189 Limburger sind den Nationalsozialisten und ihrem Regime zum
Opfer gefallen, wurden ermordet, gefoltert, verfolgt, in den Tod
getrieben. Die meisten Opfer gehörten der jüdischen Gemeinde an, 141. Am
heutigen 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag wurde den
Opfern in einer gemeinsamen Veranstaltung von Stadt, jüdischer Gemeinde
und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit auf dem
jüdischen Friedhof in Limburg gedacht.
Erinnern, das ist ein
Schlüsselbegriff, wenn es darum geht, grauenvollen Ereignisse in der
Geschichte nicht zu wiederholen. Zum Erinnern gehört auch eine aktive
Auseinandersetzung mit dem, was gewesen ist, wie es zu sechs Millionen
jüdischen Opfern und noch vielen Millionen weiterer Opfer kommen konnte.
Elena Kopirowskaja als Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Limburg
verwies auf diese enge Zusammenhänge. Die stete Erinnerung an alle Opfer
der Nationalsozialisten sei ein wichtiger Schritt, um Wiederholungen zu
vermeiden. Allerdings bemerkt sie aktuell auch eine vielfache
Verharmlosung des millionenfachen Leids, das zugleich einer Verhöhnung
der Opfer gleichkomme.
„Nie wieder darf kein leeres Versprechen
sein“, zitierte Rabbiner Shimon Großberg die ehemalige Vorsitzende die
ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Charlotte Knobloch. Nie wieder dürfe sich etwas ereignen, für das
Auschwitz stehe, für Rassenwahn und industriellen Massenmord.
Eingebettet in ein Gebet verlas der Rabbiner die Namen der jüdischen
Opfer aus Limburg.
Jörg Rücker, im Ruhestand befindlicher Pfarrer
der Selbstständig Evangelisch-Lutherischen Kirche, verlas vor den
Anwesenden, unter ihnen Vertreter/innen der Limburger Stadtpolitik und
der christlichen Kirchen, die Namen der Limburger Opfer, die nicht der
jüdischen Gemeinde angehörten. 48 Opfer aus der Stadt und den
Stadtteilen, deren politische Überzeugung nicht mit denen der Nazis
übereinstimmte oder die gesundheitlich beeinträchtigt waren, sind bisher
bekannt.
Unter ihnen sich auch einige, die sich für das Wohl der
Limburger Bürger auf politischer Ebene eingesetzt haben. Bürgermeister
Dr. Marius Hahn erinnerte während an elf Männer, die sich vor 1933 als
Stadtverordnete engagierten oder bei den Wahlen kandidierten. Am 2. März
jährt sich zum 100. Mal der Jahrestag, an dem zu ersten Mal in Limburg
eine Stadtverordnetenversammlung nach demokratischen Grundsätzen von
Frauen und Männern bestimmt wurde. Von den elf politisch aktiven
Männern, darunter auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde, wurden fünf
ermordet, sechs andere saßen mehrfach im Gefängnis oder im KZ, gingen
ins Exil. „Jedem Versuch der Verharmlosung oder Relativierung des
nationalsozialistischen Terrors müssen wir entgegen treten“, machte Hahn
deutlich.
Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker verdeutlichte
mit der Schilderung von zwei Familienschicksalen aus Limburg, dass die
neuen Machthaber schon frühzeitig gezielt damit begannen, gegen jüdische
Bürger vorzugehen. Die Boykottmaßnahmen gegen die damals größte
Metzgerei in Limburg habe schon 1934 eingesetzt und sei zunächst von
SA-Männer und später von der SS eingeleitet und begleitet worden. Wer in
dem jüdischen Geschäft weiter einkaufte, wurde bedroht, öffentlich
beschimpften. Schon schnell sei die jüdische Familie daher in
wirtschaftliche Probleme geraten.
„Ich bin froh, dass es
inzwischen gemeinsame Gedenktage in Limburg gibt“, sagte Christa
Pullmann als Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit über die gemeinsame Gedenkveranstaltung. Da sei der
richtige Weg. Sie erinnerte auch daran, dass es auch abseits der
Vernichtungslager grauvolles Leid und tausendfachen Mord an jüdischen
Bürgern gegeben habe, an vielen Orten. Nachkommen einiger dieser Opfer
haben inzwischen in Limburg eine neue Heimat gefunden.
Im
Anschluss der Gedenkveranstaltung luden die Gesellschaft für
christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Stadt zum Besuch des Films
„Schindlers Liste“ ins Kino ein.
Quelle: Stadtverwaltung Limburg
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