Freitag, 5. Januar 2018

Wie unterbezahlt Politiker...

...in Deutschland sind, geht beispielhaft aus einem gestern erschienenen NNP-Bericht über die kommende Landratswahl hervor. Der Landrat, eingestuft in die Besoldungsgruppe B8, erhält demnach ein Jahressalär von gut 110.000€. Nun ist dabei zu berücksichtigen, dass ein Beamter keine Rentenbeiträge bezahlen muss, aber diese Besonderheit stellt gegenüber dem gleichen Gehalt eines Angestellten einen Vorteil von vielleicht 25% dar. Stellt man die unterschiedliche Altersversorgung in Rechnung, hat der Landrat ein Einkommen, das knapp 140.000€ brutto in der Privatwirtschaft entsprechen würde. Damit abgegolten sind sehr, sehr viel Arbeit, die Personalverwaltung für 750 Mitarbeiter und vor allem die ausufernden Repräsentationsverpflichtungen eines Kreischefs, der so gut wie keine freien Abende und Wochenenden hat. Er bekommt also, wie fast alle Politiker, wesentlich weniger als er verdient. Das gilt selbst unter Einbeziehung diverser Aufsichts- und Verwaltungsratsmandate (etwa bei der Naspa), die auch den einen oder anderen Tausender in die Kasse spülen.

Zur Einordnung: Die Vergütung des Landrates entspricht gut der Hälfte dessen, was der unter seiner Leitung tätige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Limburg nach Hause bringt (ca. 250.000€). Und auch alle oder wenigstens die meisten Chefärzte des Kreiskrankenhauses Weilburg dürften mehr bekommen. Das alles wiederum ist wenig im Vergleich zu dem, was in den Frankfurter Banktürmen verdient wird: Ein Spezialist in einer Stabsabteilung kann hier ohne weiteres (etwa Führungserfahrung) ein sechsstelliges Gehalt beziehen. Ist dessen Vorgesetzter Leiter eines Teams von vielleicht sechs oder sieben Mitarbeitern, sind für einen solchen Gruppenleiter leicht 300.000€ bis 400.000€ drin.

Umso erstaunlicher und erfreulicher ist es, dass sich trotz der bescheidenen Bezahlung immer wieder hoch qualifizierte Leute für politische Ämter zur Verfügung stellen. Das Amt des Landrates im Kreis Limburg-Weilburg ist hier das beste Beispiel: von Georg Wuermeling über Dr. Manfred Fluck bis zu Manfred Michel, dem derzeitigen Amtsinhaber, haben engagierte und kompetente Landräte unseren Landkreis geführt.

Nach allem, was wir wissen, wird es auch so weitergehen: Der bei weitem aussichtsreichste Kandidat, Michael Köberle von der CDU, ist nicht nur seit langem in der Kommunalpolitik engagiert, sondern hat auch einen mehr als beeindruckenden Berufsweg als Ingenieur hinter sich. Derzeit leitet der 52-jährige Familienvater (4 Kinder) aus Eschhofen die Technikabteilung des Hessischen Rundfunks mit 200 Mitarbeitern.

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