Die Frage, was Wahrheit ist, scheine zunächst nicht in das grausame
und zugespitzte Geschehen der Leidensgeschichte zu passen. „Und
doch ist es Jesus selbst, der von der Wahrheit angefangen hat. Dazu
bin ich in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis ablege für die
Wahrheit“, erklärt der Limburger Weihbischof. Bei der Wahrheit im
Angesicht des Todes, gehe es nicht um irgendwelche klugen
Wahrheiten und nicht darum, wer in einer Diskussion Recht behalte.
Hier gehe es um das Schicksal Jesu und um das Schicksal der ganzen
Menschheit.
Wahrheit und Lüge stehen nie auf einer Stufe
Der Frage nach der Wahrheit sollte nicht ausgewichen werden.
Vielmehr gelte es nach ihr zu suchen, zu forschen und mit
kritischen Augen zu prüfen, was heute alles als wahr vorgetragen
werde. „Das gilt auch für die, die Macht haben über uns durch neue
Medien, die Aussagen schnell verbreiten können, dabei Stimmungen
schüren und Fakten setzen wollen“, so Löhr. Heute könne alles
gesagt und geschrieben werden. Doch Wahrheit und Unwahrheit stünden
nie auf einer Stufe. Wahrheit und Lüge seien nie gleichberechtigt
und austauschbar. „Fakten dürfen nicht verdreht, Personen nicht
manipuliert und Gut und Böse, Wahrheit und Lüge nicht relativiert
werden. Je bedrohlicher die Weltlage, umso mehr gerät die Wahrheit
unter die Räder“, sagte Weihbischof Löhr. Das erste Opfer des
Krieges sei immer die Wahrheit.
Was für den politischen und gesellschaftlichen Bereich gelte, gelte
auch im kleinen privaten Bereich. Eine Partnerschaft, die auf einer
Unwahrheit aufbaue, habe keinen wirklichen Bestand. „Die Wahrheit
ist ein unersetzliches, festes Fundament. Auch wenn wir erfahren,
dass es mit ihr nicht immer einfach ist, zum Beispiel die Wahrheit
am Krankenbett“, sagte Löhr.
Die Wahrheit Jesu heißt Barmherzigkeit
Mit der Wahrheit spiele man nicht. Wenn Jesus von der Wahrheit
spreche, sei dies kein Spiel. Ganz im Gegenteil. Im Angesicht des
Todes bezeuge er die Wahrheit. Durch seine ganze Existenz lege er
Zeugnis für die Wahrheit ab. „Jesu Wahrheit ist der göttliche
Heilsratschluss. Gott ist in Jesus in unserer Welt. Er ist unser
Leben. Er erbarmt sich der Armen und Schwachen. Seine Wahrheit
heißt Barmherzigkeit. Das Leben erwirkt er uns durch sein Leiden
und Sterben, da er die Sünde und den Tod für immer besiegt“, sagte
der Limburger Weihbischof. Der Weg Jesu sei grausam aber auch
heilsam. Er sei für ihn eine Qual gewesen. Zugleich aber Heil für
eine heillos zerrissene Welt. Jesus sei der Weg, die Wahrheit und
das Leben. Wer dies gerade auch am Karfreitag neu verstehe, dem
gelte die Verheißung Jesu, dass er die Wahrheit erkennen werde und
ihn diese Wahrheit freimache.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.