Limburg bevor er im Süddeutschen, in der Nähe seiner Schwester, seinen Lebensabend verbrachte.

Seit 1970 war Panzner mit seinen Werken in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland vertreten, von 1989 an war er mit dem Ateliermobil unterwegs, um seine Motive vor Ort festzuhalten. In den Kunstsammlungen der Stadt Limburg waren Werke von ihm vier Mal in Gruppenausstellungen zu sehen: 1998 bei der Präsentation „Kunstschenkungen an unsere Stadt Limburg“, 2004 bei der Ausstellung „Schauplatz Limburg“ und 2010 bei der Ausstellung „Ungewohnte Blicke auf die Limburger Altstadt“. Im Jahr 2015 folgte dann die vierte Gruppenausstellung. Zum 30. Geburtstag des städtischen Ausstellungshauses wurde eine Auswahl seines Schaffens aus der von ihm initiierten „Stiftung Zwoggelfund bei der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn“ gezeigt.

 

Öffnungszeiten


Die Kunstsammlungen der Stadt Limburg sind Montag und Dienstag von 8:30 bis 12 Uhr, Mittwoch von 8:30 bis 14 Uhr, Donnerstag von 8:30 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr sowie Freitag/Samstag/Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Der Eintritt ist frei.


Der Künstler Klaus Panzner lebte und arbeitete lange in Limburg. Foto: Reimhard Langschied

Sonntag, 4. Juni 2017

Limburg noch schöner machen

Die Ausstellung von Michi Schmitt in den Kunstsammlungen der Stadt zeigt nicht nur die Vielfalt seines Tuns, sondern sie zeigt auch, wie sehr er Limburg verbunden ist. Er nimmt die Politik und Vorgänge mit seinem Zeichenstift in den Blick und entwickelt auch Visionen für die Stadt an der Lahn, „Stadtverschönerung“ nennt er es.

Noch bis zum 11. Juni läuft die Ausstellung. Und so lange wird es einen kleinen Bereich im Oberschoss der Kunstsammlungen geben, in denen der vielfältig aktive Künstler einige Vorschläge präsentiert, um die Stadt schöner zu machen. „Stadtverschönerer“ ist der Anspruch, um zum Beispiel Betonflächen mit Farbe zu bearbeiten, Bilder auf ihnen zu entwerfen. „Die fiesen Flecken wegmachen“, gab Schmitt gegenüber den Mitgliedern des Magistrats als Ziel an. Der Magistrat schaute sich die Vorschläge einmal an und sich dabei gleichzeitig noch mit Erläuterungen durch den Künstler versorgen.

Gilt der Prophet etwas in seinem eigenen Land, in seiner eigenen Stadt? Derzeit ist Schmitt im Stadtbild nicht anzutreffen. Dabei kann er durchaus schon auf Beispiele einer kreativen Gestaltung von Mauern und Decken verweisen. In Hennef an der Sieg gibt es eine Turnhalle, deren Gestaltung eindeutig seine Handschrift trägt. Über viele Jahre hat Schmitt mit Unterstützung des Vereinsnachwuchses die Flächen mit Comics großflächig gestaltet.

Ideen hat Schmitt auch für Limburg. Ob Unterführungen oder Brücken, große Hausfassaden, es gibt vielfältige Möglichkeiten der Gestaltung. Der Beton der Brücke erhält ein aufgemaltes Fachwerk und sieht damit gleich ganz anders aus. Die Hauswand des C&A-Gebäudes in der Hospitalstraße verliert gleich an ihrer Mächtigkeit, wenn sie bemalt wird. Und wenn die Betonflächen in Unterführungen ansprechend gestaltet werden, dann gibt es auch keine Graffitis und Schmierereien mehr, ist Schmitt überzeugt.

Es gibt auch richtig aufwändige Ideen, die Schmitt als „Stadtverschönerer“ macht. Zum Beispiel eine Glaskonstruktion an der Ein-/Ausfahrt im Zentrum. Die Konstruktion könnte zum Beispiel auch Platz für ein Café bieten. Er hat noch andere Sachen in petto, die er selbst als etwas verrückt einstuft. Aber, das ist seine Erfahrung als Künstler, die verrückten Sachen würden noch am Ehesten verwirklicht.
Rund 30 Vorschläge zur Stadtverschönerung hat Schmitt bisher entworfen und zusammengetragen. Er beansprucht dabei keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal, sondern sieht die Stadtverschönerung als Aufgabe vieler an. Und Künstler, die sich in und für Limburg auf diese Art einbringen wollen, gibt es nach Einschätzung von Schmitt durchaus. Und es wäre durchaus spannend, solche „Stadtverschönerungen“ nicht aus einer Feder entstehen zu lassen.

So könnte die derzeit noch betonbrutale C&A-Seite in der Hospitalstraße einstmals aussehen, wenn es nach dem Limburger Künstler Michi Schmitt geht. Foto: Stadtverwaltung Limburg

Freitag, 26. Mai 2017

So seh'n Sieger aus

Das Künstlerpaar Koschies aus Potsdam erhält den Kunstpreis der Stadt Limburg 2017. 41 Künstlerinnen und Künstler hatten sich mit ihren Arbeiten um den bundesweit ausgeschriebenen Preis mit dem Thema „ZeitSprünge“ beworben.

