Ich scheue keine Mühen - non recuso laborem: Sein Wahlspruch
begleitet ihn jetzt seit 40 Jahren. Gewählt hat Dr. h.c. Gerhard Pieschl
ihn zu seiner Bischofsweihe am 23. Oktober 1977. "Der Wahlspruch ist
mir zum Lebensmotto geworden und in manch schwerer Situation hat er mir
Kraft und Zuversicht gegeben", so der 83-Jährige. Am Sonntag, 29.
Oktober, feiert Weihbischof Pieschl sein 40. Bischofsjubiläum mit einem
Pontifikalamt um 10.15 Uhr im Limburger Dom.
Mühen hat Pieschl
besonders nicht gescheut, wenn er sich für andere Menschen einsetzen
konnte. Viele Jahre war er Polizei- und Militärseelsorger, zudem von
1983 bis 2009 Vertriebenenbischof der Deutschen Bischofskonferenz. In
Limburg ist er nach wie vor Schirmherr der Aktion "Brot am Haken" -
Kunden können in den teilnehmenden Geschäften Produkte zusätzlich zu
ihrem Einkauf erwerben. Der Kassenbon kommt dann an ein Holzbrettchen.
Kommt nun ein Bedürftiger, kann er den Bon gegen Ware einlösen. "Ich bin
einfach gerne für Menschen da und als Pensionär kann ich mir die Zeit
nehmen. Mitmenschlichkeit darf für mich nie zu einer Floskel werden", so
Pieschl.
Sein Engagement würdigte die Öffentlichkeit mit dem
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Wilhelm-Leuschner-Medaille des
Landes Hessen und der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen. Seine
Promotion hatte er zugunsten der Bischofsweihe verschoben. "Bischof
Kempf sagte mir: Dekan Pieschl, ich brauche einen Weihbischof, keinen
Doktor", erzählte Pieschl. Im März 2010 wurde ihm jedoch die
Ehrendoktorwürde der Universität Pecs in Ungarn verliehen. Im Oktober
2000 wurde er Ehrendomherr des Metropolitankapitels zu Ölmütz.
Bei all den Ehren ist Pieschl bodenständig geblieben. "Ich wollte immer
nur ich sein", erklärt er. Der Weihbischof stand immer für den direkten
Kontakt zu den Menschen: Viele Gespräche über Unsicherheit im Glauben,
über die Kirche, über Freude, Leid und Trauer habe er auf dem Limburger
Wochenmarkt geführt, erzählt Pieschl. Auch als Pensionär sucht er den
Kontakt zu Menschen, begleitet Pilgerreisen, firmt und übernimmt überall
im Bistum Gottesdienste zu Jubiläen oder anderen Festlichkeiten.
Geboren am 23. Januar 1934 als tschechoslowakischer Staatsbürger
deutscher Volkszugehörigkeit, musste er mit elf Jahren, gemeinsam mit
seiner Mutter und seinen Geschwistern, aus der Heimat fliehen. Sein
Vater wurde 1944 als Offizier bei den Kämpfen um Budapest getötet. Über
Umwege landete die Familie im Bistum Limburg. Pieschl studierte
Philosophie und Theologie in Königstein und wurde am 8. Dezember 1961 im
Hohen Dom zu Limburg zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Bad Ems,
Bad Schwalbach und Frankfurt. Im Jahr 1968 wurde er Militärseelsorger in
Diez und später Militärdekan am Zentrum für Innere Führung in Koblenz.
Nach seiner Bischofsweihe 1977 durch Bischof Wilhelm Kempf im
Frankfurter Dom übernahm Pieschl auch das Amt des Domdekans.
Zum
1. Januar 1978 ernannte ihn Bischof Kempf zum Bischofsvikar für den
synodalen Bereich und zum Leiter des Diözesansynodalamtes. Keine leichte
Aufgabe, denn ab 1973 gab es um die Synodalordnung einen lebhaften
Konflikt zwischen Bischof Kempf und dem damaligen Nuntius in
Deutschland. Pieschl vermittelte, moderierte und trug wesentlich zur
Lösung der Spannungen bei. Diskret, unaufgeregt und klar wirkte
Weihbischof Pieschl auch beim Ausstieg aus der
Schwangerenkonfliktberatung. Papst Johannes Paul II. übertrug ihm 2002
die Aufgabe, die Ausstellung der Scheine im Bistum Limburg zu beenden.
Im Jahr 2009, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, nahm Papst Benedikt
XVI. das Rücktrittgesuch Pieschls an. Am 21. Oktober 2009 verabschiedete
er sich nach 32 Jahren aus der Deutschen Bischofskonferenz.
Bild&Text: Bistum Limburg
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