Mit dem möglichen Bruch zwischen CDU und CSU, eventuell einhergehend
mit einer bundesweiten Ausdehnung der Christsozialen, steht die Frage
nach den möglichen Konsequenzen für die Limburger Parteienlandschaft im
Raum. Zunächst einmal sieht es so aus, dass eine Mehrheit der
CDU-Funktionäre und -Mandatsträger im unionsinternen Streit über die
sofortige Zurückweisung bereits registrierter „Flüchtlinge“ eindeutig
auf Seiten Horst Seehofers steht. Wenn man gewöhnlich gut informierten
Kreisen glauben darf, sprachen sich im Rahmen einer Vorstandssitzung der
CDU Limburg am vergangenen Mittwoch nahezu alle Redner dafür aus, den
Bundesinnenminister und die bayerische Schwesterpartei zu unterstützen.
Halbwegs nachdrückliche Wortmeldungen zugunsten der Bundeskanzlerin und
CDU-Bundesvorsitzenden Merkel gab es demnach keine. Wirklich
verwunderlich ist das nicht, sind größere Teile der Limburger
Christdemokraten doch seit Jahrzehnten nach Süden hin orientiert. So hat
die Junge Union Limburg schon in den 1990er Jahren sehr erfolgreich
Fahrten zum alljährlichen Politischen Aschermittwoch in Passau
angeboten, an denen damals regelmäßig eine hohe zweistellige Zahl an
jungen Politikinteressierten teilgenommen hat. Etwa zur gleichen Zeit
konstituierte sich ein „CSU-Freundeskreis Nassauer Land“, der sich
ebenfalls nicht über mangelnden Zulauf zu beklagen hatte.
Das
bedeutet aber noch lange nicht, dass eine Mehrheit der hiesigen
Christdemokraten unionsintern zur anderen Fahne wechseln würde, sobald
dies möglich wäre. Dafür ist bei vielen, oft nach jahrzehntelanger
aktiver Mitgliedschaft, die emotionale Verbundenheit mit „ihrer“ Partei –
der Partei Adenauers, Erhards und Kohls – zu groß. Gleichzeitig wollen
die CDU-Oberen in Limburg die Gründung eines CSU-Stadtverbandes jedoch
sicher nicht dem Zufall überlassen, sondern vielmehr das Heft des
Handelns in der Hand behalten. Entsprechend ist davon auszugehen, dass
eine christsoziale Neugründung in der Domstadt unter der Regie von
erfahrenen CDU-Aktivisten stattfinden würde. Alles andere wäre aus Sicht
der CDU ein Vabanquespiel, weil man nie wissen kann, welche
Politdesperados, möglicherweise mit AFD-Vergangenheit, sich in einer
„CSU Limburg“ zusammenfinden würden.
Zu den interessanten
weiteren Fragen würde gehören, ob und in welchem Ausmaß es zu
CSU-Abspaltungen von den CDU-Fraktionen in den Kommunalparlamenten käme.
So böte eine CSU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung der neu
gegründeten Partei die Möglichkeit, aus dem Stand pressewirksam in die
Kommunalpolitik einzusteigen und parallel den Wahlkampf für die
Kommunalwahl 2021 vorzubereiten. In der Limburger
CDU-Stadtverordnetenfraktion dürfte jedoch höchstens eine Handvoll der
19 Parlamentarier für einen Wechsel zur Verfügung stehen.
Wahltaktisch könnte ein Nebeneinander von CDU und CSU bedeuten, dass die
Union ihr Wählerpotenzial mittelfristig noch besser ausschöpfen kann
als sie es ohnehin schon immer tut. Absolute Mehrheiten im
Stadtparlament für beide Unionsparteien zusammen wären dann durchaus in
Reichweite. Und der neu zu gründende CSU-Stadtverband müsste
entscheiden, ob er 2021 einen gemeinsamen Kandidaten mit der ehemaligen
Schwesterpartei aufstellen oder einen eigenen Bürgermeisterkandidaten
gegen den glück- und profillos agierenden Amtsinhaber Dr. Marius Hahn
ins Rennen schicken würde.
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