Montag, 15. Oktober 2018

Tebartz und Limburg: Auf dem Weg zur Versöhnung


Es ist abgedroschen, aber muss jetzt sein: Auch die weiteste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Diesen ersten Schritt öffentlich gemacht haben heute Morgen in Rom Bischof Bätzing und sein Amtsvorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst, als sie in Rom die Dankmesse für die gestrige Heiligsprechung von Katharina Kasper gemeinsam zelebrierten (Foto).
Dass es bis zu diesem Schritt einige Jahre gedauert hat, spricht nicht dagegen, ihn gegangen zu sein. Der schwierige Teil beginnt jetzt aber erst. Denn der Weg zur Versöhnung ist keine Einbahnstraße, die nur der (tatsächlich oder vermeintlich) Schuldige zu beschreiten hat. Diejenigen, die sich von Tebartz-van Elst verletzt gefühlt haben, müssen auch über ihren Schatten springen und dem ehemaligen Widersacher entgegen gehen. Denn wenn etwas gründlich schief geht, liegt es zumeist nicht an einem allein, dass es so weit kommen konnte.

Dem ehemaligen Bischof wirft man zweierlei vor: Die Kostenexplosion beim Bau des Bischofshauses und ein (angeblich) autoritäres Amts- und Führungsverständnis. Was die Kostenexplosion betrifft, wird gerne auf ein ausgeklügeltes Vertuschungssystem verwiesen. Aber selbst das größte Finanz- und Baugenie (dass der Altbischof in diese Kategorie gehört, darf bezweifelt werden) ist nicht in der Lage, auf dem Limburger Domberg 30 Millionen Euro zu verbauen, ohne dass bei den direkt oder indirekt Zuständigen zumindest leise Zweifel aufkommen. Hier hat nicht nur einer versagt. Das gilt nicht zuletzt für das Domkapitel.

Ein autoritäres oder gar rückwärtsgewandtes Amts- und Führungsverständnis werfen gerade bestimmte Medien katholischen Bischöfen gerne vor. "Die Kirche" ist immer schlagzeilenträchtig. Ein Beispiel dafür ist Tebartzens Entscheidung, gegen einen Wetzlarer Priester vorzugehen, der homosexuellen Paaren mit Öffentlichkeitswirkung den Segen erteilt hat. Nun kann man über die Haltung der katholischen Kirche in dieser Angelegenheit sicher geteilter Meinung sein; was man aber nicht darf, ist einem katholischen Bischof vorzuwerfen, dass er die katholische Lehre verteidigt.

Und in puncto Führungsverständnis ist es immer so, dass der Wechsel in einer Leitungsposition mit Unruhe in der jeweiligen Organisation verbunden ist. Das gilt zuallererst für eine durch und durch bürokratische Institution wie das bischöfliche Ordinariat, wo sehr viele sehr lange ihre Spiel- und Liegewiesen pflegen konnten. Tebartz-van Elsts Amtsvorgänger Franz Kamphaus hatte sicher viele Stärken - zu denen die Fähigkeit, eine Behörde wie das BO stringent zu führen, jedoch bestimmt nicht gehörte. Wenn dann einer kommt, der eigene Vorstellungen hat und die auch noch gegen den Willen der Untergebenen (und wahrlich nicht immer diplomatisch geschickt) durchsetzen will, muss er mit Beschuss rechnen - auch aus der Hecke. Da sind die Profichristen am Rossmarkt nicht anders als so viele andere auch.

Wie es jetzt weitergeht, hängt gerade auch vom Willen zur Versöhnung bei denjenigen ab, die sich ohne Sünden wähnen und nicht nur einen Stein geworfen haben. Sind sie in der Lage, eigene Fehler einzugestehen und sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen? Es bleibt interessant.
 
 

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