Samstag, 10. Dezember 2016

ALS VISIONÄRER TIGER


gesprungen, als bürokratischer Bettvorleger gelandet. Oder: Die Bürgermeister kommen und gehen, die Probleme bleiben – und die Investoren. So lässt sich das erste Jahr des neuen Bürgermeisters Dr. Marius Hahn zusammenfassen. Jedenfalls wenn man seinen eigenen Aussagen im heutigen NNP-Interview Glauben schenkt.

Was hatte er im Wahlkampf nicht alles versprochen: ein „Gesamtverkehrsplan“ sollte uns bessere Luft und weniger Verkehr bringen. Auf dem Gelände der ehemaligen Autobahnrastanlage wollte er einen Hotel- und Kongresskomplex errichten. Mit einem Bürgerbüro könne er die Verwaltungsabläufe straffen. Einer seiner ersten Federstriche werde die ungeliebte Zweitausbausatzung ins Jenseits befördern. Ein moderner Weihnachtsmarkt sollte Limburg im Advent erstrahlen lassen. Der Kracher war aber eindeutig die Ankündigung, Limburg zur „Hochschulstadt“ zu machen, mit wissenschaftlichem Personal, internationalen Kongressen, Hunderten, wenn nicht Tausenden Studenten, einem Forschungszentrum für Raumfahrt und und und…

Was ist daraus geworden?

Gesamtverkehrsplan“: Er verweist auf die Südumgehung, mit der, wenn überhaupt, erst in 15 bis 20 Jahren zu rechnen ist.
Hotel- und Kongresszentrum: eine „interessante Idee“, die nicht weiterverfolgt werde.
Bürgerbüro: vielleicht bis 2021
Zweitausbausatzung: rechtliche und finanzpolitische Argumente sprechen gegen die Abschaffung. Die Anlieger sollen weiter bluten müssen.
Weihnachtsmarkt: Langweilig wie eh und je.
Hochschulstadt Limburg: eine gute Handvoll „Studenten“ (12? 13? 14? Ist auch egal.) „studiert“ zeitweise in drei angemieteten Räumen in der WerkStadt.

Letzteres ist wohl der Grund dafür, dass der WerkStadt-Investor der Einzige sein dürfte, der sich über das erste Amtsjahr des neuen Bürgermeisters so richtig freuen kann. Erhält er doch für die Vermietung der drei Unterrichtsräume von der öffentlichen Hand eine jährliche Miete von 70.000€. Mobiliar und Technik der 3-Zimmer-„Hochschule“ haben übrigens 150.000€ gekostet – den Steuerzahler natürlich, dem an anderer Stelle gesagt wird, dass für Schulen und Kindergärten kein Geld da ist.

Da wundert man sich noch, dass die Leute gar nicht mehr oder (schlimmer) radikal wählen.

Bildnachweis:
Foto von Hedwig Storch (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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