Freitag, 14. April 2017

Bätzing wäscht Füße

Die Szene der Fußwaschung ist nicht nur Vorbild für die christliche Caritas, sondern auch Schlüssel zum persönlichen Verstehen von Auferstehung und Erlösung. „Selber und aus eigenen Stücken schaffen wir das nicht. Die Liebe Jesu bringt es zustande. In seinem weiten Herzen ist Platz für uns, Platz für dich und mich und alle anderen Menschen“, sagte Bischof Dr. Georg Bätzing am Gründonnerstag, 13. April 2017, im Limburger Dom. Erstmals feierte der Bischof die besondere Liturgie vor dem Osterfest. Dabei wusch er Frauen und Männern aus der Dompfarrei Limburg, darunter auch geflüchtete Menschen aus dem Iran und dem Irak, die Füße.

Jesus stellt alles auf den Kopf


Dass Jesus den Jüngern die Füße wusch, habe das Verhältnis von Meister und Schüler umgekehrt. „Die Konventionen, die in einem solchen Über- und Unterordnungsverhältnis galten, waren eindeutig“, erklärte Bätzing. „Und da geht Jesus hin und stellt alles auf den Kopf.“ Die Szene der Fußwaschung sei ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich Christen zu verstehen hätten. Die Geschichte aus dem Johannesevangelium sei die Geburtsstunde christlicher Caritas. Die Szene offenbare aber auch, wie Jesus die Menschen zum Heil führen wolle. „Jünger und Meister, wir und unser Herr, ich und Jesus sollen so sehr miteinander verbunden werden, dass wir untrennbar sind. Denn Jesu höchst persönlicher Weg der Hingabe, sein Leiden, sein Tod, seine Auferstehung sollen unser Anteil, unser Erbe, unser Eigenes werden“, erklärte Bätzing. „Das ist die Absicht Jesu. Denn nur so sind wir zu retten.“

Szene beantwortet wichtige Glaubensfrage


Die Szene der Fußwaschung gebe für Bätzing eine Antwort auf „eine alles entscheidende Frage“ des Glaubens. „Als Jesus am Abend vor seinem Leiden aufstand, das Gewand seiner Herrlichkeit ablegte, sich klein machte und in den Staub dieser Welt bückte, um seinen Freunden nahe zu kommen, sie zu berühren, zu reinigen und zu einer Würde zu erheben, wie nur er sie schenken kann, da hat er seine Kirche – also auch uns – an sich gezogen, in sich einen Platz gegeben, uns mitgenommen auf seinen Weg aus dieser Welt hinüber zum Vater.“ In seiner Hingabe von Leib und Blut schenke er seine ganze Liebe und Zuneigung. „So schließt er uns ein in sein wunderbares, grenzloses, freies Leben mit Gott.“

Mit dem Gründonnerstag beginnt das Ostertriduum


Die Feier des Abendmahls am Gründonnerstag steht am Beginn der Passionsgeschichte Christi, die die Kirche in besonderer Weise von Gründonnerstag bis zur Osternacht feiert. Am Abend seiner Gefangennahme versammelten sich Jesus und seine Jünger zu einem letzten gemeinsamen Mahl. Jesus teilte Brot und Wein und bat seine Jünger darum, dies auch künftig in seinem Andenken zu tun.

Besonderen liturgischen Riten prägen die Liturgie: Nach dem Glorialied schweigen Orgel und Glocken bis zur Feier der Auferstehung in der Osternacht. Außerdem werden in einer Prozession im Anschluss an das Schlussgebet die geweihten Hostien aus dem Tabernakel in eine Nebenkapelle gebracht, der Altarschmuck entfernt und alle Kreuze verhangen.

Die Fußwaschung geht auf einen orientalischen Brauch zurück. Beim Betreten eines Hauses wuschen Diener den Gästen die Füße. In der Bibel wäscht Jesus seinen Jüngern die Füße. Die Fußwaschung ist ein Beispiel dafür, wie Menschen miteinander umgehen sollen: Sich im Alltag unterstützen und helfen, sich nicht über andere stellen, sondern dem Nächsten dienen.

Fußwaschung: Während des Gottesdienstes wusch Bischof Georg Bätzing Frauen und Männern aus der Dompfarrei Limburg die Füße - darunter waren auch Flüchtlinge aus dem Irak und Iran.
 

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