Dienstag, 12. November 2024

Wegen Beleidigung und Bedrohung: "Tierschützerin" zu Geldstrafe verurteilt

"Sie sind ein ekelhafter, empathieloser Drecksack… Ihnen sollte man das Genick brechen“.

Das hat eine „Tierschützerin“ im vergangenen Sommer geschrieben – und zwar in einer E-Mail an Limburgs Bürgermeister Dr. Marius Hahn. Der Fall ist einer von Dutzenden (wenn nicht Hunderten) vergleichbaren: Im Zuge der Diskussion über die Reduzierung der Taubenpopulation in Limburg war es zu massiven verbalen und teils auch körperlichen Übergriffen gekommen. Opfer waren in erster Linie Limburger Mandats- und Amtsträger, die meisten davon Ehrenamtliche, aber auch der von der Stadt beauftragte Falkner wurde zur Zielscheibe. Das Ansinnen der sogenannten „Tierschützer“ war es, eine demokratische Entscheidung des Stadtparlamentes durch massive Bedrohung der Kommunalpolitiker und des Falkners rückgängig zu machen. Das ist zum Glück nicht gelungen. Unsere Stadtverordneten blieben standhaft. Dafür kann man ihnen nicht genug danken.
 
Jetzt ist die juristische Aufarbeitung der Vorfälle angelaufen. Die „Tierschützerin“, von der das Zitat am Anfang dieses Postings stammt, wurde kürzlich vom Amtsgericht Rockenhausen wegen Beleidigung und Bedrohung nach §§185, 241 StGB zu einer Geldstrafe von 1.200€ verurteilt. Ein anderer „Tierschützer“, der den Falkner mit nächtlichen Anrufen terrorisiert hatte, wurde per Fangschaltung überführt, und muss jetzt im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung ein knappes Jahr lang monatlich 75 Euro an sein Opfer zahlen. Weitere Verfahren laufen.
 
Die Zahlungen mögen den meisten als zu niedrig erscheinen. Entscheidend ist aber das Signal: Der Rechtsstaat reagiert, Betroffene von Hassrede können sich wehren. Wer ebenfalls Opfer von Hass und Hetze (nicht nur durch sog. „Tierschützer“) geworden ist, findet auf dem Interangebot „Hessen gegen Hetze“ weiterführende Informationen.

Montag, 28. Oktober 2024

Trauer um Franz Kamphaus

Limburg und die Region trauern um den ehemaligen Bischof Dr. Franz Kamphaus, der am heutigen Montag (28.10.) im Alter von 92 Jahren verstorben ist.

Wir können schon heute sicher sagen, dass er in der Reihe der Limburger Bischöfe eine herausragende Position einnimmt und auch in der rückblickenden Betrachtung zukünftiger Historiker einnehmen wird. Franz Kamphaus genoss deutschlandweit höchstes Ansehen, er war ein Werbe- und Sympathieträger für die Stadt und das Bistum, wie man ihn sich nicht besser hätte wünschen können. Die allermeisten Katholiken und auch sehr viele außerhalb der Kirche blicken dankbar auf die 25 Jahre seiner Amtszeit zurück.

Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Der elfte Bischof von Limburg beeindruckte die Gläubigen zunächst mit seiner Bescheidenheit. So bezog er nach seinem Amtsantritt nicht etwa die Bischofswohnung im ehemaligen Franziskanerkloster am Bischofsplatz, sondern wohnte in einem kleinen Apartment im Priesterseminar an der Weilburger Straße. Anders als sein direkter Nachfolger legte er keinen gesteigerten Wert auf eine adäquate Dienstlimousine, sondern ging von der Brückenvorstadt oft zu Fuß zur Arbeit. Sein Bischofsstab war ebenso wie sein Brustkreuz nicht aus Edelmetall und mit Edelsteinen besetzt, sondern aus einem Balken des elterlichen Bauernhofes in Westfalen geschnitzt. Und er hat seinen Lebensabend nicht in einem pompösen Altersruhesitz residierend, sondern als Seelsorger im Sankt Vincenz-Stift, einer Behinderteneinrichtung in Aulhausen, verbracht.

