Nachdem gestern die Veröffentlichung einer Pressemitteilung der
Bundesagentur für Arbeit für teils heftige emotionale Reaktionen sorgte,
wollen wir nun ein wenig tiefer in die Datenanalyse einsteigen.
Ausgangspunkt der Debatte war die Aussage der Behörde, der
Durchschnittsverdiener im Landkreis bringe im Monat "im Schnitt" 2.982
Euro nach Hause.
Dazu ist zunächst zu sagen, dass die
Arbeitsagentur unter "Durchschnitt" nicht das arithmetische Mittel
versteht (was dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechen würde), sondern
den sogenannten Median. Der Median ist der Wert, der eine Gruppe in
genau zwei gleich große Teile gliedert. In unserem Fall bedeutet das:
Genau die Hälfte der Landkreisbewohner verdient mehr und die andere
Hälfte weniger. Die Verwendung des Median ist an dieser Stelle sehr
sinnvoll, denn das arithmetische Mittel wird durch hohe Werte verzerrt
bzw. nach oben gezogen. Wenige Bewohner mit sehr hohen Einkommen könnten
so den Schnitt, wie gesagt, "hochziehen", woraus sich ein statistisches
Bild ergäbe, welches besser wäre als die Lage. Den Median hingegen
beeinflussen Extremwerte nicht. Ein Beispiel: Steigt das Einkommen eines
Spitzenverdieners von 500.000 Euro auf eine Million (zum Beispiel wegen
einer hohen Bonuszahlung eines Investmentbankers), so würde das
arithmetische Mittel deutlich ansteigen, der Median sich hingegen nicht
verändern.
Betrachtet werden übrigens die Bruttoeinkommen von
sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten. Nicht enthalten sind
die Einkommen von Auszubildenden sowie von Behinderten inm anerkannten
Werkstätten.
Die Daten selbst sind wie man sie erwarten würde:
Man erkennt den "Gender Pay Gap" (also den Einkommensunterschied
zwischen Männern und Frauen) ebenso wie das Prinzip der
Senioritätsentlohnung, also den Anstieg der Vergütung mit dem Alter des
Arbeitnehmers, und auch die Gehaltsprämie, die ein (höherer)
Bildungsabschluss mit sich bringt, zeigt sich schön.
Dass das
Medianeinkommen von Ausländern um fast ein Drittel unter demjenigen von
Deutschen liegt, unterstreicht, dass die Arbeitsmigration nach
Deutschland im Wesentlichen eine Migration von Geringqualifizierten ist.
Hier ist beispielsweise an EU-Ausländer aus Osteuropa zu denken, die
oft Tätigkeiten mit geringer Entlohnung verrichten.
Interessant
ist, dass das Medianeinkommen aller im Landkreis Wohnenden um etwa zehn
Prozent über demjenigen der im Landkreis Beschäftigten liegt. Offenbar
gibt es viele gutverdienende Auspendler, die im Landkreis leben, aber
ihr Geld außerhalb des Landkreises verdienen - etwa als Banker in
Frankfurt.
Quelle der Daten: Bundesagentur für Arbeit
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