Montag, 13. April 2020

Mehr Aufmerksamkeit für Hensler-Plastik

Der Limburger Bürger Dr. Klaus Wolf möchte das Augenmerk der Bevölkerung auf ein besonderes Kunstwerk richten. Er schreibt:

„Die von Arnold Hensler 1930 geschaffene Kindergruppe fristet ein kümmerliches Dasein links neben dem Eingang des Rathauses an der Pusteblume. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Keinesfalls sollte die Skulptur bei der demnächst anstehenden Veräußerung des Rathaus-Anbaus mit verkauft werden.

Durch den ungünstigen Aufstellungsort waren die Figuren grobem Zugriff ausgesetzt. Sie sind stark verschmutzt. Die frei stehenden Arme und Hände sind abgebrochen. Die einzelnen Teile der Gruppe müssen dringend geborgen werden, um sie in die Werkstatt eines Restaurators zu verbringen.
Es handelte sich um ein für die damalige Zeit sehr fortschrittliches Kriegerdenkmal, das sich wohltuend von den Stahlhelm und Adler bewährten Vergleichsobjekten abhebt. Die Kinder verweisen auf eine bessere, friedvolle Zukunft. Auch der Standort an der Jugendherberge war bestens gewählt. Bei der Wiederaufstellung vor dem Rathaus in den 1970er/80er Jahren wurde die Platte mit der Inschrift ausgetauscht und mit dem neuen Text 'Für den Frieden der Völker' versehen. Dadurch ist der Gesamteindruck des Kunstwerks und seine Zweckbestimmung verloren. Ursprünglich stand dort: 'Dem Gedächtnis der Gefallenen des Weltkrieges'.

Die Gruppe ist für einen erhöhten Standort konzipiert. Sie wurde für die ehemalige Jugendherberge an der Diezerstr./ Ecke Josef-Ludwig-Str. geschaffen und dort über dem Eingang angebracht. Deshalb schauen die Figuren nach unten.

Nach einer durchgreifenden Reinigung und Restaurierung sollte die Gruppe erhöht auf einem Portikus aufgestellt werden. Damit wäre der vom Künstler angelegte Eindruck wieder erkennbar. Die Skulptur wäre außerdem vor zerstörerischem Zugriff geschützt. Als Standort möchte ich die Grünanlage vor der Annakirche zur Diezerstraße hin vorschlagen. Damit ist auch ein räumlicher Bezug zur ehemaligen Jugendherberge gegeben. Aber auch andere Positionen, wie etwa vor dem Kreishaus oder über dem Eingang des Bahnhofs, kommen in Betracht.

Der Bildhauer Arnold Hensler lebte von 1891 bis1935. Seine Mutter stammte aus der Limburger Familie Justizrat Hubert Hilf. Er gehört zu den bedeutendsten Künstlern des heimischen Raumes. Neben religiöser Kunst hat er in der Weimarer Republik zahlreiche Kriegerdenkmale geschaffen. In Limburg ist aus seiner Hand die Kreuzigungsgruppe auf dem Domherren-Friedhof und die St. Georgsfigur über dem Portal des Ordinariats erhalten. Für den St. Georgshof hatte er ein Putzrelief des Namensgebers geschaffen. Hieran erinnert eine Metall-Nachbildung am Karstadt Gebäude. Er ist auf dem Domfriedhof bestattet.

Die Kindergruppe ist ein wichtiges künstlerisches und historisches Denkmal, das dringend einer angemessenen Wertschätzung bedarf. Ich möchte dem Künstler und seinem Werk öffentliche Anerkennung verschaffen. Mit ihren ausgestreckten Armen laden die Kinder ein, mit ihnen in eine bessere Zukunft zu schreiten. Sie verweisen auf die Gefallenen des ersten Weltkrieges, ohne in dieser dunklen Vergangenheit zu verharren. Ihre dynamische Bewegung macht Mut zum Aufbruch. Passt das nicht hervorragend in unsere Zeit? Als die Jungendherberge 1930 gebaut wurde, war die Weltwirtschaftskrise mit ihren katastrophalen Auswirkungen auf ihrem Höhepunkt. Die Limburger hatten über Monate kaum noch Einnahmen. Staatliche Rettungsschirme gab es nicht. Mit dem Bau des St. Georgshofes und der Jugendherberge wurden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aufgelegt. So fanden die Limburger Handwerker Arbeit und Brot. Die beiden Gebäude legten in der Krise den Keim für freudi-ge Begegnungen in späteren besseren Zeiten. So stand die positive psychologische Wirkung entscheidend neben der pragmatischen Hilfe. Professor Arnold Hensler hat mit dem Putzrelief des Heiligen Georg am St. Georgshof und der Kinderplastik Werke von großer Strahlkraft geschaffen. Sie müssen in unserer Stadt einen würdigen Platz behalten.

Ich werbe für eine Restaurierung der Kinderplastik in den ursprünglichen Zustand und für einen angemessen Aufstellungsort. Im fairen Austausch der Argumente zwischen Bürgern, Kommunalpolitik und Verwaltung kann eine gute Lösung gefunden werden. Ich lade ein zur öffentlichen Diskussion."

Foto: Dr. Klaus Wolf


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