BANKEN-FUSION: ALLES WIRD NOCH BESSER
Ein kleiner Rückblick auf die "Nassauische" von vor einer Woche. Berichtet wird über die Fusion der Volksbank Limburg auf der einen und der Volksbank Rhein-Lahn auf der anderen Seite. Wie immer, wenn der Redaktionsleiter höchstselbst zur Feder greift, liest sich der Artikel wie eine Werbebroschüre. Die beiden Institute sind schon vor der Fusion perfekt aufgestellt - und das dient Kunden, Eigentümern und Mitarbeitern gleichermaßen. Obwohl alles perfekt ist, möchten sie fusionieren, denn dann wird alles noch perfekter - für Kunden, Eigentümer und Mitarbeiter. Und anlässlich der ersten Bilanzpressekonferenz des dann vereinigten Institutes wird zu lesen sein: Die Erwartungen wurden übertroffen, die Situation der neuen Genossenschaftsbank ist jetzt am perfektesten - wovon sowohl die Kunden als auch die Eigentümer und die Mitarbeiter enorm profitieren.
Lässt man das Marketing weg, bleibt an Informationsgehalt nichts mehr übrig. Interessant für die Leser hätte aber beispielsweise die Information sein können, dass die Fusion aus zwei sehr kleinen eine kleine Bank macht (nicht mehr und nicht weniger), die in Sachen Größe nicht einmal ansatzweise mit den aus Nordosten und Südosten drückenden Konkurrenten Volksbank Mittelhessen und Frankfurter Volksbank mithalten kann. Und ein kritischer Journalist hätte zudem die Frage stellen können, ob die Fusion wirklich aus einer Position der Stärke heraus erfolgt. Die Volksbanken stehen nämlich (ebenso wie die Sparkassen) seit einiger Zeit unter erheblichem Druck. Grund dafür ist die Niedrigzinspolitik der EZB. Die macht das traditionelle Bankgeschäft - Einlagen annehmen, verzinsen und zu einem höheren Zins in Form von Krediten wieder ausgeben - immer schwieriger, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen sorgt der enorme Wettbewerb im Kreditgeschäft dafür, dass die Kreditzinsen (Ausnahme: Dispokredite) beständig sinken. Damit sinken auch die Einnahmen. Gleichzeitig können die Ausgaben (in Form der Sparzinsen) aber nicht weiter gesenkt werden, weil bei einem Sparzinssatz von Null eben Schluss ist. In der Folge sinkt die Differenz zwischen Kredit- und Einlagenzins, die sogenannte Marge, immer weiter. Da Volksbanken aber hauptsächlich von der Marge leben, steuern sie auf einen Zustand zu, der sich mit "Zum leben zu wenig, zum sterben zu viel" beschreiben lässt.
Beides, die weiterhin geringe Größe des neuen Institutes und der immer weiter zunehmende Margendruck, bedeutet, dass weitere Fusionen vor der Tür stehen dürften.
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