Montag, 27. April 2020

Helmut Peuser 80

„Wenn die Musikkapelle die ersten Takte spielt, beginnt das alte Zirkuspferd zu traben.“ So soll Helmut Kohl einst beschrieben haben, wie Vollblutpolitiker sich verhalten, wenn die Wahlkampfzeit wieder angebrochen ist. Ob der verstorbene Altkanzler dabei (auch) Helmut Peuser im Sinne hatte, ist nicht verbürgt. Möglich wäre es jedoch durchaus, denn der langjährige Landtagsabgeordnete Peuser war in seinem Element, wenn es galt, einen Wahlkampf auf die Beine zu stellen. Das tat er in seinem langen Politikerleben sehr oft (er organisierte 44 Wahlkämpfe, um genau zu sein) und meistens erfolgreich. Seit einigen Jahren lässt er es nun etwas ruhiger angehen und ist derzeit „nur“ noch Mitglied des Kreisausschusses. Heute feiert Helmut Peuser seinen 80. Geburtstag.

Aus seinem (Wahlkampf-)Organisationstalent sollte man keinesfalls schließen, dass Helmut Peuser ein Apparatschik, ein Technokrat ist. Ganz im Gegenteil: Der Satz „für ihn stehen die Menschen im Mittelpunkt“ ist im Falle Peusers nicht die altbekannte, abgedroschene Floskel, sondern eine sehr treffende Charakterisierung seines Wesens. Vor seiner Leidenschaft für Wahlkämpfe steht für ihn nur sein stetes Bemühen, Menschen konkret zu helfen – egal, ob es um einen falschen Rentenbescheid, den berühmten klappernden Kanaldeckel oder schlicht Trost und Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation geht. Große Reden zu schwingen und dem Rest der Menschheit erklären zu wollen, wie die Welt funktioniert, war und ist seine Sache nicht. Während andere noch über manchmal ziemlich weltfremde Parteiprogramme philosophieren, packt er lieber an und versucht, die großen und kleinen realen Probleme der Leute zu lösen.
 
Helmut Peuser ist kein Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal-Politiker, gehört also nicht der in allen Parteien starken Fraktion derjenigen an, die im Leben nicht viel mehr gesehen haben als Schule, Hochschule und Politik. Nach der Volksschule lernte er den Beruf des Schreiners, machte den Meister und eröffnete einen eigenen Betrieb. Dass er sich früh in der Jungen Union und der CDU engagierte, ist kein Zufall. Im katholischen Erbach stand sein Vater in der Weimarer Republik dem Zentrum nahe und musste während der Nazi-Diktatur unter Repressalien leiden. Die Amerikaner machten ihn nach dem Krieg zum Bürgermeister, was er dann zwanzig Jahre blieb. Helmut Peuser wuchs also in einem politischen Elternhaus auf. Er hat aus den Erzählungen seines Vaters mitgenommen, dass es sich lohnt, engagiert für die Freiheit zu kämpfen. Das und seine Abneigung gegen Ideologien und Ideologen jeglicher Art machte ihn zum in der Wolle gefärbten Christdemokraten.

Er war lange Geschäftsführer des CDU-Kreisverbandes, Mitglied der Erbacher Gemeindevertretung und des Kreistages und ist seit fast einem halben Jahrhundert ehrenamtliches Mitglied des Kreisausschusses. Den Höhepunkt seiner politischen Karriere erlebte Helmut Peuser 1995, als er in den Landtag gewählt wurde. Er gewann das Direktmandat vier Mal haushoch und blieb bis 2013 Abgeordneter. Im Zuge seiner langen Karriere gelang Helmut Peuser es, unzählige junge Menschen für die Politik zu begeistern. Viele davon nehmen heute wichtige Positionen in den Kommunen des Landkreises und auf Landesebene ein. Er war ihnen Inspiration, so wie ihm junge Leute Inspiration sind. Für Peuser war die Junge Union daher immer weit mehr als die sprichwörtliche Plakatklebertruppe. Er sah die JU vielmehr als Ideengeber und Modernisierer für die gesamte Union.

Dass ihm heute nur Familienangehörige – darunter sein Sohn – und sehr enge Freunde gratulieren können, ist Corona und seiner aktuell angeschlagenen Gesundheit geschuldet. Weit über alle Partei- und Generationengrenzen hinweg gibt es nämlich sehr, sehr viele, die gerne mit Helmut Peuser auf seinen Geburtstag anstoßen und ein wenig mit ihm zusammensitzen würden.
 
Wir hoffen, dass ihm noch viele Geburtstage mit dann deutlich mehr Besuch vergönnt sind.

CDU Urgestein Helmut Peuser. Foto: CDU Limburg-Weilburg

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