Die Partnerschaftsurkunde der zweiten Verschwisterungsfeier 1968. Foto: Stadtarchiv Limburg |
Von Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker
Die älteste mitteleuropäische
Städtepartnerschaft datiert auf das Jahr 836 und war zunächst rein geistlicher
Natur. Die Gebeine des heiligen Bischofs Liborius (4./5. Jahrhundert) wurden
von Le Mans nach Paderborn übertragen. Daraus entwickelte sich eine
Gebetsverbrüderung beider Bischofskirchen, die die Jahrhunderte überdauerte und
1967 auch zu einer weltlichen Städtepartnerschaft führte.
Im Mittelalter verbanden sich
Städte meist aus militärischen oder wirtschaftlichen Gründen, wie dies etwa bei
der Hanse oder dem Lombardischen Städtebund der Fall war.
Die Erfahrungen bei beiden
Weltkriege verdeutlichten, dass Friedenspolitik und Völkerverständigung an der
Basis, in den Kommunen, anfangen mussten. 1947 gab es die ersten
Partnerschaften zwischen deutschen und britischen Großstädten, z.B. Bonn und
Oxford. 1950 schlossen Ludwigsburg und Montbéliard die erste
deutsch-französische Partnerschaft.
Der Limburger Magistrat diskutierte
1954 darüber, ob eine Verbindung mit einer englischen Stadt eingegangen werden
solle. Über den Hockey-Club gab es diverse Verbindungen. Von der Größe hätte
Ramsgate an der südöstlichen Spitze Englands gut zu Limburg gepasst. Zu einer
Verschwisterung kam es nicht, doch schon 1957 gab es Gespräche mit Lichfield.
Ab 1956 bemühte sich Limburg um
einen französischen Partner. Ein erster Vorschlag, unterbreitet von der Deutsch-Französischen
Gesellschaft, Zweiggruppe Limburg, war Laon. Einige Monate später lag der nächste
Vorschlag auf dem Tisch, diesmal von der Bürgermeister-Union: Vanves, eine der
Pariser Vorstädte. Dort zeigte man sich der Idee gegenüber sehr wohlwollend und
es wurde schon ein Termin für eine Verschwisterungsfeier festgelegt. Von
Limburger Seite kam nun keine Reaktion mehr. Dafür wurde im Frühjahr 1960 im
Magistrat entschieden, mit Laon und Autun in Kontakt zu treten. Aus Laon wurde
jedoch mitgeteilt, man sei derzeit zu keiner Partnerschaft bereit, Autun stand
bereits in Verbindung zum pfälzischen Kusel. Ein aus dem Magistrat kommender
Vorschlag, an Châlons-sur Marne (heute:
Châlons-en-Champagne) heranzutreten, wurde nicht verfolgt.
Franz-Josef Ebbert, seit Juli 1960 Limburger
Bürgermeister, plante, die Partnerschaftsfrage energischer als sein Vorgänger
Joseph Schneider anzugehen. Dennoch überließen Magistrat und Gremien die
Angelegenheit zunächst der Deutsch-Französischen Gesellschaft. Von dort wurde
Verdun vorgeschlagen, doch offenbar gab es keine Bemühungen des Magistrates in
diese Richtung.
Bürgermeister Ebbert (rechts) bei seinem informellen Besuch in Pont-à-Mousson. Foto: Stadtarchiv Limburg |
Am 19. Februar 1962 wurde das Thema Partnerschaft in
der Stadtverordnetenversammlung kontrovers diskutiert. Es gab sowohl
Befürworter für die Verbindung mit einer englischen wie mit einer französischen
Stadt. Die Angelegenheit wurde schließlich in den Hauptausschuss verwiesen, der
sich im Oktober 1963 für eine Partnerstadt in Frankreich aussprach.
Im Sommer 1964 unternahm Bürgermeister Ebbert eine
private Reise nach Pont-à-Mousson in Lothringen und führte dort Gespräche. Er
berichtete im Anschluss dem Magistrat und empfahl offiziell Verbindung
aufzunehmen. Der gleichzeitig im Raum stehende Vorschlag, auch mit Vertretern
der Stadt Toul zu sprechen, wies Ebbert zurück, da seiner Meinung nach diese
„einen weniger lebendigen Eindruck“ mache. Im gleichen Jahr besuchte der
Bürgermeister noch das elsässische Haguenau, doch brachte dies kein Ergebnis.
Durch den Weggang Ebberts aus Limburg ruhte das
Partnerschaftsthema zunächst. Sein Nachfolger Josef Kohlmaier packte es wieder
an. Dabei erfuhr er, dass der Gemeinderat von Pont-à-Mousson inzwischen für
eine Partnerschaft mit Landstuhl votiere, wohin auch zahlreiche Gruppen bereits
Verbindungen hätten. Von der Geschäftsstelle der Gemeinden Europas in Mühlheim
am Main wurde Antibes vorgeschlagen.
Bei einer Besprechung im Sommer 1965
machten die Vertreter der deutsch-französischen Gesellschaft dem Bürgermeister
deutlich, dass eine zu große Entfernung zu einer Partnerstadt dem Vorhaben
abträglich sei. Sie schlugen das östlich von Paris gelegene Meaux vor. Dort
dankte man für die Ehre, in Betracht gezogen worden zu sein, lehnte aber ab, da
die Stadt zu wenige Unterkunftsmöglichkeiten habe, um Partner aufzunehmen.
Seit Anfang Dezember 1965 gab es Kontakte mit
Sainte-Foy-lès-Lyon. Dies hatte Kurt Schwerdt, der Bürgermeister von Biedenkopf,
angeregt, dessen Stadt sich schon 1960 mit einem französischen Partner
verbunden hatte. Zwischen Februar 1966 und Februar 1967 kam es zu
wechselseitigen Besuchen städtischer Delegationen. 1966 besuchten 50
Jugendliche aus Sainte-Foy-lès-Lyon die Domstadt. Die Kontakte waren von großer
Herzlichkeit geprägt, so dass am 11. November 1966 in Limburg die
Städtepartnerschafskommission gegründet wurde. Am 14. März 1967 sprachen sich
die Stadtverordneten einstimmig für eine Partnerschaft mit der französischen
Stadt aus. An das von der Internationalen Bürgermeister-Union vorgeschlagene Saint-Germain-en-Laye
in der Ile de France wurde nicht mehr herangetreten.
Am 27. Mai 1967 war es endlich soweit: Bürgermeister
Josef Kohlmaier und Maire Raymond Barlet unterzeichneten in einem Festakt im
St. Georgshof die Verschwisterungsurkunde. Im Sitzungssaal des Rathauses wurde
das Wappen der Partnerstadt angebracht. Der Maire trug sich ins Goldene Buch ein.
„Die Stadt Limburg ist glücklich, sich heute einreihen
zu können in den Kreis derer, die mitbauen am Werk der deutsch-französischen
und der europäischen Aussöhnung und Verständigung. Sie ist glücklich, in den
Menschen aus Sainte-Foy-lès-Lyon Partner gefunden zu haben, die der
Verwirklichung dieses Gedankens in gleicher Weise anhängen,“ sagte
Bürgermeister Kohlmaier bei den Feierlichkeiten.Auch viele Vereine tragen den
Partnerschaftsgedanken mit, so dass es im Laufe der Jahre zu einem regen
Austausch kam. Seit 1971 hat Limburg durch Umbenennung der vormaligen
Marktstraße eine Ste.-Foy-Straße, die Partnerstadt erhielt eine Avenue de
Limburg.
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