Donnerstag, 8. Dezember 2022

IMMER HILFLOSER...

... erscheinen die Versuche von Stadtverwaltung und einem privaten Anbieter, den Limburgern „Glasfaser“ anzudrehen. Dazu drei Anmerkungen:
  1. Der Grundansatz ist fragwürdig. Möglicherweise braucht wirklich irgendwann eine Mehrzahl von Limburgern „Glasfaser“. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Netzprodukt. Netzprodukte zeichnen sich dadurch aus, dass in der Regel nur ein Anbieter auftritt. Es wäre nämlich ökonomisch nicht sinnvoll, wenn das gleiche Netz mehrmals parallel „verlegt“ würde. Beispiele dafür sind die Wasserversorgung, das Kanalnetz, das Schienennetz, das Telefonnetz oder auch das Elektrizitätsnetz. Historisch betrachtet gab und gibt es zwei Arten, ein Netz aufzubauen. Erstens, der Staat macht es selbst. Zweitens, der Staat beauftragt einen privaten oder sonstigen Drittanbieter und gewährt diesem gegebenenfalls (zeitlich befristet) ein Monopol. Was es (zumindest in unseren Breiten) noch nicht gegeben hat: Dass beispielsweise eine Eisenbahnstrecke erst dann gebaut wird, wenn eine bestimmte Zahl von zukünftigen Nutzern eine Monatskarte für die noch nicht gebaute Strecke gekauft hat. Das wäre Irrsinn – aber genau das wird gerade im Hinblick auf „Glasfaser“ versucht. Und das ist ein Irrsinn.
  2. Wenn ein Geschäftsmodell nicht funktioniert, funktioniert es eben nicht. „Glasfaser“ löst Probleme, die die meisten Limburger ganz offensichtlich (noch?) nicht haben. So ähnlich war es mit Coca-Cola. Vor dessen Erfindung hatte niemand das Bedürfnis, sich eine klebrige, ungesunde schwarze Brühe in den Körper zu gießen. Coca-Cola hat es aber geschafft, ein Bedürfnis zuerst zu erzeugen und dann zu befriedigen. Die Kooperationspartner in Sachen „Glasfaser“ sind daran offenbar gescheitert. 
  3. Was Coca-Cola ganz sicher nicht gemacht hat: Die Bevölkerung einer Stadt über Monate und Jahre mit Mailings, Haustürbesuchen und hilflosen Appellen zu nerven. Das derzeitige „Glasfaser“-Desaster ist ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie Marketing NICHT funktioniert. Es sollte ab sofort Standardprogramm in jeder BWL-Erstsemestervorlesung sein.

 

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