Die Szene der Fußwaschung ist nicht nur Vorbild für die
christliche Caritas, sondern auch Schlüssel zum persönlichen
Verstehen von Auferstehung und Erlösung. „Selber und aus eigenen
Stücken schaffen wir das nicht. Die Liebe Jesu bringt es zustande.
In seinem weiten Herzen ist Platz für uns, Platz für dich und mich
und alle anderen Menschen“, sagte Bischof Dr. Georg Bätzing am
Gründonnerstag, 13. April 2017, im Limburger Dom. Erstmals feierte
der Bischof die besondere Liturgie vor dem Osterfest. Dabei wusch
er Frauen und Männern aus der Dompfarrei Limburg, darunter auch
geflüchtete Menschen aus dem Iran und dem Irak, die Füße.
Jesus stellt alles auf den Kopf
Dass Jesus den Jüngern die Füße wusch, habe das Verhältnis von
Meister und Schüler umgekehrt. „Die Konventionen, die in einem
solchen Über- und Unterordnungsverhältnis galten, waren eindeutig“,
erklärte Bätzing. „Und da geht Jesus hin und stellt alles auf den
Kopf.“ Die Szene der Fußwaschung sei ein eindrucksvolles Beispiel
dafür, wie sich Christen zu verstehen hätten. Die Geschichte aus
dem Johannesevangelium sei die Geburtsstunde christlicher Caritas.
Die Szene offenbare aber auch, wie Jesus die Menschen zum Heil
führen wolle. „Jünger und Meister, wir und unser Herr, ich und
Jesus sollen so sehr miteinander verbunden werden, dass wir
untrennbar sind. Denn Jesu höchst persönlicher Weg der Hingabe,
sein Leiden, sein Tod, seine Auferstehung sollen unser Anteil,
unser Erbe, unser Eigenes werden“, erklärte Bätzing. „Das ist die
Absicht Jesu. Denn nur so sind wir zu retten.“
Szene beantwortet wichtige Glaubensfrage
Die Szene der Fußwaschung gebe für Bätzing eine Antwort auf „eine
alles entscheidende Frage“ des Glaubens. „Als Jesus am Abend vor
seinem Leiden aufstand, das Gewand seiner Herrlichkeit ablegte,
sich klein machte und in den Staub dieser Welt bückte, um seinen
Freunden nahe zu kommen, sie zu berühren, zu reinigen und zu einer
Würde zu erheben, wie nur er sie schenken kann, da hat er seine
Kirche – also auch uns – an sich gezogen, in sich einen Platz
gegeben, uns mitgenommen auf seinen Weg aus dieser Welt hinüber zum
Vater.“ In seiner Hingabe von Leib und Blut schenke er seine ganze
Liebe und Zuneigung. „So schließt er uns ein in sein wunderbares,
grenzloses, freies Leben mit Gott.“
Mit dem Gründonnerstag beginnt das Ostertriduum
Die Feier des Abendmahls am Gründonnerstag steht am Beginn der
Passionsgeschichte Christi, die die Kirche in besonderer Weise von
Gründonnerstag bis zur Osternacht feiert. Am Abend seiner
Gefangennahme versammelten sich Jesus und seine Jünger zu einem
letzten gemeinsamen Mahl. Jesus teilte Brot und Wein und bat seine
Jünger darum, dies auch künftig in seinem Andenken zu tun.
Besonderen liturgischen Riten prägen die Liturgie: Nach dem
Glorialied schweigen Orgel und Glocken bis zur Feier der
Auferstehung in der Osternacht. Außerdem werden in einer Prozession
im Anschluss an das Schlussgebet die geweihten Hostien aus dem
Tabernakel in eine Nebenkapelle gebracht, der Altarschmuck entfernt
und alle Kreuze verhangen.
Die Fußwaschung geht auf einen orientalischen Brauch zurück. Beim
Betreten eines Hauses wuschen Diener den Gästen die Füße. In der
Bibel wäscht Jesus seinen Jüngern die Füße. Die Fußwaschung ist ein
Beispiel dafür, wie Menschen miteinander umgehen sollen: Sich im
Alltag unterstützen und helfen, sich nicht über andere stellen,
sondern dem Nächsten dienen.
Fußwaschung: Während des Gottesdienstes wusch Bischof Georg Bätzing Frauen und Männern aus der Dompfarrei Limburg die Füße - darunter waren auch Flüchtlinge aus dem Irak und Iran. |
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