Die Wahl der Jury fiel auf das Künstlerpaar Koschies aus Potsdam. Die Preisverleihung und die Ausstellungseröffnung finden am Freitag, 15. September, um 19 Uhr in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg (Historisches Rathaus, Fischmarkt 21) statt. Der Kunstpreis wird verliehen vom Magistrat der Kreisstadt Limburg, dem Förderkreis Bildende Kunst Limburg und wird von der Kreissparkasse Limburg unterstützt.

„Das Künstlerpaar Koschies, begeisterte die Jury mit ihren faszinierenden zweidimensionalen Bildern. Koschies außergewöhnliche ästhetische Fotografien brechen mit konventionellen Sehgewohnheiten und machen Zeit in ihrer horizontalen Ausdehnung sichtbar“, begründet Irene Rörig, die Leiterin des Kulturamtes der Stadt Limburg, die Entscheidung der Jury. Beeindruckt und überraschte zeigte sich das Gremium von den vielfältigen Ideen und Arbeiten, die zum Thema „ZeitSprünge“ eingereicht wurden.
„Ein spannendes Projekt, das vom 15. September bis 12. November zu einem Besucher der Kunstsammlungen der Stadt Limburg einlädt und einen spannenden Kunstdialog verspricht“, zeigt sich Irene Rörig überzeugt. Das Potsdamer Künstlerpaar Koschies fotografiert auf eine ganz außergewöhnliche Weise: mit einer Schlitzkamera. Diese Technik ermöglicht es ihnen, Bilder voller Dynamik und Verzerrung zu erschaffen.

Der Preis


Der Kunstpreis der Stadt Limburg wird bundesweit mit wechselnder Themenstellung ausgeschrieben. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg verbunden. Alle Techniken sind zugelassen. Eine Altersbegrenzung besteht nicht. Ziel des Preises ist es, durch das Preisgeld und die Ausstellung Künstlerinnen, Künstlern oder einer Künstlergruppe die Möglichkeit zu geben, eigene, bereits vorhandene oder neue Vorstellungen und Werke mit einer gestellten Thematik zu verbinden, daraus ein individuelles Ausstellungskonzept zu entwickeln und damit an die Öffentlichkeit zu treten.

Die Jury


Seit 1996 beraten der Journalist Johannes Bröckers, der Kunsthistoriker Dr. Gabriel Hefele, André Kramm, Vorsitzender des Förderkreises Bildende Kunst Limburg, Prof. Eckhard Kremers, Künstler sowie Irene Rörig, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Limburg einmal jährlich über den Gewinner des Kunstpreises. Auch das jeweilige Thema, unter dem der Kunstpreis steht, wird von der Jury festgelegt. „Wir möchten jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bieten, sich und ihre Kunst einem Publikum zu präsentieren. Dabei ist jung nicht immer gleichzusetzen mit dem Lebensalter, sondern bezeichnet eher die Etablierung im Kunstbetrieb“, so die Jury.

Foto: Uwe Arens

Donnerstag, 13. April 2017

Premiere: Das erste Interview auf Limblog

...auch wenn wir nur das Gespräch veröffentlichen, welches die Stadtverwaltung mit dem derzeit im historischen Rathaus ausstellenden Künstler Michi Schmitt geführt hat. Schön übrigens, dass der Fragesteller aus dem Rathaus so altlinks ist, dass er das Wort "Heimat" entschuldigend einbetten muss.

Los geht's:

Nicht zu fassen, dieser Michi Schmitt. Dabei ist er gar kein Phantom, sondern einer, der durch die Stadt läuft, in Brechen wohnt, in Blumenrod sein Arbeitszimmer hat und im alten Kalkwerk ein Atelier und eine Siebdruckwerkstatt betreibt. Die Kunstsammlung der Stadt Limburg präsentieren derzeit eine Ausstellung des vielseitigen Künstlers unter dem Titel: „Nicht zu fassen ...Michi Schmitt - Illustrator, Cartoonist, Bühnendesigner und -maler, Siebdrucker, Stadtverschönerer, Reisender, Musiker“. Und in einem kleinen Café auf der Plötze hatte er noch Zeit und Muße, ein paar Fragen zu beantworten.

Michi, Du bist jetzt über 50 Jahre alt und gefühlt seit Jahrzehnten als Künstler aktiv. Wie viele Ausstellungen hat es schon in Deiner Heimatstadt gegeben?

Michi Schmitt: Eigentlich ist es jetzt die erste richtige. Also die erste in Räumen der Stadt und die erste in dieser Größe. Ich hatte immer wieder mal Werke ausgestellt in Limburg, zum Beispiel in Cafes oder in einer Galerie. Aber das waren meist kleine Sachen.

Woran lag’s?

