Montag, 6. Januar 2020

Die heiligen drei Könige und ihre Botschaft

Die heiligen drei Könige kamen, geführt von einem Stern, aus dem Morgenland, um dem Sohn Gottes zu huldigen und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenk zu bringen. Das weiß (fast) jedes Kind. Aber ist es auch wahr? Was steht wirklich in der Bibel, wie viel haben die Menschen später hinzugedichtet und worin besteht der historische Kern der Geschichte? Dr. Bernold Feuerstein aus Villmar lieferte gestern Nachmittag erhellende Antworten auf diese Fragen.

„Bildbetrachtung ‚Die heiligen drei Könige in Musik und Kunst‘“ hieß seine Veranstaltung, die in der Limburger Annakirche stattfand und erfreulicherweise außerordentlich gut besucht war. Feuerstein führte durch die rund 1800-jährige Geschichte der künstlerischen Beschäftigung mit den drei orientalischen Besuchern und beteiligte sich als Kantor zudem an der musikalischen Umrahmung der „Bildbetrachtung“, zu der auch das gemeinsame Singen von Dreikönigsliedern gehörte – an der Orgel gekonnt begleitet von Leonhard Höhler.

Der Organisator und Referent ging im Rahmen seines Vortrags auf eine Fülle (kunst)historischer, kirchengeschichtlicher und exegetischer Details ein, wurde dabei aber nicht müde, auf die alles überragende theologische Botschaft der Erzählung von den drei exotischen Besuchern hinzuweisen: Gott ist im Stall von Bethlehem als kleines Kind den Menschen erschienen, und selbst weise Sterndeuter aus einem fernen Land sind vor ihm auf die Knie gefallen.



Die Veranstaltung in der Annakirche war sehr gut besucht.


Die einschlägige Bibelstelle: Mt 2, 1-12


Wir beginnen unsere Darstellung der wesentlichen Erkenntnisse des gestrigen Nachmittags mit einem Verweis auf die einschlägige Bibelstelle (Matthäus, Kapitel 2, Vers 1 bis 12):

1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem 2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. 3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. 4 Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. 5 Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: 6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. 7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. 8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! 9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. 11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. 12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Ganz knapp zusammengefasst schreibt Matthäus somit nur, dass „Sterndeuter aus dem Osten“ einem Stern folgend nach Bethlehem zogen, dort Maria sowie Jesus fanden, vor ihm niederfielen und ihre Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe darboten. Wie sich dies und vieles andere zu dem uns heute geläufigen Gesamtbild entwickelt hat, das herauszuarbeiten war der Sinn der „Bildbetrachtung“ unter Feuersteins Anleitung.


Caspar, Melchior und Balthasar


Sie (die Bildbetrachtung) begann mit Katakomben-Fresken aus dem frühen dritten Jahrhundert und ein bis zwei Jahrhunderte jüngeren Malereien in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Die erste Erkenntnis: drei Sterndeuter waren es anfangs nicht unbedingt; erst im frühen Mittelalter setzte sich die Zahl Drei durch (die im Matthäus-Evangelium nicht auftaucht), möglicherweise abgeleitet aus den drei Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der englische Universalgelehrte Beda Venerabilis führte dann die Interpretation ein, die drei Weisen repräsentierten die drei damals bekannten Erdteile Afrika, Asien und Europa. Ab dann standen sie zudem durch die gesamte Kunstgeschichte hindurch für die drei Lebensalter Alt, Mittelalt und Jung – und werden auch so dargestellt. Man sieht also sehr oft einen Greis, einen Jüngling und einen, der altersmäßig irgendwo dazwischen anzusiedeln ist. Auch ihre Namen Caspar, Melchior und Balthasar haben sie erst nach 500 bekommen – wie und warum genau, ist unklar. 


Von Sterndeutern zu Königen, von denen einer dunkelhäutig ist


Im griechischen Original bei Matthäus heißen die Sterndeuter „magoi“ (latinisiert zu magii), was eben Sterndeuter oder persische Priester sein können. In jedem Fall bezeichnet der Evangelist sie nicht als „Könige“ und erst der berühmte Egbert-Kodex aus dem zehnten Jahrhundert stellt sie zum ersten Mal mit Kronen dar. Möglicherweise bezieht sich diese Darstellung auf prophetische Texte des Alten Testaments, die voraussagen, dass Könige zu dem Messias ziehen und vor ihm auf die Knie fallen werden. Auch der „Mohrenkönig“, also der Dunkelhäutige unter den dreien, ist eine „Erfindung“ des Mittelalters, die auf die Idee verweist, dass die Sterndeuter/Könige für die drei Erdteile stehen. Als sicher angenommen werden kann jedoch, dass die geheimnisvollen Orientalen sich mit Astrologie bzw. Astronomie (damals waren die Grenzen fließend) auskannten – was uns zu dem Stern bringt, dem sie angeblich gefolgt sind.


Der Stern: Supernova, Komet oder besondere Planetenkonstellation?


Dass der promovierte und habilitierte Physiker Feuerstein dem Stern besondere Aufmerksamkeit widmete, ist nicht verwunderlich. Er machte dabei deutlich, wie sehr das Denken und der Erfahrungsschatz der jeweiligen Zeit die Versuche der Menschen prägte, die Bethlehemer Ereignisse zu deuten und einzuordnen. Je nach Kenntnisstand der Astronomie betrachtete man den Stern als Supernova, Kometen (insbesondere nach der erstmaligen Beobachtung des Halleyschen Kometen) oder eine besondere Planetenkonstellation. Der Abgleich mit zeitgenössischen Quellen lässt wohl insbesondere die besondere Planetenkonstellation in Frage kommen. Eine solche hat es sumerischen Keilschrifttafeln zufolge im Jahr 6 v. Chr. gegeben.


Die Tradition des „Sternsingens“


Für Überraschung bei so manchem Besucher dürfte gesorgt haben, dass es die noch heute gepflegte Tradition des Sternsingens bereit seit dem 16./17. Jahrhundert gibt. Und das „C M B“ damals in der Tat für Caspar, Melchior und Balthasar stand. Die heutige etwas schlaumeierische Interpretation der drei Buchstaben als Abkürzung für den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“ kannte man damals offenbar noch nicht.


Epiphanias: Hochfest der Erscheinung des Herrn


Bernold Feuerstein zeigte mit seiner „Bildbetrachtung“, wie interessant und lehrreich es sein kann, sich mit dem naturwissenschaftlichen und historischen Kern einer Heiligenlegende wie derjenigen von den drei Königen sowie deren Bearbeitung in der bildenden Kunst zu beschäftigen. Dabei dürfe aber nicht die eigentliche Botschaft der „Heiligen Drei Könige“ in den Hintergrund geraten: Gott ist den Menschen erschienen. Entsprechend feiern die Christen heute Epiphanias, das Hochfest der Erscheinung des Herrn.


Diese zeitgenössischen Krippenfiguren bilden ab, was sich über Jahrhunderte entwickelt hat: drei Könige, davon einer dunkelhäutig, einer alt (weißer Bart) einer jung (der "Mohr"), einer mittelalt

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