Nach dem Überblicksartikel zur Lage und Zukunft der NNP als dem
hiesigen Flaggschiff des Lokaljournalismus möchten wir heute und danach
in loser Folge einen detaillierteren Blick auf die kommunale (und
regionale) Medienlandschaft werfen. Heute soll es um die Zahl der
Abonnenten (die den weit überwiegenden Teil der Leserschaft stellen) und
die Chancen der Zeitung auf dem Anzeigenmarkt gehen. Weitere Blogposts
werden sich mit der NNP als journalistischem Produkt sowie mit der
Zukunft des Lokaljournalismus in Limburg befassen.
Wie gestern
schon dargestellt und nicht wirklich überraschend, ist ein Medium nur
dann als Werbeträger interessant, wenn es eine ausreichende Reichweite
hat, also genügend Menschen der sogenannten „werberelevanten Zielgruppe“
erreicht. Im Lokalteil konkurriert „die Nassauische“ hier, sofern es um
klassische Werbeanzeigen von Unternehmen geht, im Wesentlichen mit
Anzeigenblättern wie der Lahn-Post (die durchaus ambitionierte
„Limburger Zeitung“ gab es im vergangenen Jahr nur wenige Monate lang)
und aufgemotzten Amtsblättern wie der „Domstadt“. Während Letztere
hauptsächlich amtliche und Vereinsnachrichten abdrucken, versucht sich
die Lahn-Post auch journalistisch. Dabei fällt auf, dass die freien
Mitarbeiter des Blattes deutlich professioneller agieren als die wenigen
hauptamtlichen. Insbesondere samstags gelingt es den „Freien“
regelmäßig, richtig gute Geschichten zu platzieren, während das
Stammpersonal anscheinend damit beschäftigt ist, wichtige Anzeigenkunden
und eine ihnen nahestehende Partei zufrieden zu stellen.
Rein
quantitativ kann die NNP hier kaum punkten. Ende 2017 lag die Zahl der
Abonnements bei gut 15.000 (siehe Grafik). Definiert man den Kern ihres
Verbreitungsbereiches als den Altkreis Limburg und arrondiert man diesen
ein wenig (zum Beispiel um Dehrn sowie kleinere Teile des ehemaligen
Oberlahngebietes sowie des Westerwald- und des Rhein-Lahnkreises), so
dürften in „NNP-Land“ rund 130.000 Menschen leben. Bei einer
durchschnittlichen Haushaltsgröße von zwei Personen ergibt das 65.000
Haushalte. Das Blatt steckt morgens somit noch nicht einmal in jedem
vierten Briefkasten. Die Konkurrenz von der Lahn-Post kommt zwei Mal die
Woche in potenziell alle Briefkästen – nur „potenziell alle“ deshalb,
weil sich der „Bitte keine Werbung“-Aufkleber immer weiter verbreitet.
Dennoch dürften rund drei Mal mehr Haushalte die Lahn-Post beziehen als
die NNP.
Dass die Nassauische Neue Presse trotz dieses
quantitativen Nachteils für lokale Unternehmen ein interessanter
Werbeträger bleibt, hat qualitative Gründe: Sehr viele Leute werfen die
Gratisblätter direkt von der Zeitungsrolle in die blaue Tonne, einige
nehmen sie wenigstens mit ins Haus und gucken die eingelegten
Werbeprospekte durch, aber nur sehr wenige lesen sie wirklich von vorne
bis hinten durch. Aus den vielleicht 75% der Haushalte, die
Gratiszeitungen bekommen (der Rest hat „Bitte keine Werbung“-Aufkleber)
werden somit vielleicht fünf bis zehn Prozent, die sie lesen – wobei die
Prozentzahlen reine Spekulation sind. Von den zahlenden Abonnenten
einer Zeitung kann erwartet werden, dass sie das Blatt, für das sie
bezahlen, auch konsumieren – und die darin abgedruckte Werbung sie damit
viel zuverlässiger erreicht. Das dürfte der Grund dafür sein, dass die
NNP immer noch voller Unternehmenswerbung ist und dafür nach wie vor
erstaunlich hohe Summen verlangen kann.
Die Werbeanzeigen von
Unternehmen sind aber nur ein Teil des Anzeigengeschäftes von Zeitungen
(gewesen). Zumindest bis vor knapp zwanzig Jahren trugen Immobilien-,
Stellen-, An-/Verkaufs- (z.B. von Autos), Bekanntschafts- und
Familienannoncen erheblich zum Anzeigenumsatz gerade von Lokalzeitungen
bei. Parship, Immoscout&Co haben dieses Geschäft weitestgehend an
sich gerissen. Geblieben sind der NNP eigentlich nur die Todesanzeigen.
Das ist folgerichtig, denn die dem Tod nahe Altersgruppe mitsamt der
meist ähnlich alten Verwandten und Bekannten stellt sicherlich den
Löwenanteil der Abonnenten. Sollten auch noch die Todesanzeigen auf
andere Medien abwandern, dann sieht es für eine Lokalzeitung wie die NNP
düster aus.
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