Dienstag, 8. Januar 2019

FORUM - Schülerzeitung für die Tilemannschule

So hieß die Publikation, die eifrige Hobbyjournalisten am hiesigen Gymnasium in ihrer Freizeit in den 1980er und 1990er Jahren auf die Beine stellten. Das FORUM war damit Nachfolger der legendären „Kladde“, der Schülerzeitung der ersten Nachkriegsjahrzehnte. Der Verfasser dieses Beitrages ist beim Stöbern in Datenbanken für antiquarische Druckwerke auf die Ausgabe 23 vom März 1989 gestoßen. Laut Impressum erschien das FORUM vier Mal jährlich und wurde kostenlos mit der Auflagenhöhe 1.500 vertrieben. Chefredakteur war damals Martin Sommer, sein Stellvertreter Thomas Ahlbach. Beratend stand aus dem Lehrerkollegium Herr Rutz dem Redaktionsteam zur Seite.

Ein Blick in diese Ausgabe des FORUM ist ein Blick in die Welt von Mittel- und Oberstufenschülern des Jahres 1989.

Da ist zunächst die Werbung. Nicht mehr existente Limburger Unternehmen (Brillen Gillen, Madison, heute nur noch als Versandbuchhandlung: Meckel) inserierten ebenso wie solche, die es noch gibt (Reformhaus Herzog, Schwäbisch Hall, Wagenblast, Kunsthandlung Topp, Hörakustik Gebhart, Limburger Volksbank, Pauly Bürotechnik); sie bewarben Produkte und Marken, die an Popularität wenig eingebüßt haben (swatch-Uhren), in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind (Atari-Computer) oder von denen unklar ist, warum sie ausgerechnet Schülern präsentiert werden („Phox – das erste digital programmierbare Hörgerät der Welt!“).

Neben Comics und einer Filmbesprechung (wohl zu Recht in Vergessenheit geraten: „Ein Schweizer namens Nötzli“) prägt den redaktionellen Teil zunächst eine Doppelseite mit Lehrerzitaten. Damals wie heute gilt: Die Situationskomik eines Spruchs lässt sich nicht auf Papier bannen. Was in dem Moment, in dem es gesagt wird, furchtbar lustig sein mag, liest sich schon einen Tag später alles andere als kurzweilig – auch wenn man die Lehrer mit ihren Eigenheiten beim Lesen vor Augen hat.

Zu den eher praktischen Problemen des Schulalltags zählt, dass der Feueralarm bei der letzten Übung kaum hörbar gewesen und die Räumung der Schule viel zu langsam erfolgt sei, was Torsten Beck zu einem Artikel entsprechenden Inhalts motiviert hat. Über Sinn und Unsinn des Taschengelds schreibt Dirk Eisel, Jan Christof Otto berichtet über die Teilnahme dreier Tilemänner an einer TV-Quizshow („Die sechs Siebengescheiten“), Olaf Rutz und Thomas Ahlbach klären darüber auf, dass eine 5 in einem Hauptfach schon mit einer 3 (und nicht etwa einer 2) in einem anderen Hauptfach ausgeglichen werden kann, und Ilja Weber will von den Lesern wissen, ob und wie sie die Ferienregelung geändert haben möchten.

An der politischen Front arbeitet Peter Mücke sich an einem von der GEW initiierten Lehrerstreik für kürzerer Arbeitszeiten ab, und auch der damals noch unvermeidliche Ost-West-Gegensatz findet Eingang in das FORUM: Christof Kossek berichtet über Fördermöglichkeiten für Klassenfahrten in die „DDR“ und Torsten Beck sowie Arne Hoffmann kommentieren den Vorschlag der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, das Militär abzuschaffen und Angriffe von außen mit „sozialer Verteidigung“ zu beantworten: Die Angst vor dauernden Demonstrationen und ständigem zivilem Ungehorsam sollte potenzielle Invasoren im Wege einer Kosten-Nutzen-Rechnung davon überzeugen, dass sich ein Überfall auf die Bundesrepublik schlicht nicht lohne.

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