Montag, 24. Juli 2017

"Große flut unde waßer auf erden"



Zu den größten Naturkatastrophen in der Geschichte Mitteleuropas zählt die "Magdalenenflut" von 1342, eine Hochwasserkatastrophe von biblischen Ausmaßen. Sie hat auch Limburg heimgesucht. Die Wassermassen erreichten unsere Stadt heute vor 675 Jahren.

Das wissen wir von Tilemann, der für den 25.7.1342 in seiner berühmten "Limburger Chronik" vermerkt:

"In derselben Zeit und Jahr auf St. Jakobs Tag, des heiligen Apostels, in der Ernte, da war große Flut und Wasser auf Erden, daß großer unsäglicher Jammer und Schaden geschah von der Flut. Und es hatte nicht sehr geregnet oder Wasser gefallen zu dieser Zeit, so dass es wie von wunderlicher Gottesgewalt war, daß die Wasser so groß waren. Zu Limburg da ging die Lahn bis über die Schuppen, daß man mit Nachen allenthaben darüber fuhr. Und ist dies die erste Wasserflut, die den alten Leuten eindenklich ist." [Übertragung ins Neuhochdeutsche nach Reuss, Karl: Die Limburger Chronik des Tilemann Elhen von Wolfhagen, Limburg 1995 (1961)]

Verursacht hatte den "großen unsäglichen Jammer und Schaden" intensiver Dauerregen, der um den 19.7. im fränkischen Maingebiet eingesetzt hatte. Eine gewaltige Regenfront bewegte sich von dort in nordwestlicher Richtung zur Nordseeküste. Benannt ist das extreme Wetterereignis nach dem Tag der heiligen Maria Magdalena, der am 22.7. begangen wird. Sechs Tage nach dem Beginn der Regenfälle und drei Tage nach dem namengebenden 22.7. erreichte eine Flutwelle Limburg, am 25.7., dem Tag des heiligen Apostels Jakob. Interessant ist die Bemerkung Tilemanns, "es hatte nicht sehr geregnet oder Wasser gefallen zu dieser Zeit", so dass es
"wie von wunderlicher Gottesgewalt war". Das spricht dafür, dass die Wolken nordöstlich von Limburg das obere Lahngebiet überquert haben.

Über Schäden in Limburg ist nichts überliefert, doch wenn man mit Nachen über die Schuppen fahren konnte, müssen sie erheblich gewesen sein. Möglicherweise erklärt das außerordentlich hohe Hochwasser (zusammen mit der wenige Jahre später die Stadt erreichenden ersten Pestwelle) die mit nahezu vierzig Jahren (1315-1354) sehr lange Bauzeit der steinernen Lahnbrücke.


Wie weit das Hochwasser von 1342 in seinem Ausmaß von allen anderen in der Limburger Geschichte abweicht, zeigt die Tafel am Domfelsen. Ganz oben die Magdalenenflut, außerdem ebenfalls auf dem Foto markiert das "Jahrhunderthochwasser" von 1984. Die Differenz dürfte an die zwei Meter betragen. Die geschlossene Wasserfläche könnte vom Löhrviertel über den Sack, die untere Grabenstraße und die Plötze in der Au die heutige Stehfeustraße entlang bis zum Schierlinger Feld gereicht haben. Und auf der gegenüberliegenden Lahnseite vom heutigen Freibad über die untere Seilerbahn, die Westerwaldstraße, Kraicher Hohl bis zum Elbboden.

Warum die Jahrtausendflut ausgerechnet 1342 unsere Region verwüstete, wie sie meteorologisch einzuordnen ist und welche (teils weitreichenden) Konsequenzen sie hatte, beschreibt ein exzellenter Beitrag in "Spektrum der Wissenschaft".

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