Donnerstag, 2. August 2018

Die Milliardäre hinter Mundipharma: Keine schrecklich nette Familie

Stadt und Bistum haben vor, das Mundipharma-Areal auf der Dietkircher Höhe zu kaufen, um dort beträchtliche Teile ihrer Verwaltungen unterzubringen. Es geht um 300 Arbeitsplätze, die aus der Innenstadt auf die „Grüne Wiese“ verlagert werden sollen. Der Deal – im Volumen von gut 10 Millionen Euro – ist heftig umstritten. Neben den Folgen für Gastronomie und Einzelhandel im Stadtzentrum, den zahlreichen Ungereimtheiten im bisherigen Verlauf des Verfahrens und den hohen finanziellen Risiken stören sich viele Limburger vor allem an einer Tatsache: Ausgerechnet das Unternehmen, welches Stadt und Mitarbeiter vor gut einem Jahr nicht nur vor den Kopf gestoßen, sondern auch äußerst schäbig behandelt hat, soll nun nach der Vernichtung zahlreicher Arbeitsplätze vom Limburger (Kirchen-)Steuerzahler einen goldenen Handschlag bekommen.

Das hat uns ein wenig recherchieren lassen, wer oder was eigentlich hinter Mundipharma steckt, mit wem Bürgermeister und Bischof also ihr Millionengeschäft abschließen wollen.

Milliardäre, die über Leichen gehen


Es ist die Sackler-Familie. Der milliardenschwere Clan ist (über das Unternehmen Purdue Pharma, dessen europäische Tochtergesellschaft Mundipharma ist) seit Jahrzehnten im Arzneimittelgeschäft aktiv. Nach außen hin gerieren sich die Sacklers als Mäzene und sponsern Kunst und Kultur. Gleichzeitig verbergen sich hinter der philanthropischen Fassade knallharte Geschäftsleute, die – glaubt man den US-Ermittlungsbehörden – für ihren Profit über Leichen gehen. Die Familie steht nämlich nicht nur in der Kritik, weil sie über ihre Beteiligung an Purdue Pharma keine Auskünfte gibt und für rechtslastige Organisationen (möglicherweise aus dem Umfeld von Donald Trump) spendet; vielmehr ist sie verantwortlich für eine der schwersten medizinischen Krisen der jüngeren US-Geschichte: die „Opiat-Epidemie“.

OxyContin: Ein "Wundermittel", das süchtig macht


Amerikanische Ärzte haben seit Mitte/Ende der 1990er Jahre vermehrt eine neue Generation von Schmerzmitteln verschrieben, die wirksamer als Morphium sein und weniger Nebenwirkungen haben sollten. Das prominenteste dieser Mittel heißt OxyContin und wurde 1996 auf den Markt gebracht – von Purdue Pharma, der Mundipharma-Muttergesellschaft. Der Vorwurf: Mit gekauften „wissenschaftlichen“ Studien und falschen Informationen gegenüber Ärzten ist es den Sacklers gelungen, die gravierenden Nachteile des neuen Medikamentes zu verschleiern. Einer dieser Nachteile ist: OxyContin macht süchtig.

Die Opiat-Epidemie


Millionen Amerikanern wurde OxyContin verordnet (oft wegen eigentlich nicht nennenswerter Beschwerden), und Millionen Amerikaner sind der Droge in den vergangenen beiden Jahrzehnten verfallen. Die meisten Süchtigen stammen aus geordneten sozialen Verhältnissen und wären wohl nie auf den Gedanken gekommen, dass sie einmal zu Junkies werden könnten. Nach Ende der Einnahme der Pillen auf Rezept waren zwar möglicherweise die Schmerzen weg, das Verlangen nach dem Suchtmittel jedoch nicht. Waren die Betroffenen nicht in der Lage, OxyContin illegal zu beschaffen, mussten sie auf Alternativen umsteigen – Heroin oder andere, oft in Hinterhoflabors zusammengepanschte Opiate. Dass beide Substitute lebensgefährlich sind, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Glaubwürdigen Schätzungen zufolge sterben jeden Tag rund 100 US-Bürger an den Folgen ihrer Sucht.

"Gier ist der Grund"


Wie kann man so etwas erklären? „Gier ist der Grund“, so ein amerikanischer Jurist, der mehrere US-Bundesstaaten in Schadenersatzverfahren gegen Purdue Pharma unterstützt. Die Gier einer Milliardärsfamilie, die den Hals nicht voll bekommen konnte. Da sind die gut zehn Millionen aus Limburg nicht mehr als ein Nachtisch. Aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.

Wer mehr über das Milliardenimperium der Mundipharma-Eigentüner erfahren möchte, wird hier fündig.

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