Montag, 31. Juli 2017

Erster Todestag: Stimmen zu Klaus Panzner

Kein anderer Künstler dürfte so viele Werke hinterlassen haben, die Motive aus Limburg und der ganzen Region abbilden. Klaus Panzer, der lange Zeit auch unter seinem Künstlernamen „ojo“ (spanisch das Auge) zeichnete, radierte und malte, dürfte allein rund 3000 Radierungen mit Motiven aus Limburg, Diez, Bad Camberg und der ganzen Umgebung gefertigt haben. Als „Chronist der Heimat“ bezeichnet Irene Rörig, Leiterin des Limburger Kulturamts, den in Dresden geborenen Künstler, der im Bad Camberger Stadtteil Schwickershausen aufwuchs und viele Jahre seines Lebens in Limburg verbrachte.


Klaus Panzner, vor einem Jahr verstorben, hatte den genauen Blick. Foto: Reinhard Langschied


Über 200 Exponate des Künstlers sind in der derzeit laufenden Ausstellung der Limburger Kunstsammlungen zusammengetragen, dort werden sie unter dem Titel „Klaus Panzner, 1943 – 2016: Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle“ präsentiert. Am 31. Juli vergangenen Jahres ist Panzer in Süddeutschland verstorben, dort verbrachte er in der Nähe seiner älteren Schwester die letzten Lebensjahre. Anlässlich seines ersten Todestages erinnern Freude, Begleiter und Kulturschaffende an den stillen und introvertierten Künstler.

 

Lahnufer mit Enten


Hans-Jürgen Topp ist Galerist in Limburg und ist der „Entdecker“ von Klaus Panzner. Die erste Begegnung, so erinnert er sich, ist der Besuch von Panzners Vater 1970 in der Kunsthandlung, der auf seinen in Kelkheim künstlerisch tätigen Sohn hinwies. Der anschließende Besuch des jungen Künstlers ließ Topp viel Ungewohntes entdecken, darunter eine Vielzahl von Gemälden mit Württembergischen Weinbergen als Motiv. Topp nahm sie alle für eine Präsentation mit nach Limburg. Bei diesen ersten Besuchen entdeckte Topp auch schon eine postkartengroße schwarz-weiß Zeichnung: „Enten am Bachufer“. Und in Gedanken ergänzte der Limburger Galerist die Zeichnung mit dem Domfelsen und dem Dom.

Natürlich folgte daraufhin ein Abstecher Panzners an die Lahn in Limburg – ein Besuch mit Konsequenzen. Der ersten Grafik „Lahnufer mit Enten, dem Felsen und dem Dom darüber“ folgten nach Angaben von Topp viele weitere Motive aus der Altstadt, aus Limburg und der ganzen Region. Was Panzner besonders auszeichnete, war die Lebendigkeit und die Farbigkeit seiner Motive, so Topp. Mit einer blauen Mülltonne „belebte“ er zum Beispiel den menschenleeren Bischofsplatz.

Spiegelverkehrt


Für Irene Rörig, Leiterin des Limburger Kulturamts, ist Panzer ein Chronist der Heimat. Mit seinem „Ateliermobil, in dem er eine tragbare „Radier-Station“ transportierte, war er möglichst unauffällig in der ganzen Region unterwegs. Dabei gruppierten sich natürlich sofort Passanten um ihn, wenn er mit seiner Arbeit begann. Auf einem Holzbänkchen saß er mit dem Rücken zu seinem gewählten Motiv, das er in einem Spiegel sah. Spiegelverkehrt wurde das Motiv dann in die vorbereitete Zinkplatte graviert, beschreibt Irene Rörig die Arbeitsweise. Und so entstanden fast 3000 kleine, oft winzige und selten großformatige Motive aus der Region.

Der Kontakt zu den Kunstsammlungen der Stadt kam auf einer Arbeitsebene zustande. Panzner und seine damalige Frau Olvido Solar hatten am Fischmarkt 9 ein eigenes Haus gefunden, in dem sie wohnten und arbeiteten. Als die schräg gegenüber befindlichen Kunstsammlungen die Stiftung Ernst Moritz Engert sowie den Nachlass von Josef Eberz übernahm, standen Panzner und Solar als ausgebildete Restauratoren zur Verfügung, um den verschmutzten Ölgemälden von Eberz die Strahlkraft ihrer Farben zurückzugeben und die lädierten Scherenschnitte von Engert zu restaurieren.

