...kamen sich im Palast von Pontius Pilatus die „Kampagne für ein
freies Galiläa“ und die „Judäische Volksfront“ (oder war es die
„Volksfront von Judäa“?) in die Quere, während die „Populäre Front“
ihrem Aussterben entgegensah. So berichtet es wenigstens eine
ausgesprochen glaubwürdige Quelle.
Ein ähnlich zersplittertes
Bild wie die anti-römischen Widerstandsgruppen vor 2000 Jahren bieten
die in der Limburger Kernstadt aktiven Bürgerinitiativen, welche sich im
Bereich Verkehrspolitik engagieren. Denn auch von denen gibt es
mittlerweile vier: Am Wochenende hat die „Interessengemeinschaft gegen
die Bebauung des Grünzuges/Frischluftzone Großbachtal“ die politische
Bühne unserer Stadt betreten. Mit einem vierseitigen Schreiben, das die
Anwohner des Großbachtals gestern in ihren Briefkästen vorfanden, wendet
sich die IG gegen die Aufgabe des Großbachtales als Frisch- und
Kaltluftschneise für die Innenstadt. Das Großbachtal verläuft von der
Holzheimer Straße zwischen Sandweg auf der einen und Moritz-Hilf- bzw.
Gerhart-Hauptmann-Straße auf der anderen Seite bis zur Zeppelinstraße
und von dort zwischen den Bauabschnitten Blumenrod III und IV hindurch
auf das Feld zwischen Linter, Blumenrod, Holzheim und Mensfelder Kopf.
Schon in jahrzehntealten Plänen ist das Großbachtal als die besagte
Schneise zur Versorgung der Innenstadt mit Frisch- und Kaltluft
verzeichnet. Die Interessengemeinschaft sieht mit Sorge, dass das Tal
aufgrund unterschiedlicher politischer Entscheidungen nicht mehr in der
Lage sei, seine kleinklimatische Funktion für Limburg zu erfüllen. Mit
den neuen Mehrfamilienhäusern an der Einmündung des Sandweges in die
Holzheimer Straße sei bereits der untere Teil der Schneise geschlossen
worden. Sollten die Bauabschnitte Blumenrod V und VI realisiert werden,
träfe dies auch auf den oberen Teil zu. Und wenn dann auch noch die
Südumgehung durch das „Paradies“ und das Großbachtal realisiert werde,
verliere Limburg einen gerade in Zeiten des Klimawandels und der
Luftverschmutzung eigentlich unverzichtbaren Teil seiner „grünen Lunge“.
In ihrem Flugblatt insinuieren die Autoren, dass das Abschneiden des
Großbachtals von der Innenstadt und vom Gebiet um den Mensfelder Kopf
Teil einer ausgeklügelten Strategie ist: Wenn das Tal erst einmal seine
Aufgabe als Luftschneise unwiederbringlich eingebüßt habe, stehe der
Südumgehung aus Sicht der Politik nichts mehr im Wege. Dabei gehe es im
Falle dieses schon lange und heftig umstrittenen Verkehrsprojektes
anders als vielfach behauptet in erster Linie gar nicht um die Lösung
Limburger Probleme, sondern um eine paneuropäische West-Ost-Achse von
Portugal nach Polen.
Mit ihrer (wenn auch
verschwörungstheoretischen) Argumentation gegen die Südumgehung durch
das Paradies reiht sich die neue Bürgerinitiative in die Gruppe der
bislang drei anderen verkehrspolitischen Initiativen ein.
Da wären zunächst die „Bürger gegen die Südtangente“.
Sie gründeten sich in den 1990er Jahren, nachdem die Stadtverwaltung
1993 die Idee einer Westumgehung (von der Verlängerung der Diezer Straße
in Diez an der JVA vorbei durch das Schierlinger Feld zum „Staffeler
Dreieck“) verworfen und sich wieder der Südumgehung über die Alttrasse
durch das „Paradies“ zugewandt hatte. Die „Bürger gegen die Südtangente“
waren auch erfolgreich und konnten die „Südtangente“ (die wegen der
enormen Entwicklung der Südstadt längst keine Tangente mehr ist, sondern
eine Sekante) verhindern, vorläufig wenigstens.
Mit der Wahl von
Martin Richard zum Bürgermeister kam 1997 nämlich eine neue Variante
auf den Tisch: Vom Diezer Industriegebiet über die Straße nach Holzheim
an Blumenrod vorbei durch die Eppenau zur Autobahnanschlussstelle
Limburg-Süd. Gegen diese Idee richtete sich die Bürgerinitiative „Keine Südumgehung Limburg“.
Auch sie war erfolgreich, konnte die „Richard-Variante“ doch verhindert
werden – und seit ein paar Jahren ist die „Alttrasse“ wieder aktuelle
Beschlusslage der Stadtpolitik. Dass sie auf absehbare Zeit nicht gebaut
werden wird, ist darauf zurückzuführen, dass der Bund für sehr lange
Zeit nicht bereit sein wird, das erforderliche Geld bereitzustellen. Wir
reden dabei von wahrscheinlich rund 100 Mio. Euro.
Dass es keine
Umgehung und deshalb massive Verkehrsprobleme in der Innen- und vor
allem auch der Weststadt gibt, hat die „Initiative Weststadt“ auf den Plan gerufen, die insbesondere für eine Entlastung der Diezer Straße kämpft.
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