Mittwoch, 25. September 2019

Wie viel Sarg muss sein?

Der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich heute Abend mit einem sensiblen Thema, das die städtischen Gremien schon seit mittlerweile einigen Jahren umtreibt: Bestattungen nach islamischen Ritus auf dem Limburger Hauptfriedhof. Limblog hatte das Thema schon vor einiger Zeit umfassend aufgegriffen.

Aktuell geht es um einen Antrag des Ausländerbeirates, der mit vier Bitten an die Stadt herantritt, deren Erfüllung die Einhaltung muslimischer Bestattungstraditionen ermöglichen soll:
  1. Ausrichtung der Gräber auf dem (schon seit 2002 existierenden, siehe Foto) muslimischen Gräberfeld nach Mekka
  2. "Ewiges Ruherecht", also keine Neubelegung der Gräber nach ein paar Jahrzehnten
  3. Verzicht auf Grabschmuck und -pflege. Derlei ist in muslimischen Ländern unüblich, ein Verzicht auf Grabpflege verstößt aber gegen hiesige Friedhofsordnungen, die eine ansprechende Herrichtung der Gräber verlangen.
  4. Bestattung in einem leinenen Leichentuch ohne Sarg
Während die Magistratsvorlage (Link unten) bei den ersten drei Punkten Kompromissmöglichkeiten vorsieht, ist die Haltung der Stadtverwaltung in Bezug auf die sarglose Bestattung ablehnend - auch wenn sarglose Bestattungen seit der Novellierung des Hessischen Friedhofsgesetzes im Jahr 2013 grundsätzlich möglich sind. Gründe nennt der Magistrat nicht.

Möglicherweise besteht die Sorge, dass andere Friedhofsbesucher sich gestört fühlen, wenn sie zufällig eine Bestattung im Leinentuch mitansehen müssen. Was die eher praktische Seite betrifft, könnte ein Sarg mit Einsetzen der Verwesung nach ca. 24 Stunden und ggf. dem Austreten von Körperflüssigkeiten in hygienischer Perspektive seine Bedeutung haben.

Andererseits scheinen diese Probleme in anderen deutschen Städten, wo es keine Sargpflicht mehr gibt, gelöst zu sein.
Der Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel äußert sich hier zur Sargpflicht und plädiert für eine gelassene Herangehensweise an das Thema.

Das muslimische Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof am Schafsberg sorgt für Diskussionen.

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