Genauer Beobachter


André Kramm, Vorsitzender des Förderkreises Bildende Kunst Limburg, kann sich gut an einen sehr zurückhaltenden Menschen erinnern, den er beim Gang durch die Stadt begegnete. Und Stunden später war Klaus Panzner dann immer noch an der gleichen Stelle. „Er hat selten groß gemalt, aber was er gemacht hat, war oft großartig“, sagt Kramm über den genauen Beobachter und Künstler. Dabei habe es Klaus Panzner sehr gut verstanden, die Stadt feinsinnig und lebendig abzubilden. Und gut kann sich Kramm noch an die Zeit des Künstlers im Brückenturm erinnern. „Das hat gut zusammengepasst“, sagt Kramm.

 
Fischmarkt: Den Moment einfangen, dazu gehörte für Klaus Panzner auch, das Haus Fischmarkt mit seiner Hülle während der Sanierung und der damit verbundenen Hülle festzuhalten. Foto: Stadtverwaltung Limburg


Perfektion, Sensibilität, Liebenswürdigkeit und Introvertiertheit, so beschreibt Kirsten Zabel-Leutheuser den vor einem Jahr verstorbenen Künstler. Seit 1984 gab es beständige Kontakte zwischen der Galeristin und dem Künstler. „Sein Lachen, die fachkundigen Gespräche und Hilfen, aber auch seinen fehlenden Brillenbügel vermisse ich“, sagt sie. Panzner behalte sie nicht nur als herausragenden Künstler, sondern auch als Freund in Erinnerung.

Zeugnisse der Sanierung


„Grandioser Zeichner, toller Maler“, so die Einschätzung von Franz-Josef Hamm, langjähriges Mitglied des Vorstands Förderkreis Bildende Kunst. Und für die Darstellung Limburgs und speziell der Altstadtsanierung sei Panzner enorm wichtig gewesen, denn er hielt vieles fest, was sich am Entwickeln war. Hamm, als Architekt und Hausbesitzer selbst in das Sanierungsgeschehen eingebunden, kann sich noch an eine Ausstellung erinnern, die er mit Fotos von Walter Flögel und Radierungen von Panzner bestückt und die Zeugnisse des Wandels sind. Die Radierungen, die immer wieder Baustellen zeigen, sind nach Angaben von Hamm wichtige Zeugnisse der Sanierung. Leider haben die Handzeichnungen, großformatige Motive der Sanierungsphase, nicht überlebt.

 
Domstraße: Die Arbeiten von Panzner, hier die Domstraße, sind wichtige Zeugnisse für Veränderungen in der Altstadt. Das Haus ist heute saniert und sieht ganz anders aus. Foto: Fotostudio Karl

Im Haus der Familie Winter ist Panzner immer wieder zu Gast gewesen, erzählt Marlies Winter. Ihren Mann, den Bildhauer Karl Matthäus Winter, habe Panzner immer wieder in dessen Werkstatt besucht. „Er war immer sehr interessiert an dem, was in der Werkstatt entstand. Er hat sich einfach hingesetzt und Karl dabei beobachtet, wie er zum Beispiel Elfenbein geschnitzt hat“, erzählt Marlies Winter. Panzner habe eine schnelle Auffassungsgabe und eine sichere Umsetzung ausgezeichnet. Zwei Portraits haben Winters von Panzner geschenkt bekommen. Einmal Marlies Winter beim Stricken und eines von Karl Winter beim Arbeiten in seiner Werkstatt. Und gut erinnert sich Marlies Winter noch an ein Werk von Panzner, das die Baustelle des Wasserkraftwerks zeigt. Er hat es aus seinem Atelier im Brückenturm auf der Radierplatte festgehalten. Die Fraktion der Grünen, der Marlies Winter angehörte, hat es der Stadt geschenkt. Das Bild ist auch in der Ausstellung zu sehen. Im ersten Stock hängt es.

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