Samstag, 20. Mai 2017

Muslime auf dem Limburger Friedhof: Sargpflicht, Mekka, ewige Totenruhe

Über das muslimische Gräberfeld auf dem Limburger Hauptfriedhof hatten wir in einem der ersten Teile unsere Serie über die Friedhofskultur in Limburg bereits berichtet. Dieses Thema greifen wir heute noch einmal auf, weil der Ausländerbeirat vor ein paar Tagen laut NNP einige Änderungen der Regularien verlangt hat, damit das muslimische Gräberfeld für hiesige Muslime attraktiver wird:

[1] Da im Islam die "ewige Totenruhe" gilt, soll es Änderungen bei der bislang geltenden zeitlichen Begrenzung der Grabnutzung geben.

[2] Die Ausrichtung der Gräber soll zweifelsfrei nach Mekka sein. Da gibt es derzeit offenbar noch Uneinigkeit.

[3] Die Sargpflicht widerspricht der muslimischen Tradition, Tote in Leinentüchern zu bestatten.

[1] und [2] umzusetzen, dürfte machbar sein. Bzgl. der "ewigen Totenruhe" könnte das bedeuten, sehr lange Nutzungsfristen (z.B. 50 Jahre) mit potenziell unendlicher Verlängerungsoption anzubieten. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Friedhofsfinanzierung über die Grabgebühren stellt sich dann aber die Frage, wer in 50 Jahren bei der dann anstehenden Verlängerung der Grabnutzung die Gebühren bezahlt, wenn keine Angehörigen mehr greifbar sind. Hier sind kreative Lössungen gefragt.

Was die Sargpflicht betrifft [3], ist ohnehin nur schwer nachvollziehbar, welchem Zweck sie dienen soll. Einem Interview mit dem Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel ist zu entnehmen, dass für diese sowohl theologische als auch hygienische Gründe angeführt wurden, die aber heute nicht mehr stichhaltig sind.

Alles in allem bedeutet das: Wenn Muslime in Heimaterde bestattet werden möchten, ist es ihr gutes Recht, ihren Leichnam nach ihrem Tod in ihr Heimatland überführen zu lassen. Wenn Sie sich jedoch in Limburg so heimisch fühlen, dass sie die besagte "Heimaterde" am Schafsberg wähnen, ist das eine gute Nachricht und spricht für eine final gelungene Integration. Überholte Bestattungsvorschriften, deren Sinn heute niemand mehr nachvollziehen kann, sollten dem Wunsch der muslimischen Mitbürger nach einer Bestattung in ihrer Heimtstadt Limburg nicht im Wege stehen. Die Stadtverwaltung ist am Zug.

Die Limburger Muslime nehmen das muslimische Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof bislang nur zögerlich an.

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