Samstag, 18. November 2023

Nach Medienhysterie: Taubendemo in Limburg ohne Resonanz

Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren sie gekommen: die zahlreichen Online-Kommentare, Unterstützungserklärungen und Protestschreiben gegen die Entscheidung der Limburger Stadtverordneten, die mittlerweile unerträglich große Taubenpopulation schnell und effektiv zu reduzieren.

Entsprechend groß waren die Erwartungen der Veranstalterinnen der heutigen Pro-Tauben-Demo gewesen – und sie wurden maßlos enttäuscht. Nur gut zwei Dutzend Taubenschützerinnen waren gekommen, und die wurden von den wenigen Passanten kaum zur Kenntnis genommen. Offenbar ist es doch bequemer, vom heimischen Sofa aus digital für die Tauben zu kämpfen, als sich ein paar Stunden in die Limburger Fußgängerzone zu stellen.
 
Dieser Demoflop zeigt, wie weit öffentliche und veröffentlichte Meinung im Social-Media-Zeitalter auseinanderklaffen können. Eine kleine, radikale und in Teilen gewaltbereite Gruppe macht im Internet Stimmung, die etablierten Medien springen auf (auch in dieser Beziehung gibt es kaum Qualitätsunterschiede zwischen Privaten und Öffentlich-Rechtlichen) – und mindestens Hessen, wenn nicht die ganze Nation scheint kein anderes Problem mehr zu haben als die Sorge um das Schicksal der Limburger Stadttauben.
 
Wenigstens blieb diesmal alles friedlich (was bei Tierschützerinnen alles andere als selbstverständlich ist, deshalb das große Polizeiaufgebot) und es gab auch nicht die sonst oft anzutreffenden widerlichen Holocaustrelativierungen. Am vergangenen Montagabend waren die demokratisch gewählten (und allesamt ehrenamtlich tätigen) Stadtverordneten und – übrigens auch unbeteiligte Passanten – noch massiv beleidigt, bedroht und mit Trillerpfeifen und Megaphonen auch körperlich angegriffen worden. Letzteres hatte in mindestens einem Fall negative gesundheitliche Auswirkungen. Und die ganze Woche wurde der Holocaust von Tierschützerinnen munter relativiert.
 
Hoffen wir, dass der Sturm im Wasserglas mit dem Scheitern der heutigen Demo vorbei ist und wieder zivile demokratisch-rechtsstaatliche Verhältnisse einkehren. Jeder darf seine Meinung haben, jeder darf demonstrieren – aber bitte friedlich und respektvoll!
 

 

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