Freitag, 14. April 2017

Was ist Wahrheit?

Dieser Frage ging Weihbischof Dr. Thomas Löhr in seiner Predigt am Karfreitag,14. April, nach. Um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, kamen im Limburger Dom mehrere hundert Gläubige zusammen, um an das Leiden und Sterben Jesu Christi zu erinnern. Sie hörten die Leidensgeschichte Jesu, verehrten das heilige Kreuz und beteten für die Anliegen der Kirche und der Welt. 

Die Frage, was Wahrheit ist, scheine zunächst nicht in das grausame und zugespitzte Geschehen der Leidensgeschichte zu passen. „Und doch ist es Jesus selbst, der von der Wahrheit angefangen hat. Dazu bin ich in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis ablege für die Wahrheit“, erklärt der Limburger Weihbischof. Bei der Wahrheit im Angesicht des Todes, gehe es nicht um irgendwelche klugen Wahrheiten und nicht darum, wer in einer Diskussion Recht behalte. Hier gehe es um das Schicksal Jesu und um das Schicksal der ganzen Menschheit.

Wahrheit und Lüge stehen nie auf einer Stufe


Der Frage nach der Wahrheit sollte nicht ausgewichen werden. Vielmehr gelte es nach ihr zu suchen, zu forschen und mit kritischen Augen zu prüfen, was heute alles als wahr vorgetragen werde. „Das gilt auch für die, die Macht haben über uns durch neue Medien, die Aussagen schnell verbreiten können, dabei Stimmungen schüren und Fakten setzen wollen“, so Löhr. Heute könne alles gesagt und geschrieben werden. Doch Wahrheit und Unwahrheit stünden nie auf einer Stufe. Wahrheit und Lüge seien nie gleichberechtigt und austauschbar. „Fakten dürfen nicht verdreht, Personen nicht manipuliert und Gut und Böse, Wahrheit und Lüge nicht relativiert werden. Je bedrohlicher die Weltlage, umso mehr gerät die Wahrheit unter die Räder“, sagte Weihbischof Löhr. Das erste Opfer des Krieges sei immer die Wahrheit.

Was für den politischen und gesellschaftlichen Bereich gelte, gelte auch im kleinen privaten Bereich. Eine Partnerschaft, die auf einer Unwahrheit aufbaue, habe keinen wirklichen Bestand. „Die Wahrheit ist ein unersetzliches, festes Fundament. Auch wenn wir erfahren, dass es mit ihr nicht immer einfach ist, zum Beispiel die Wahrheit am Krankenbett“, sagte Löhr.

Die Wahrheit Jesu heißt Barmherzigkeit


Mit der Wahrheit spiele man nicht. Wenn Jesus von der Wahrheit spreche, sei dies kein Spiel. Ganz im Gegenteil. Im Angesicht des Todes bezeuge er die Wahrheit. Durch seine ganze Existenz lege er Zeugnis für die Wahrheit ab. „Jesu Wahrheit ist der göttliche Heilsratschluss. Gott ist in Jesus in unserer Welt. Er ist unser Leben. Er erbarmt sich der Armen und Schwachen. Seine Wahrheit heißt Barmherzigkeit. Das Leben erwirkt er uns durch sein Leiden und Sterben, da er die Sünde und den Tod für immer besiegt“, sagte der Limburger Weihbischof. Der Weg Jesu sei grausam aber auch heilsam. Er sei für ihn eine Qual gewesen. Zugleich aber Heil für eine heillos zerrissene Welt. Jesus sei der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wer dies gerade auch am Karfreitag neu verstehe, dem gelte die Verheißung Jesu, dass er die Wahrheit erkennen werde und ihn diese Wahrheit freimache.

Im Zentrum der Karfreitagsliturgie steht die Verehrung des Heiligen Kreuzes. Mit dem Ruf „Sehet das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt hing“ wird das verhangene Kreuz zunächst enthüllt. Foto: Bistum Limburg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.