Sonntag, 11. November 2018

Köberle wird Landrat

Michael Köberle (CDU) wird neuer Landrat des Landkreises Limburg-Weilburg. Das ist das Ergebnis der heutigen Stichwahl. Der 52-Jährige setzte sich mit 58% gegen seinen sozialdemokratischen Konkurrenten Jörg Sauer (42%)durch.

Ein erster Blick auf die Gemeindergebnisse zeigt die alte politische Spaltung des Landkreises: Im Altkreis Limburg liegen die "schwarzen Hochburgen" Limburg, Elz und Dornburg, wo Köberle teils deutlich vor seinem Mitbewerber landete. Sauer hingegen konnte eher im ehemaligen Oberlahnkreis punkten, der erstens traditionell eher eine SPD-Hochburg ist und zweitens Sauer zugeneigt sein dürfte, weil dieser zwölf Jahre (von 1997 bis 2009) Löhnberger Bürgermeister war.

Sowohl Köberle als auch Sauer führten einen fairen, aber intensiven Wahlkampf, in dem nicht zuletzt die sozialen Medien eine herausgehobene Rolle spielten. Daneben kam das "analoge" Werben um die Stimmen der Wähler nicht zu kurz. Beide Kandidaten waren unablässig unterwegs, um sich den Bürgern vorzustellen. Köberle setzte sogar seinen Anfang des Jahres gefassten Vorsatz in die Tat um, alle 116 Ortschaften des Landkreises aufzusuchen. Auch wenn es Sauer im Wahlkampf gelang, sich als menschlich angenehm und kompetent zu präsentieren, hing ihm doch seine SPD-Mitgliedschaft wie ein Mühlstein um den Hals. Es spricht für ihn, dass er immer zu seiner Partei stand und nicht als Pseudo-Unabhängiger kandidierte, wie es immer mal wieder vorkommt. 

Der Christ- ebenso wie der Sozialdemokrat stellten in ihren Wahlprogrammen mit der Erhaltung der Ärzteversorgung, dem Breitband- und Mobilfunkausbau, der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, der weiteren Schulsanierung sowie der Förderung des Ehrenamtes die weitgehend gleichen Themen in das Zentrum ihrer Kampagnen. Im Unterschied zu Sauer wird Köberle aber beweisen können und müssen, ob er in der Lage ist, in diesen Gebieten spürbare Verbesserungen zu erreichen. Er tritt sein Amt am 2.1.2019 an und löst dann Amtsinhaber Manfred Michel ab, der nach zwei erfolgreichen Jahrzehnten an der Spitze der Kreisverwaltung (zunächst als Erster Beigeordneter, dann als Landrat) in den Ruhestand geht.

Michael Köberle ist 52 Jahre alt, Elektroingenieur, vierfacher Familienvater und stammt aus Eschhofen, wo er lange aktiver Fußballer war und noch heute mit seiner Familie lebt. Nach Wehrdienst, Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker bei der Blechwarenfabrik und dem Studium in Gießen arbeitete er zunächst für Mannesmann und SIemens und betreute dort nationale und internationale Projekte des Anlagenbaus. Danach wechselte er zum Hessischen Rundfunk, wo er derzeit den Bereich Betriebsmanagement leitet und Personalverantwortung für rund 200 Mitarbeiter trägt, darunter 30 Auszubildende.

Mit der heutigen Wahlniederlage muss Sauers kreispolitische Karriere nicht beendet sein, denn im kommenden Jahr steht die Neuwahl des Ersten Beigeordneten an. Dieses Amt hat derzeit Helmut Jung inne, der aus Altersgründen nicht mehr kandidieren wird. Den machtpolitischen Spielregeln der großen Koalition im Kreistag entsprechend dürfte Wahlverlierer Sauer mit der Position des zweiten Mannes an der Spitze des Kreishauses entschädigt werden. Damit wären allerdings die Karriereambitionen des jetzigen Lönberger Bürgermeisters und SPD-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag Dr. Frank Schmidt an eine Grenze gestoßen. Der extrem ehrgeizige Schmidt, der über keine nennenswerten beruflichen Erfahrungen im "Zivilleben" verfügt, hatte nach dem Geschichtsstudium mit wechselndem Erfolg versucht, in der hauptamtlichen Politik unterzukommen. Nach einer kurzen Episode im Bundestag war ihm dies 2009 schließlich gelungen, als er Nachfolger von Jörg Sauer im Löhnbeger Rathaus geworden war. Das war schon sein zweiter Anlauf: 1997 hatte er zum ersten Mal als Bürgermeister der Oberlahngemeinde kandidiert - und damals gegen Jörg Sauer verloren.

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