Franz Kamphaus war zudem ein großer Prediger. Viele Menschen kamen auch aus dem Umland in den Dom, um „Kamphaus zu hören“. Seine Sprachgewalt ermöglichte es ihm, Gehör zu finden, ohne laut werden zu müssen. So wie das bescheidene Auftreten ihn zu einer moralischen Autorität machte, verschafften ihm seine Predigten einen Ruf als tiefgründig denkender Theologe. Entsprechend erfolgreich war er auch als Autor theologischer Bücher.

Bundesweite Aufmerksamkeit verschaffte ihm, dem Bistum und unserer Stadt jedoch erst sein Eintreten für einen Verbleib der katholischen Kirche in der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung. Außer ihm hatten alle deutschen Bischöfe entschieden, Schwangere zwar weiterhin in den kirchlichen Beratungsstellen beraten zu lassen, aber nicht den „Schein“ auszustellen, der den Müttern eine straffreie, aber rechtswidrige Tötung ihrer ungeborenen Kinder ermöglichte. Kamphaus gelang es, zeitweise eine Sonderregelung für das Bistum Limburg zu erreichen, wo auch Institutionen wie die Caritas weiterhin „den Schein“ ausstellen. 2002 zog er im Konflikt mit Rom jedoch den Kürzeren. Papst Johannes Paul II. verbot die Ausstellung der Beratungsscheine, entmachtete den Bischof punktuell und machte Weihbischof Gerhard Pieschl zum Beauftragen für die Schwangerenkonfliktberatung. Franz Kamphaus ging jedoch gestärkt aus diesem Konflikt heraus. Sein offenen Eintreten für seine Überzeugung, auch im Konflikt mit der Kurie, steigerten sein Ansehen erheblich und machten ihn zum seinerzeit populärsten katholischen Bischof in Deutschland.

Franz Kamphaus wurde am 2. Februar 1932 als jüngstes von fünf Kindern einer Bauernfamilie im westfälischen Lüdinghausen geboren. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Münster und München weihte ihn der Bischof von Münster, Michael Keller, am 21. Februar 1959 zum Priester. Ab 1972 lehrte er an der Universität Münster als Professor Pastoraltheologie und Homiletik; ab 1973 war er zugleich Regens des Priesterseminars der Diözese. Am 3. Mai 1982 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Limburg. Kardinal Joseph Höffner spendete Franz Kamphaus am 13. Juni desselben Jahres die Bischofsweihe. Damit begannen seine segensreichen Limburger Jahre, die mit seinem ordnungsgemäßen Rücktritt (den sieht das kanonische Recht für 75-jährige Bischöfe als Regelfall vor) im Jahr 2007 endete.

Wie schrieb er einmal auf einer Weihnachtskarte? – „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“

Franz Kamphaus ist tot. Foto: Bistum Limburg

Samstag, 14. September 2024

Taubentötung: Wird der Wille der Bürger jetzt endlich umgesetzt?

Viele Bürger haben sich darüber gewundert, manche sind auch massiv verärgert: Das eindeutige Ergebnis des Bürgerentscheids zur Reduzierung der Taubenpopulation ist rund drei Monate nach der Abstimmung immer noch nicht umgesetzt worden.

Jetzt tut sich aber endlich was. Dem Vernehmen nach war massiver Druck (nicht zuletzt aus der SPD) nötig, um Bürgermeister Dr. Marius Hahn dazu zu bewegen, seiner Amtspflicht nachzukommen: den Willen der Mehrheit umzusetzen. Die endlosen Debatten über Scheinlösungen (Umzug einiger Tauben in ein „Tierasyl“) sind wohl beendet, und ein Falkner wird hoffentlich bald beauftragt, mehrere hundert Stadttauben zu töten.
 
Gut so! Wir Limburger werden es ihm danken. Die unzumutbaren Zustände für Innenstadtbewohner, die teils seit Jahren ihre Balkons nicht mehr nutzen können, oder auch Eigentümer von Fachwerkhäusern, deren Gebäude der Taubenkot nach und nach wegätzt (siehe Foto), gehören damit bald der Vergangenheit an. 
 
Bleibt zu hoffen, dass die Taubenschützer diesen demokratischen Weg akzeptieren und friedlich bleiben. Im Netz kursieren schon wieder Verleumdungen und Gewaltphantasien in Richtung der Stadtpolitik. Bei der ersten Stadtverordnetensitzung zum Thema ist es zu massiven verbalen und teils auch tätlichen Angriffen auf Stadtverordnete gekommen. Die letzte Stadtverordnetensitzung vor der Sommerpause fand unter Polizeischutz statt. Hoffen wir alle, dass die Lage ruhig bleibt!
 

