Mittwoch, 8. April 2020

Luftqualität in Limburg und Corona-Maßnahmen: Faktencheck

Für große Diskussionen sorgt seit gestern das Anliegen der Limburger CDU, die möglichen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen (Schul- und Geschäftsschließungen etc.) auf die Luftqualität in Limburg zu untersuchen. Limburg gehört zu den Hotspots, was die Luftbelastung insbesondere mit Stickstoffdioxid betrifft, und könnte deshalb demnächst per Verwaltungsgerichtsurteil ein Diesel-Fahrverbot aufgezwungen bekommen. Für die schlechte Limburger Luft wird nämlich nicht zuletzt der motorisierte Verkehr, insbesondere der dieselgetriebene, verantwortlich gemacht.

Den hiesigen Christdemokraten ist nun jedoch aufgefallen, dass seit Beginn der Corona-Maßnahmen am 16.3. zwar der Straßenverkehr deutlich zurückgegangen ist, sich im Internet und auf der Anzeigetafel an der Karstadt-Fassade aber im Großen und Ganzen kein Rückgang der Stickstoffdioxid-Werte abzeichnet. Die CDU möchte hierzu vom zuständigen Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Aufklärung - zum einen bzgl. der Entwicklung der Luftverschmutzung seit Mitte März, zum anderen bzgl. des Zusammenhangs zwischen Straßenverkehr und Stickstoffdioxid-Emissionen.

Zunächst zu den Fakten: Die CDU hat eindeutig Recht, was die Datenlage betrifft. Im oberen Teil der Abbildung sind die Tagesmittelwerte der Stickstoffdioxid-Belastung laut der Messstation an der Schiede abgetragen. Man sieht sehr schön, dass sich die Werte seit Anfang Februar mit ähnlicher Frequenz und Amplitude zwischen einem Minimum von 10 Mikrogramm und einem Maximum von 55 Mikrogramm bewegen. Der Beginn der Corona-Maßnahmen am 16.3. hat keinerlei Auswirkungen auf diesen Befund.

Daraus zu schließen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Verkehrsaufkommen und Luftbelastung gibt, wäre aber voreilig. Dafür ist die Thematik viel zu komplex. Hier spielen unter anderem auch das Wetter, nicht zuletzt der Wind, oder auch der Luftdruck sowie andere Emissionsquellen eine Rolle. Möglicherweise kam es Mitte März zu einem Wechsel des Windes bzw. des Luftdruckes, was dann den Rückgang des Verkehrsaufkommens kompensiert haben könnte. Deshalb ist es ein vernünftiger Schachzug der CDU, sich von den Fachleuten in Wiesbaden weitere Informationen und Analysen liefern zu lassen.

Unabhängig davon gilt: Langfristig bewegen wir uns in die richtige Richtung, wie der untere Teil der Abbildung zeigt. Hier sind die Monatsmittelwerte seit Mitte 2015 dargestellt, und der Trend ist eindeutig. Die Stickstoffdioxid-Belastung fällt. Wenn es so weiter geht, könnte der Grenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft ab der zweiten Jahreshälfte 2020 dauerhaft unterschritten werden.

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