Montag, 23. Januar 2017

Zahlen, Daten, Fakten

können eine Objektivität suggerieren, die sich bei näherer Betrachtung oftmals in Luft auflöst. Die aktuelle (teils hysterische) Diskussion über einen gefühlten oder möglicherweise tatsächlichen Wohnungs"mangel" ist ein Beispiel dafür. Die (zu häufig) vorgetäuschte, aber in Wahrheit mangelhafte Objektivität basiert dabei in der Regel auf zwei Eckpfeilern.

(1) Die einschlägigen Analysen werden von Instituten erstellt, hinter denen die Bau- und/oder Wohnungswirtschaft steckt. Ziel der Studien ist dann nicht eine nüchterne Analyse, sondern die Beförderung der kommerziellen Interessen der Institutseigner. Dieses Problem besteht selbst bei nominell unabhängigen Instituten, wenn diese stark auf sogenannte "Drittmittel", also Finanzierung durch externe Auftraggeber, angewiesen sind.

(2) Selbst wenn die beauftragten Institute seriös arbeiten, gelten die alten Lebensweisheiten: "Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast". Und: "Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen." Alle Analysen und Prognosen müssen auf impliziten ( = verborgenen) und expliziten ( = als solche kenntlich gemachten) Annahmen über Pendlerströme, Zahl der Singlehaushalte, Wanderungsbewegungen, Bautätigkeit, Zinsentwicklung, makroökonomisches Umfeld etc. beruhen. Hier können katastrophale Fehler auftreten, die die Ergebnisse der ach so seriösen Studien massiv verfälschen.
 
Heute berichtet die NNP über das Ansinnen des Landkreises, den hiesigen Wohnungsbedarf ermitteln zu lassen. Zunächst die gute Nachricht: Das beauftragte Institut ist seriös und unabhängig. Die vorab gemeldeten Zahlen lassen, wenn man ihnen vertrauen kann (was unwahrscheinlich ist - siehe oben), aber aufhorchen: ab 2030 wird ein Wohnungsüberschuss gesehen. Das bedeutet: Wenn wir jetzt im großen Stil Wohnungen planen, mit deren Fertigstellung erst in zwei bis drei Jahren zu rechnen ist, dann sind viele dieser Wohnungen überflüssig, ehe sie das erste Mal neu tapeziert werden.

Im Ergebnis drohen die gleichen Fehler, wie sie seit Jahrzehnten immer dann gemacht werden, wenn ein Wohnungs"mangel" diagnostiziert wird: Man baut ohne Sinn und Verstand, oftmals Sozialwohnungen, und produziert damit städtebauliche Sünden und soziale Brennpunkte, die uns noch in Jahrzehnten zu schaffen machen.

Der soziale Wohnungsbau hat zu häufig Ghettoisierung und städtebauliche Sündenfälle mit sich gebracht.

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