Montag, 23. Oktober 2017

Seit 40 Jahren Bischof: Gerhard Pieschl

Ich scheue keine Mühen - non recuso laborem: Sein Wahlspruch begleitet ihn jetzt seit 40 Jahren. Gewählt hat Dr. h.c. Gerhard Pieschl ihn zu seiner Bischofsweihe am 23. Oktober 1977. "Der Wahlspruch ist mir zum Lebensmotto geworden und in manch schwerer Situation hat er mir Kraft und Zuversicht gegeben", so der 83-Jährige. Am Sonntag, 29. Oktober, feiert Weihbischof Pieschl sein 40. Bischofsjubiläum mit einem Pontifikalamt um 10.15 Uhr im Limburger Dom.

Mühen hat Pieschl besonders nicht gescheut, wenn er sich für andere Menschen einsetzen konnte. Viele Jahre war er Polizei- und Militärseelsorger, zudem von 1983 bis 2009 Vertriebenenbischof der Deutschen Bischofskonferenz. In Limburg ist er nach wie vor Schirmherr der Aktion "Brot am Haken" - Kunden können in den teilnehmenden Geschäften Produkte zusätzlich zu ihrem Einkauf erwerben. Der Kassenbon kommt dann an ein Holzbrettchen. Kommt nun ein Bedürftiger, kann er den Bon gegen Ware einlösen. "Ich bin einfach gerne für Menschen da und als Pensionär kann ich mir die Zeit nehmen. Mitmenschlichkeit darf für mich nie zu einer Floskel werden", so Pieschl.
Sein Engagement würdigte die Öffentlichkeit mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen und der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen. Seine Promotion hatte er zugunsten der Bischofsweihe verschoben. "Bischof Kempf sagte mir: Dekan Pieschl, ich brauche einen Weihbischof, keinen Doktor", erzählte Pieschl. Im März 2010 wurde ihm jedoch die Ehrendoktorwürde der Universität Pecs in Ungarn verliehen. Im Oktober 2000 wurde er Ehrendomherr des Metropolitankapitels zu Ölmütz.

Bei all den Ehren ist Pieschl bodenständig geblieben. "Ich wollte immer nur ich sein", erklärt er. Der Weihbischof stand immer für den direkten Kontakt zu den Menschen: Viele Gespräche über Unsicherheit im Glauben, über die Kirche, über Freude, Leid und Trauer habe er auf dem Limburger Wochenmarkt geführt, erzählt Pieschl. Auch als Pensionär sucht er den Kontakt zu Menschen, begleitet Pilgerreisen, firmt und übernimmt überall im Bistum Gottesdienste zu Jubiläen oder anderen Festlichkeiten.

Geboren am 23. Januar 1934 als tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit, musste er mit elf Jahren, gemeinsam mit seiner Mutter und seinen Geschwistern, aus der Heimat fliehen. Sein Vater wurde 1944 als Offizier bei den Kämpfen um Budapest getötet. Über Umwege landete die Familie im Bistum Limburg. Pieschl studierte Philosophie und Theologie in Königstein und wurde am 8. Dezember 1961 im Hohen Dom zu Limburg zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Bad Ems, Bad Schwalbach und Frankfurt. Im Jahr 1968 wurde er Militärseelsorger in Diez und später Militärdekan am Zentrum für Innere Führung in Koblenz. Nach seiner Bischofsweihe 1977 durch Bischof Wilhelm Kempf im Frankfurter Dom übernahm Pieschl auch das Amt des Domdekans.
Zum 1. Januar 1978 ernannte ihn Bischof Kempf zum Bischofsvikar für den synodalen Bereich und zum Leiter des Diözesansynodalamtes. Keine leichte Aufgabe, denn ab 1973 gab es um die Synodalordnung einen lebhaften Konflikt zwischen Bischof Kempf und dem damaligen Nuntius in Deutschland. Pieschl vermittelte, moderierte und trug wesentlich zur Lösung der Spannungen bei. Diskret, unaufgeregt und klar wirkte Weihbischof Pieschl auch beim Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung. Papst Johannes Paul II. übertrug ihm 2002 die Aufgabe, die Ausstellung der Scheine im Bistum Limburg zu beenden. Im Jahr 2009, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittgesuch Pieschls an. Am 21. Oktober 2009 verabschiedete er sich nach 32 Jahren aus der Deutschen Bischofskonferenz.

Bild&Text: Bistum Limburg

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