Donnerstag, 26. Juli 2018

Limburg-Weilburg: Wer verdient was?

Nachdem gestern die Veröffentlichung einer Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit für teils heftige emotionale Reaktionen sorgte, wollen wir nun ein wenig tiefer in die Datenanalyse einsteigen. Ausgangspunkt der Debatte war die Aussage der Behörde, der Durchschnittsverdiener im Landkreis bringe im Monat "im Schnitt" 2.982 Euro nach Hause.

Dazu ist zunächst zu sagen, dass die Arbeitsagentur unter "Durchschnitt" nicht das arithmetische Mittel versteht (was dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechen würde), sondern den sogenannten Median. Der Median ist der Wert, der eine Gruppe in genau zwei gleich große Teile gliedert. In unserem Fall bedeutet das: Genau die Hälfte der Landkreisbewohner verdient mehr und die andere Hälfte weniger. Die Verwendung des Median ist an dieser Stelle sehr sinnvoll, denn das arithmetische Mittel wird durch hohe Werte verzerrt bzw. nach oben gezogen. Wenige Bewohner mit sehr hohen Einkommen könnten so den Schnitt, wie gesagt, "hochziehen", woraus sich ein statistisches Bild ergäbe, welches besser wäre als die Lage. Den Median hingegen beeinflussen Extremwerte nicht. Ein Beispiel: Steigt das Einkommen eines Spitzenverdieners von 500.000 Euro auf eine Million (zum Beispiel wegen einer hohen Bonuszahlung eines Investmentbankers), so würde das arithmetische Mittel deutlich ansteigen, der Median sich hingegen nicht verändern.

Betrachtet werden übrigens die Bruttoeinkommen von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten. Nicht enthalten sind die Einkommen von Auszubildenden sowie von Behinderten inm anerkannten Werkstätten.

Die Daten selbst sind wie man sie erwarten würde: Man erkennt den "Gender Pay Gap" (also den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen) ebenso wie das Prinzip der Senioritätsentlohnung, also den Anstieg der Vergütung mit dem Alter des Arbeitnehmers, und auch die Gehaltsprämie, die ein (höherer) Bildungsabschluss mit sich bringt, zeigt sich schön.

Dass das Medianeinkommen von Ausländern um fast ein Drittel unter demjenigen von Deutschen liegt, unterstreicht, dass die Arbeitsmigration nach Deutschland im Wesentlichen eine Migration von Geringqualifizierten ist. Hier ist beispielsweise an EU-Ausländer aus Osteuropa zu denken, die oft Tätigkeiten mit geringer Entlohnung verrichten.

Interessant ist, dass das Medianeinkommen aller im Landkreis Wohnenden um etwa zehn Prozent über demjenigen der im Landkreis Beschäftigten liegt. Offenbar gibt es viele gutverdienende Auspendler, die im Landkreis leben, aber ihr Geld außerhalb des Landkreises verdienen - etwa als Banker in Frankfurt.

Quelle der Daten: Bundesagentur für Arbeit

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