Wie jeder weiß, bedeutet „schroh“ hierzulande schlecht (im Sinne von unangenehm bzw. widrig, nicht im Sinne von qualitativ schlecht) oder hässlich. Eine kurze Internetrecherche ergibt, dass es das Wort in dieser Verwendung nicht nur im nassauischen Kernland (Westerwald-Taunus-Lahn rund um Limburg), sondern in größeren Teilen Westdeutschlands gibt. So findet man es im kölschen Wörterbuch ebenso wie in einem Wikipedia-Eintrag zum Siegerländer Dialekt, natürlich im Wäller Platt-Wictionary und – wissenschaftlich aufbereitet – im Hessen-Nassauischen Wörterbuch.
Letzteres, das Hessen-Nassauische Wörterbuch, bestätigt zum einen die enorme Verbreitung des Ausdrucks und zum anderen, dass dessen Gebrauch früher oder andernorts inhaltlich wesentlich weiter war bzw. ist. Mager/fettarm/dünn konnte es ebenso bedeuten wie rauh (anzufühlen), dürftig, grob und minderwertig. Und natürlich hässlich, wobei die Beispiele im Hessen-Nassauischen Wörterbuch nur als bedingt #metoo-tauglich einzustufen sind. Demzufolge kann man nämlich nicht nur schroh schreiben, sondern auch hin und wieder ein „schrohes Weibsbild“ erblicken müssen. Dieses schrohe Weibsbild wiederum kann entweder hässlich sein oder grob, rauh, ungehobelt bzw. charakterlich schlecht, denn auch all das kann „schroh“ bedeuten.
Und wir lernen last but not least, dass ein Husten schroh im Sinne von anhaltend, quälend sein kann – bis hin zur Bezeichnung des Keuchhustens als „schroher Husten“ in Montabaur.
Schrohes Wetter. |
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