 
 

Dienstag, 16. Juli 2024

Wie nennt man dieses Gericht?

Diese Frage hatten wir zum Foto eines "gebackenen Kartoffelfladen" gestellt. Es ging eine ganze Reihe von Antworten ein, aber nur eine ist richtig: Kartoffelkreppel (oder -kreppelchjer). 
 
Interessanterweise gibt es diese Option im "Atlas zur deutschen Alltagssprache" der Universitäten Lüttich und Salzburg überhaupt nicht  Ebensowenig wie einige andere von den Limblog-Lesern genannte Bezeichnungen:
 
Schnippelskouche, Kartoffelplätzchen, Schmagiggelchen, Schmaginchen, Reibeplätzchen, Kröppelche


Quelle: Atlar zur deutschen Alltagssprache, Universitäten Lüttich/Salzburg, https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f01e/
Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache, Universitäten Lüttich/Salzburg, https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f01e/

 

Samstag, 13. Juli 2024

Was wäre Demokratie ohne Sie?

Mit dieser rhetorischen Frage leitet der Limburger Magistrat sein Dankschreiben an die Wahlhelfer ein. Diesmal gab es neben warmen Worten auch zwei Präsente in Form von je einem Gutschein für das Freibad und den LahnStar. Diese Präsente können natürlich nicht die Freizeit aufwiegen, welche die Wahlhelfer am Wahlsonntag investieren - aber die Geste kommt trotzdem an: sie drückt die Anerkennung des Rathauses für die Ehrenamtlichen aus, die bei jeder Wahl im Maschinenraum der Demokratie unentgeltlich malochen.

Viele wissen leider nicht, dass unsere Demokratie nicht von selbst funktioniert, sondern von richtigen Menschen gemacht werden muss. Tausende - vom Bischof bis zur örtlichen DGB-Spitze, vom „Limburger Bündnis für Demokratie“ bis zum „Bündnis Courage - haben Anfang des Jahres für die Verteidigung unserer Gesellschaftsordnung und gegen „rechts“ demonstriert. Da verwundert es schon, dass die Stadtverwaltung immer größere Probleme hat, die Wahllokale mit ausreichend ehrenamtlichem Personal zu bestücken und dort (teilweise seit Jahrzehnten) die gleichen Gesichter zu sehen sind.

Möglicherweise ist es vielen Christen, Gewerkschaftern und Demokratie-Aktivisten einfach zu anstrengend, sich dauerhaft zu engagieren. Ab und zu mal in homöopathischen Dosen „Haltung“ zu zeigen, ist da deutlich weniger aufwendig.

Aber in Zeiten, in denen unsere ehrenamtlichen Stadtverordneten wegen der von sog. Tierschützern drohenden Gewalt unter Polizeischutz tagen müssen, reicht das nicht. Wer wirklich etwas für die Demokratie tun und sich deren Feinden entgegenstellen will, findet hier die Möglichkeit, bei der nächsten Wahl Wahlhelfer zu sein.

Apropos nächste Wahl: Kandidaten für die kommunalen Gremien werden auch gesucht.

 


 

Freitag, 5. Juli 2024

Der Fortschritt ist eine Schnecke...

...hat Günter Grass mal geschrieben. Aber auch Schnecken kommen voran und erreichen (meistens) irgendwann ihr Ziel – zum Beispiel den Salat im heimischen Garten. Der Besitzer dieses Gartens muss dann womöglich auf seinen Salatteller verzichten und steht dieser Art des Fortschritts daher eher skeptisch gegenüber.
 
Zum Fortschritt im Einzelhandel gehörten in den siebziger Jahren Supermärkte auf der Grünen Wiese. Dazu zählt auch der heutige Globus-Markt, der vormals „real“ und ganz am Anfang „massa“ hieß. Der abgebildete Artikel aus der Nassauischen Landeszeitung (so nannte sich die „NNP“ damals) zeigt, dass „massa“ seinerzeit in Limburg auf Widerstand stieß; jedenfalls hatte die IHK offenbar Einspruch gegen den entsprechenden Bebauungsplan eingelegt. Das war 1974. „massa“ wurde trotzdem gebaut und existiert (unter anderem Namen) bis heute. 
 