Michi Schmitt: Ganz einfach, ich habe keine typischen Exponate. Die Bühnenbilder kann ich nur als Fotos zeigen. Illustrationen werden am Computer überarbeitet. Skizzenbücher von meinen Reisen sind auch nicht einfach auszustellen. Seit ein paar Jahren mache ich Cartoons auf Leinwand. Das kann man eher an die Wand hängen. Ich habe keine typische Sparte , die ich ausstellen kann. Es ist von allem etwas dabei. Es scheint so, als wollte ich mich nicht spezialisieren (Schmitt lacht verschmitzt).

Und jetzt hat es doch geklappt.

Michi Schmitt: Bürgermeister Dr.Marius Hahn und Irene Röhrig vom Kulturamt haben mich vergangenes Jahr ermutigt, eine
Ausstellung im Historischen Rathaus zu machen. Ich habe das Abenteuer angenommen. Ich habe auch ein bisschen Struktur in die Präsentation bringen wollen, was bei der Fülle an Arbeiten nicht leicht war. Die Ausstellung gibt mir aber Gelegenheit zu sehen, wo ich stehe. Wird in meinem Alter auch mal Zeit, oder?

In der Ausstellung sind auch Bühnenbilder von Dir als Fotografien zu sehen. Als Bühnenbildner hast Du einen Namen.

Michi Schmitt: Von einem großen Namen bin ich weit entfernt. Die Bühnendesigns beschränken sich auf Musik- und Unterhaltungsshows. Oft bin ich auch nur der Bühnenmaler und arbeite auf Anfrage. Aber wenn Du ständig in der Branche unterwegs bist, häufen sich die Aufträge. 2011 war ein Comedy-Jahr, in dem ich für Mario Barth, Cindy aus Marzan, Bodo Bach, Maddin Schneider und einem Schweizer Comedian gearbeitet habe. Zu Schulzeiten habe ich die ersten Bettlaken für meine Rockband bemalt. Dann bekam ich einen Auftrag für Doro Pesch einen Backdrop (Bühnenvorhang) zu gestalten. Mit DJ Bobo Bühnen wurden die Auftrittsorte dann größer. Heute schaffe ich Bühnenbilder für Mario Barth und arbeite für Andrea Berg. Ende letzten Jahres hatte ich einen kleinen Maljob für die Ehrlich Brothers.

Zurück zu der Kunst mit kleinen Figuren. Cartoons gehören dazu, Illustrationen auch.

Michi Schmitt: Das ist meine Art zu kommunizieren. Reden kann ich zwar ganz gut, aber wenn es ans Schriftliche geht, brauche meinen Bleistift, damit kann ich umgehen. Da kann ich es, um mit Wolfgang Niedecken von BAP zu sagen, rauslassen. Ich habe schon als Kind gezeichnet und mir kleine Geschichten dabei ausgedacht.

Dabei spielen auch Limburger Themen eine Rolle, zum Beispiel die Südumgehung?

Michi Schmitt: Ich habe lange dort gewohnt, wo die Südumgehung entlang gehen soll und heute bin ich dort noch mit meinen Arbeitszimmer. Ich bin gegen den Ausdehnungswahnsinn der Menschen, der unvermeidlich die Natur zerstört. Wenn ich zeichnerisch etwas beitragen kann, mache ich das gerne.

Es gibt aber noch andere Themen aus Limburg…

Michi Schmitt: Du meinst die Lokalpolitik ? Eine Sache fand ich ganz witzig. Frau Schmüser hat sich mit dem Rotary Club angelegt. Ein Cartoon darüber in Westernmanier habe ich „Allein gegen die Mafia“ genannt. Frau Schmüser mit Spatzenschleuder allein gegen den schwer bewaffneten und verschanzten Rotary Club. Oder aber Leo Vanecek als Befürworter des grünen Neumarkts. Ich mag solche Streiter. Die beflügeln meine Ideen. In der Tageszeitung im politischen Teil könnte man jeden Artikel illustrieren.

Jetzt gibt es einige neue Ideen. Da geht es um größere Motive …

Michi Schmitt: Das ist richtig. Es sind Ideen, die nach meiner Einschätzung die Stadt verschönern. Auch in Limburg gibt es triste Fassaden oder langweiliges Betongrau. Da lässt sich etwas machen. 30 bis 35 Hausfassaden und Betonflächen habe ich schon zusammen. Da sind auch einige spinnerte Sachen dabei, wie das Riesenrad als Krönung auf dem Karstadt-Gebäude, aber auch so umsetzbare Ideen, wie der mit einem aufgemalten Fachwerk versehene Beton der Brücke über die Eisenbahnstraße vor der Abzweigung zum Eschhöfer Weg.

Heimat, sofern das Wort erlaubt ist, ist nicht nur Ideengeber, sondern auch Standort für das Unternehmen Michi Schmitt.

Michi Schmitt. Das ist wahr. Ich bin mit meiner Werkstatt im Kalkwerk zu Hause. Dort habe ich in den späten 1980er Jahren begonnen und engagiere mich dort im Verein. Jetzt habe ich in meiner Werkstatt Platz für den Nachwuchs geschaffen, für junge Leute. So wie ich damals auf das Gelände zwischen Diez und Limburg gekommen bin.


Michi Schmitt vor einem Frühwerk in seinem Büro in Limburg-Blumenrod. Foto: Stadtverwaltung Limburg