Donnerstag, 23. Dezember 2021

Trauer um Werner Laux

Limburg trauert um Werner Laux, der vorgestern im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Der verheiratete Vater eines Sohnes und einer Tochter war vielfach ehrenamtlich engagiert und gehörte in den vergangenen drei Jahrzehnten zu den prägenden Figuren der hiesigen Kommunalpolitik.
 
Am Anfang von Laux‘ kommunalpolitischer Karriere stand Unzufriedenheit mit der Politik, die eine rotgrüne Mehrheit damals im Rathaus machte. Werner Laux und eine immer größer werdende Schar von Mitstreitern traute der CDU nicht zu, diese Mehrheit bei der Kommunalwahl 1993 zu brechen. Die Unzufriedenen entschieden sich, selbst einzugreifen – und gründeten die Freie Wählergemeinschaft Limburg (FWG). Die FWG hatte ihre personellen Schwerpunkte anfangs in der Kernstadt am Rosenhang (wo Laux wohnte) sowie in der Diezer Straße (wo viele Freunde einer Südumgehung wohnten, deren Verwirklichung Rot-Grün aber auf die lange Bank geschoben hatte). Dazu kamen aktive Freie Wähler in Eschhofen und Linter. Das reichte, um 1993 auf Anhieb fast zwanzig Prozent der Stimmen zu erreichen.
 
Die FWG hatte von nun an erheblichen Einfluss, den vor allem Werner Laux als unumstrittene Führungsfigur der Freien Wähler geltend machte. Als an der Idsteiner Ingenieursschule ausgebildeter Bauingenieur (eines seiner ersten Projekte war der Limburger Schiedetunnel) und langjährige Führungskraft in der hessischen Straßenbauverwaltung brachte er sein enormes Fachwissen in die Diskussionen der Stadtverordnetenversammlung ein. Davon profitierte Limburg erheblich, gerade in den Bereichen Verkehrspolitik, Städtebau sowie Erschließung neuer Gewerbe- und Wohngebiete.
In diesem Zusammenhang stellt einen – wenn nicht DEN – Höhepunkt seines Engagements die sogenannte „Laux-Variante“ (kurz: L-Variante) dar. Irgendwann in den neunziger Jahren wurden die Planungen für die „Schnellbahnstrecke Köln-Frankfurt“ (so hieß die ICE-Trasse damals) konkreter – und brachten für die Stadt Limburg einen gewaltigen Pferdefuß mit sich. Zwischen Elbbach und Lahn sollte der ICE unterirdisch fahren, und nach Angaben der Bahn-Ingenieure konnte der geplante Tunnel nur gebaut werden, wenn ein paar Häuser in der Nordstadt (konkreter: im Wohngebiet gegenüber der Polizeidirektion) abgerissen wurden.
 
Die betroffenen Familien, teils gerade erst nach langer Wohnungssuche in das neue Heim eingezogen, wären zwar entschädigt worden, hätten aber mit Kind und Kegel (schon wieder) umziehen müssen. Der Aufschrei in Bevölkerung und Politik war gewaltig – doch die Spezialisten des ICE-Projektes blieben hart: Es gehe eben leider nicht anders.
 
Von solchen angeblichen Alternativlosigkeiten, die irgendwelche „Experten“ präsentierten, ließ sich ein Werner Laux nicht beeindrucken. Er setzte sich ans Zeichenbrett, verlegte den ICE-Tunnel ein wenig – und die „Laux-Variante“ war geboren: Sie brachte der Bahn keine Nachteile und erhielt gleichzeitig alle Häuser in der Nordstadt.
 
Diese Episode bringt Laux‘ Wesen zum Ausdruck: Er war ein Charakterkopf, der seine enorme Qualifikation mit großem Einsatz in den Dienst der Allgemeinheit stellte und dabei vor Widerständen nicht zurückschreckte. Wenn Werner Laux einmal von etwas überzeugt war, war es sehr schwer, ihn davon noch einmal abzubringen. Die Bahn kann ein Lied davon singen, und die betroffenen Familien in der Nordstadt dürften ihm bis heute dankbar sein.
 
Werner Laux stellte seine Kompetenz aber nicht nur der Stadtpolitik, sondern auch der Kirchengemeinde St. Georg zur Verfügung. Der gläubige Katholik wirkte lange im Pfarrgemeinderat mit und widmete seine Energie nicht zuletzt dem katholischen Kindergarten St. Georg in der Birkenallee.
 
In Politik, Kirche und weit darüber hinaus hat er deutliche Spuren hinterlassen, die noch lange sichtbar sein werden.
 

 

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