Das „massa“-Beispiel hat sich vorher und nachher wiederholt und folgt in der Regel dem gleichen Muster: eine neue Entwicklung tut sich auf – und es wird erst einmal versucht, sie zu unterdrücken, wenigstens vor der eigenen Haustür. So war es, als in der Werner-Senger-Straße das Karstadt-Warenhaus eröffnet werden sollte, als ein „Möbel Müller“ an der Meil geplant war, als es Gedankenspiele gab, im ICE-Gebiet ein FOC zu eröffnen, und auch, als die „WerkStadt“ ihre Pforten öffnete.
 
Die Geschichte lehrt uns: solche Entwicklungen lassen sich nur verzögern oder verlagern („Möbel Müller“ entstand in Görgeshausen, das FOC in Montabaur), nie aber verhindern. Das gilt auch für den Onlinehandel und insgesamt für die Digitalisierung weiter Teile des Wirtschaftslebens.
 
Dass die Betroffenen (in diesem Fall die traditionellen Einzelhändler) auf neue Spieler mit Besorgnis und teils auch Wut reagieren, ist verständlich; schon allein deshalb, weil man den Eindruck nicht los wird, die Politik messe mit unterschiedlichem Maß. Während die Amazon-Logistik 24/7 läuft, müssen die Geschäfte in der Innenstadt sonntags geschlossen bleiben. Während auf der Grünen Wiese bedenkenlos Natur zubetoniert wird, müssen Altstadt-Gastronomen mühsam Parkplätze nachweisen. Während die Kunden der Limburger Läden auf Bus, Bahn und Fahrrad umsteigen sollen, genehmigt man in Montabaur ein FOC, welches fast alle Konsumenten teils aus mehr als hundert Kilometern Entfernung mit dem Auto anfahren. 
 
In besonders krassen Fällen ist daher der Klageweg angebracht. „massa“ zeigt aber: gegen neue Konkurrenz helfen juristische Schriftsätze nur eingeschränkt. Wichtiger sind Flexibilität und Kundennähe. Das ist leichter gebloggt als getan. Zahlreiche Beispiele in unserer Innenstadt zeigen aber: wir haben viele Unternehmer, die jeder Form der neuen (teils unfairen) Konkurrenz Paroli bieten können.
 

 

Donnerstag, 4. Juli 2024

200 Tauben umsiedeln? Tierschützer lehnen Kompromissvorschlag des Bürgermeisters ab

Sowohl die Stadtverordnetenversammlung als auch die Limburger Bürger hatten entschieden, zur Reduzierung der Limburger Taubenpopulation auf die Dienste eines Falkners zurückzugreifen. Diesen eindeutigen demokratischen Beschlüssen will der Bürgermeister nicht nachkommen. Statt dessen hat er vorgeschlagen, 200 Tauben in eine Art Tierasyl (Gut Aiderbich in der Oberpfalz) umzusiedeln, und dann zu überlegen, wie weitere Tauben aus der Stadt entfernt werden können. Ursprüngliches Ziel war, die Zahl der Tauben von etwa 700 auf etwas 300 zu senken.

Nun verdichten sich die Hinweise, dass die Limburger Taubenschützer diesen Kompromissvorschlag ablehnen, und zwar im Wesentlichen mit den folgenden Argumenten:
 
[1] Das Einfangen der Tiere könnte zur Trennung von Partnertieren führen und sowohl bei dem umgesiedelten als auch bei dem zurückbleibenden Tier unermessliches seelisches Leid auslösen.
 
[2] Wenn Elterntiere eingefangen und umgesiedelt werden, drohen deren Küken im Nest zu verhungern.
 
[3] Auf Gut AIderbichl sollen die 200 in Limburg gefangenen Tauben in Volieren gehalten werden. Sie könnten dann nicht frei fliegen.
 
[4] Gut AIderbichl sollte seine Kapazitäten nach Ansicht der Tierschützer nicht dazu nutzen, dem Bürgermeister von Limburg ein Problem abzunehmen, sondern lieber für Invalidentiere und andere eher hilfsbedürftige Kreaturen sorgen.