Freitag, 11. September 2020

Das Dauerthema Luftqualität in Limburg...

 ... hat die NNP gestern mit einem großen Interview aufgegriffen. Im Gespräch mit Prof. Dr. Stefan Jacobi vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden, das für die Messung der Luftschadstoffe zuständig ist, ging es um die Gefährlichkeit von Stickstoffdioxid, die Sinnhaftigkeit der Grenzwerte und die Messstation an der Schiede.

Besonders interessant ist eine Stelle des Interviews, wo der Experte auf die folgende, auch von Limblog wiederholt publik gemachte Beobachtung hingewiesen wird: die Werte der Messtation Schiede sind während des Corona-Lockdowns (jedenfalls für Laien) nicht erkennbar zurückgegangen, obwohl damals die Wirtschaft und der Verkehr massiv zum Erliegen gekommen waren. 
 
Die Antwort von Prof. Jacobi lautet:
"Bei Berücksichtigung der Wetterverhältnisse konnten wir durchaus einen Rückgang der NO2-Konzentrationen erkennen, der auf den geringeren Verkehr rückführbar war, auch in Limburg."
Konkret habe der Rückgang in Limburg bei 13% gelegen, was der geringste Wert in Hessen sei. Dass dies für Laien nicht erkennbar ist (so hatte das HLNUG schon früher mitgeteilt), liege an einer speziellen Konstellation von Wind und Wetter während des Lockdowns.
 
Das wirft drei Fragen auf:

[1] Welchen Sinn haben Messwerte, die so stark vom Wetter und der Windrichtung abhängen, dass sie unbereinigt praktisch nicht interpretierbar sind? Weiß der Verwaltungsrichter, der auf der Basis dieser Werte möglicherweise ein Dieselfahrverbot verhängen wird, dass die Werte eigentlich unbrauchbar sind?

[2] Ein Lockdown mit einem weitgehenden Stillstand von Wirtschaft, Schulen und Verwaltung und dem entsprechenden
weitgehenden Erliegen des Straßenverkehrs bringt also nur einen Rückgang der Belastung von 13% mit sich. Wie kann man dann ernsthaft glauben, dass ein Ausbau des ÖPNV, die Einrichtung von Fahrradschutzstreifen, partielle Fahrverbote oder die Förderung der Elektromobilität das Problem lösen können? Selbst wenn diese Maßnahmen alle wie gewünscht greifen sollten, können sie auch nur ansatzweise nicht den Verkehrsrückgang bewirken, wie er während des großen Lockdowns zu beobachten war.
 
[3] Prof. Jacobi kann den "wetterbereinigten" Rückgang der Messwerte sicher gut begründen. Seine Aussage ist nicht anzuzweifeln. Es bleibt aber festzuhalten: unbereinigt sind die Werte während des Lockdowns nicht nur nicht zurückgegangen, sondern sogar leicht angestiegen. Dazu haben wir für das erste Halbjahr 2020 in der Abbildung die Entwicklung der 7-Tages-Mittelwerte dargestellt.
 

 

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