Los geht's:
Nicht zu fassen, dieser Michi Schmitt. Dabei ist er gar kein Phantom, sondern einer, der durch die Stadt läuft, in Brechen wohnt, in Blumenrod sein Arbeitszimmer hat und im alten Kalkwerk ein Atelier und eine Siebdruckwerkstatt betreibt. Die Kunstsammlung der Stadt Limburg präsentieren derzeit eine Ausstellung des vielseitigen Künstlers unter dem Titel: „Nicht zu fassen ...Michi Schmitt - Illustrator, Cartoonist, Bühnendesigner und -maler, Siebdrucker, Stadtverschönerer, Reisender, Musiker“. Und in einem kleinen Café auf der Plötze hatte er noch Zeit und Muße, ein paar Fragen zu beantworten.
Michi, Du bist jetzt über 50 Jahre alt und gefühlt seit Jahrzehnten als Künstler aktiv. Wie viele Ausstellungen hat es schon in Deiner Heimatstadt gegeben?
Michi Schmitt: Eigentlich ist es jetzt die erste richtige. Also die erste in Räumen der Stadt und die erste in dieser Größe. Ich hatte immer wieder mal Werke ausgestellt in Limburg, zum Beispiel in Cafes oder in einer Galerie. Aber das waren meist kleine Sachen.
Woran lag’s?
Michi Schmitt: Ganz einfach, ich habe keine typischen Exponate. Die Bühnenbilder kann ich nur als Fotos zeigen. Illustrationen werden am Computer überarbeitet. Skizzenbücher von meinen Reisen sind auch nicht einfach auszustellen. Seit ein paar Jahren mache ich Cartoons auf Leinwand. Das kann man eher an die Wand hängen. Ich habe keine typische Sparte , die ich ausstellen kann. Es ist von allem etwas dabei. Es scheint so, als wollte ich mich nicht spezialisieren (Schmitt lacht verschmitzt).
Und jetzt hat es doch geklappt.
Michi Schmitt: Bürgermeister Dr.Marius Hahn und Irene Röhrig vom Kulturamt haben mich vergangenes Jahr ermutigt, eine
Ausstellung im Historischen Rathaus zu machen. Ich habe das Abenteuer angenommen. Ich habe auch ein bisschen Struktur in die Präsentation bringen wollen, was bei der Fülle an Arbeiten nicht leicht war. Die Ausstellung gibt mir aber Gelegenheit zu sehen, wo ich stehe. Wird in meinem Alter auch mal Zeit, oder?
In der Ausstellung sind auch Bühnenbilder von Dir als Fotografien zu sehen. Als Bühnenbildner hast Du einen Namen.
Michi Schmitt: Von einem großen Namen bin ich weit entfernt. Die Bühnendesigns beschränken sich auf Musik- und Unterhaltungsshows. Oft bin ich auch nur der Bühnenmaler und arbeite auf Anfrage. Aber wenn Du ständig in der Branche unterwegs bist, häufen sich die Aufträge. 2011 war ein Comedy-Jahr, in dem ich für Mario Barth, Cindy aus Marzan, Bodo Bach, Maddin Schneider und einem Schweizer Comedian gearbeitet habe. Zu Schulzeiten habe ich die ersten Bettlaken für meine Rockband bemalt. Dann bekam ich einen Auftrag für Doro Pesch einen Backdrop (Bühnenvorhang) zu gestalten. Mit DJ Bobo Bühnen wurden die Auftrittsorte dann größer. Heute schaffe ich Bühnenbilder für Mario Barth und arbeite für Andrea Berg. Ende letzten Jahres hatte ich einen kleinen Maljob für die Ehrlich Brothers.
Zurück zu der Kunst mit kleinen Figuren. Cartoons gehören dazu, Illustrationen auch.
Michi Schmitt: Das ist meine Art zu kommunizieren. Reden kann ich zwar ganz gut, aber wenn es ans Schriftliche geht, brauche meinen Bleistift, damit kann ich umgehen. Da kann ich es, um mit Wolfgang Niedecken von BAP zu sagen, rauslassen. Ich habe schon als Kind gezeichnet und mir kleine Geschichten dabei ausgedacht.
Dabei spielen auch Limburger Themen eine Rolle, zum Beispiel die Südumgehung?
Michi Schmitt: Ich habe lange dort gewohnt, wo die Südumgehung entlang gehen soll und heute bin ich dort noch mit meinen Arbeitszimmer. Ich bin gegen den Ausdehnungswahnsinn der Menschen, der unvermeidlich die Natur zerstört. Wenn ich zeichnerisch etwas beitragen kann, mache ich das gerne.
Es gibt aber noch andere Themen aus Limburg…
Michi Schmitt: Du meinst die Lokalpolitik ? Eine Sache fand ich ganz witzig. Frau Schmüser hat sich mit dem Rotary Club angelegt. Ein Cartoon darüber in Westernmanier habe ich „Allein gegen die Mafia“ genannt. Frau Schmüser mit Spatzenschleuder allein gegen den schwer bewaffneten und verschanzten Rotary Club. Oder aber Leo Vanecek als Befürworter des grünen Neumarkts. Ich mag solche Streiter. Die beflügeln meine Ideen. In der Tageszeitung im politischen Teil könnte man jeden Artikel illustrieren.
Jetzt gibt es einige neue Ideen. Da geht es um größere Motive …
Michi Schmitt: Das ist richtig. Es sind Ideen, die nach meiner Einschätzung die Stadt verschönern. Auch in Limburg gibt es triste Fassaden oder langweiliges Betongrau. Da lässt sich etwas machen. 30 bis 35 Hausfassaden und Betonflächen habe ich schon zusammen. Da sind auch einige spinnerte Sachen dabei, wie das Riesenrad als Krönung auf dem Karstadt-Gebäude, aber auch so umsetzbare Ideen, wie der mit einem aufgemalten Fachwerk versehene Beton der Brücke über die Eisenbahnstraße vor der Abzweigung zum Eschhöfer Weg.
Heimat, sofern das Wort erlaubt ist, ist nicht nur Ideengeber, sondern auch Standort für das Unternehmen Michi Schmitt.
Michi Schmitt. Das ist wahr. Ich bin mit meiner Werkstatt im Kalkwerk zu Hause. Dort habe ich in den späten 1980er Jahren begonnen und engagiere mich dort im Verein. Jetzt habe ich in meiner Werkstatt Platz für den Nachwuchs geschaffen, für junge Leute. So wie ich damals auf das Gelände zwischen Diez und Limburg gekommen bin.
Michi Schmitt vor einem Frühwerk in seinem Büro in Limburg-Blumenrod. Foto: Stadtverwaltung Limburg |
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